1637 - Der Spuk, der Nebel und wir
als der normale Nebel. Sie kam mir klebrig vor, und der Geruch war nicht zu beschreiben. Eigentlich neutral, aber trotzdem steckte da etwas in ihm, was mir sehr fremd war.
Er rollte noch näher.
Dann war er dicht vor mir.
In den nächsten fünf Sekunden würde er mich erreicht haben. Mir schössen die Gedanken durch den Kopf. Einer stand an erster Stelle. Ich fragte mich, ob mein Kreuz mir noch so helfen würde wie in den vergangenen Jahren.
Die Antwort erhielt ich einen Atemzug später, denn da umfing mich der Nebel wie ein riesiges Tuch…
***
Glenda Perkins und Suko saßen sich beide immer noch gegenüber. Nur die Breite des großen Schreibtisches trennte sie, aber sehen konnten sie sich nicht. Es war einfach zu finster, es gab kein Licht. Nicht mal einen hellen Streifen, der durch das Fenster gefallen wäre. Die Welt um sie herum war völlig schwarz, und es traf das Sprichwort zu, dass sie die Hand nicht vor ihren Augen sahen.
Bis auf die beiden Punkte.
Sie waren das Zeichen des Spuks. Weder Glenda noch Suko wussten, um was es sich dabei genau handelte. Sie gingen davon aus, dass es möglicherweise Augen waren, aber das musste nicht stimmen.
Jedenfalls hatten sie die Köpfe gedreht, sodass ihr Blick den beiden roten Punkten galten. Nach Sukos letzter Feststellung hatte keiner von ihnen mehr gesprochen. Sie wussten auch nicht, was sie sagen sollten, denn jetzt war es der Spuk, der etwas tun, der sich bemerkbar machen musste.
Er tat es tatsächlich. Es war noch immer ein Phänomen, dass es den Wesen der anderen Seite gelang, in einer normalen menschlichen Sprache zu reden. Sie hörten eine Stimme, deren Klang sie kaum bestimmen konnten. Sie setzte sich aus zwei Faktoren zusammen. Zum einen war sie dumpf, zum anderen schrill. Da mischte sich beides, aber die Worte waren zu verstehen.
»Ich bin gekommen, um euch in das Spiel einzuweihen. Ich weiß, dass ihr zum Team gehört, aber ich hielt es für besser, John Sinclair allein auf die Reise zu schicken.«
»Dann hast du ihn entführt!«, rief Glenda.
»Nein, so darf man das nicht sagen. Ich habe ihn geholt und…«
»Das ist kein Unterschied.«
»Doch. Ich habe ihn geholt, weil ich ihm eine große Chance geben wollte.«
»Soll ich lachen?« Glenda war wütend. Und sie konnte sich nur schwer zusammenreißen.
»Lass ihn reden, Glenda, bitte«, flüsterte Suko.
»Okay.«
Und der Spuk sprach weiter. »Ich habe lange genug zugesehen, wie andere ihre Macht ausbauten. Dazu gehört auch Dracula II. Er hat es geschafft, die Vampirwelt fertigzustellen. Sein Reich ist perfekt geworden. Er hat sich mit einer Armee von Blutsaugern umgeben. Er hat die Köpferin erschaffen, die nicht mehr ist. Er hat das Monster noch in der Hinterhand, das Angst und Schrecken verbreiten kann. Ich habe verfolgt, wie sehr sich John Sinclair und seine Freunde bemüht haben, den mächtigen Vampir zu vernichten. Es ist ihnen nicht gelungen. Sie haben ihn auch beim Aufbau seiner Welt nicht stören können. Aber es gibt einen Punkt, an dem man nicht mehr alles hinnehmen kann. Genau dieser Punkt ist jetzt erreicht, und ich habe beschlossen, dass es so nicht mehr weitergehen kann.«
»Du kämpfst gegen ihn?«, flüsterte Glenda.
»Ja und gegen seine Welt. Ich will sie nicht mehr. Sie soll nicht mehr existieren. Ich habe mir vorgenommen, sie zu zerstören, und ich wollte eurem Freund die Chance geben, dies zu tun. Deshalb habe ich ihn geholt und in die Vampirwelt geschafft.«
Diesmal konnte auch Glenda nichts sagen. In der Schwärze war nur ihr heftiger Atem zu hören, abgelöst wurde er von einem leisen und unecht klingendem Lachen.
»Das kann ich einfach nicht glauben. John soll für dich die Kastanien aus dem Feuer holen und das vernichten, was Mallmann in mühseliger Arbeit aufgebaut hat?«
»Du hast mich verstanden.«
»Aber wie soll er das denn schaffen? Er ist allein. Du lässt ihn ins offene Messer rennen.«
»Er hat Helfer.«
Diesmal lachte Glenda lauter. »Das glaubst du doch selbst nicht. Helfer! Er kann keine haben. Das ist nicht möglich, denn seine Helfer sitzen hier, verstehst du?«
»Ja, so seht ihr euch.«
»Und das sind wir auch. Wie kann er Unterstützung haben, wenn du hier bist und nicht bei ihm?«
»Er hat sie.«
»Und wer wird gewinnen?«
»Ich setze auf ihn.«
»Und wen hat er als Helfer?« Zum ersten Mal mischte sich Suko in das Gespräch mit ein.
»Mich.«
Suko schwieg. Erwartete darauf, dass der Spuk noch eine Erklärung hinzufügte, die
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