1637 - Der Spuk, der Nebel und wir
hatte…
***
Der Todesnebel also!
Ich war davon überzeugt, es mit ihm und nur mit ihm zu tun zu haben. Er war mit das Gefährlichste, was ich überhaupt kannte. Er war einfach nur vernichtend. Wer ihm in die Quere kam, der verlor seine Haut, sein Fleisch. Der Nebel fraß es einfach weg.
Es war kaum zu glauben, dass ich ihn sah. Ich hatte über eine lange Zeit nichts von ihm gesehen oder gehört. Jetzt aber war er da und musste meiner Meinung nach unter der Kontrolle des Spuks stehen, denn nur er konnte ihn geschickt haben.
Und damit stand für mich fest, dass er Dracula II und seiner Vampirwelt keinen Gefallen tun wollte. Im Gegenteil, er hasste diese Welt. Er war ihr Todfeind.
Ich war vom Auftauchen des Nebels so fasziniert, dass ich an nichts anderes mehr denken konnte. Auch nicht an mein Schicksal, denn der Nebel beließ es nicht bei seinem Erscheinen. Der dachte auch nicht daran, sich zurückzuziehen, er bewies, dass er keine Rücksicht kannte, egal, in welcher Welt er sich befand.
Er räumte auf.
Die Schlucht war von einer Seite bis zur anderen von den dicken grauen Schwanden erfüllt, die wie normaler Nebel wirkten und so harmlos aussahen. Das hatten auch die Vampire angenommen, aber sie hatten sich geirrt. Sie konnten dieser Masse auch nicht entkommen, und ich musste keine zweite Silberkugel mehr einsetzen, denn der Nebel nahm es mir ab, die Vampire zu vernichten.
Es war ein lautloses Vergehen der blutsaugenden Geschöpfe. Und es sah seltsam grotesk aus, wie sie sich zu wehren versuchten. Sie streckten ihre Arme vor, sie schlugen um sich, sie trafen sich selbst, aber sie schafften es nicht, die grauen tödlichen Schwaden zu stoppen, die sich um ihre Gestalten gelegt hatten und ihr Werk vollendeten.
Ich wurde Zeuge, wie den Blutsaugern zuerst die Kleidung vom Körper gelöst wurde, dann waren Haut und Fleisch an der Reihe. Der Vorgang lief in einem genauen Ritual ab und war für mich in seiner Grausamkeit schon faszinierend. Ich schaute nicht weg. Zudem wusste ich ja, dass ich keine Menschen vor mir hatte, sondern Wesen, die eigentlich nicht existieren durften.
Haut, Gewebe und Fleisch lösten sich auf, als wären sie von einer scharfen Machete abgetrennt worden. Sie fielen in Stücken oder langen Streifen nach unten und auf dem Weg dorthin wurden sie zu einer schleimigen Masse, die an den jetzt sichtbaren bleichen Knochen entlang zu Boden rann und dort Pfützen bildete.
Die Skelette existierten noch. Sie liefen hin und her, prallten gegeneinander und brachen schließlich zusammen, wobei einige von ihnen noch zersplitterten.
Kein Schuss mehr, keine Kugel vergeuden. Ich hatte einen Helfer bekommen, über den ich mich aber nicht richtig freuen konnte, denn ich wusste, dass der Todesnebel keinen Unterschied zwischen Freund und Feind machte. Wenn er die Vampire vernichtet hatte, würde er sich auf die Suche nach etwas Organischem begeben.
Das war leider ich!
Nach diesem Gedanken und nach dem, was ich gesehen hatte, wurde mir klar, wie wichtig mein Kreuz für mich war. Es war die einzige Waffe, die den Todesnebel stoppen konnte, das hatte ich in der Vergangenheit schon mehrmals erleben können. So musste ich vor dem Todesnebel keine Angst haben, wenn ich das Kreuz besaß.
Aber ich hatte es nicht!
Es lag noch irgendwo auf dem Boden. Mallmann hatte es in Richtung Friedhof geschleudert. Ob es bis zu den Grabsteinen gefallen war, wusste ich nicht. Jedenfalls musste ich es suchen. Zum Glück bestand es aus einem hellen Metall und würde sich deshalb vor dem dunklen Untergrund gut abheben.
Auf keinen Fall wollte ich abwarten, bis alle Vampire vernichtet waren.
Das klappte auch ohne mein Zutun. Ich musste mich um das Kreuz kümmern.
Dass ich dem Nebel meinen Rücken zudrehte, war in diesem Fall nicht tragisch. Die Entfernung zwischen uns war groß genug. Es wäre nur fatal, wenn er vor mir aufgetaucht wäre, dann hätte ich mich in einer tödlichen Zange befunden.
Während ich mein Kreuz suchte, schoss mir ein nahezu verwegener Gedanke durch den Kopf. Es wäre schon so etwas wie ein Wink des Schicksals gewesen, wenn der Nebel es schaffen würde, Dracula II zu fassen.
Auch er hätte keine Chance gehabt. Und ich hätte später sein Skelett zertrümmern können. Ein Ende, das Will Mallmann wahrlich verdient hatte. Aber das waren Wunschträume und würden es auch weiterhin bleiben. Davon ging ich mal aus.
Ich schaute zu Boden, nahm sogar meine Lampe zu Hilfe und näherte mich dem Platz mit den
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