1637 - Der Spuk, der Nebel und wir
gestellt ist. Ich denke mal, dass dies schon ein großer Vorteil ist.«
»Du sagst es.«
Sie schlug mit der Faust auf den Schreibtisch. »Mich macht nur nervös, dass wir nichts tun können, dass wir zur Untätigkeit verdammt sind. Es ist wie ein Fluch. Wir müssen abwarten, ob er zuschlägt oder nicht.«
»Bleib mal auf dem Teppich, Glenda. Wenn John tatsächlich den Todesnebel an seiner Seite hat, kann ihm schon etwas gelingen. Wir beide wären verloren gewesen. Der Nebel hätte uns Haut und Fleisch von den Knochen gefressen und uns zu Skeletten gemacht.«
Glenda sah Suko an. »Wenn du das aus dieser Perspektive betrachtest, hast du recht.«
»Eben.«
»Aber ich will…« Glenda brach mitten im Satz ab, weil sie ein Geräusch aus dem Vorzimmer gehört hatte. Sie stand auf und schaute durch die offene Verbindungstür in den Raum, der soeben von einem Mann durchquert wurde.
Plötzlich stand Sir James in der offenen Tür. Er ließ seine Blicke durch den Raum gleiten, runzelte die Stirn und machte den Eindruck eines Mannes, der spürte, dass sich etwas ereignet hatte.
Seine erste Frage zielte auch darauf hin. »Ist etwas mit John Sinclair? Habt ihr was gehört?«
»Ja.«
Sir James schaute Suko an. Seine Überraschung konnte er nur schwer verbergen.
»Aber er ist nicht zurück?«
»Nein, Sir, aber wir hatten Besuch.« Suko spannte seinen Chef nicht lange auf die Folter. »Es ist der Spuk gewesen.«
Der Satz hatte gesessen. Sir James wollte auch nicht mehr stehen bleiben und ließ sich auf dem Besucherstuhl nieder.
Dann sah er Glenda an, die den ernsten Ausdruck in ihrem Gesicht nicht verdrängen konnte.
»Das stimmt also?«
Glenda nickte.
»Und warum kam er?«
»Um uns aufzuklären, Sir«, sagte Suko. »Er wollte uns etwas über John sagen, den er aus seiner Wohnung entführt hat.«
»Also er ist es gewesen…«, flüsterte Sir James.
»Genau. Und deshalb habe ich auch keine Spuren entdeckt. Um zu erscheinen, brauchte er keine offenen Türen. Für einen wie ihn gibt es keine Hindernisse.«
Sir James sagte erst mal nichts. Aber er holte ein zusammengefaltetes Taschentuch hervor und wischte damit seine Stirn ab, auf der sich ein Film aus Schweiß gebildet hatte. Er schluckte auch und atmete schwer durch die Nase, bevor er fragte: »Hat der Spuk Ihnen beiden mehr erzählt?«
Suko nickte. »Hat er. Es hört sich zwar unglaublich an, aber wir gehen davon aus, dass es stimmt. Denn er ist es gewesen, der John zu einer großen Chance verholfen hat, wenn man ihm Glauben schenken darf.«
»Und wie sieht die Chance aus?«
»Es geht um die Zerstörung der Vampirwelt.«
Nach dieser Antwort war Sir James zum zweiten Mal sprachlos. Er suchte nach Worten, fand auch welche, nur war er nicht fähig, sie in Sätze zu fassen.
»Bitte, reden Sie«, sagte er nur.
Das tat Suko. Glenda mischte sich nicht ein. Sie saß nur auf ihrem Stuhl und starrte auf die Schreibtischplatte.
Als Sir James alles erfahren hatte, musste er erneut Schweiß von seiner Stirn wischen. Er lockerte auch den Knoten seiner Krawatte, schüttelte den Kopf und sagte mit leiser Stimme: »Kaum zu fassen. Aber wenn es zutrifft, dann müssen wir uns auf völlig neue Verhältnisse einstellen. Dann hat Dracula II seinen Stützpunkt verloren.«
»So kann es enden, Sir.«
»Haben Sie Zweifel?«
Die gab Suko zu. »Unter einer Zerstörung stelle ich mir etwas sehr Direktes vor. Dass alles den Bach runtergeht. Ich nenne nur den Begriff Atlantis. Ich bin allerdings skeptisch, dass es in der Vampirwelt dazu kommen wird. Es gibt zwar den Todesnebel, der aber zerstört nur organisches Leben. Wie Menschen, Tiere, möglicherweise auch Pflanzen. Nicht aber Steine oder den Erdboden.«
Sir James dachte kurz nach. »Das kann sein, ist aber auch nicht tragisch. Es ist doch wichtig, dass Mallmanns Kreaturen vernichtet werden. Das entzieht ihm den Boden. Da kann er sich auf nichts mehr verlassen. Er steht dann ziemlich allein da.«
»Sollte man meinen.«
Sir James warf Suko einen leicht fragenden Blick zu. »Nicht?«
Der Inspektor lächelte und hob die Schultern. »So will ich das nicht sagen, Sir. Aber wir kennen Dracula II. Ich rechne damit, dass er noch irgendeinen Trumpf in der Hinterhand hält. Aber Sie haben recht. Es ist schon mal ein Fortschritt, und ich kann nur hoffen, dass John die ganze Sache gut übersteht.«
»Ja, das hoffe ich auch. Dann muss ich noch mal wiederholen, dass es fatal gewesen wäre, wenn Sie ebenfalls durch den Spuk in die
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