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1638 - Leichenspur des Künstlers

1638 - Leichenspur des Künstlers

Titel: 1638 - Leichenspur des Künstlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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haben wir auf unserer Seite. Der Künstler weiß nicht, ob sein Opfer überlebt hat oder tot ist. Da wird er noch Probleme haben.«
    »Du meinst, er wird dann nervös?«
    »Und ob. Er wird auch etwas von dem Trubel vor dem Haus mitbekommen haben, wichtig ist, dass Lilly Lechner etwas sagen kann. Erst dann kommen wir weiter.«
    Aus der linken Richtung hörten wir die Stimmen. Dort ging es zum OP.
    Wir konzentrierten uns darauf und sahen den Pfleger, den wir kannten.
    Er ging neben einem Mann im weißen Kittel und sprach auf ihn ein.
    Zugleich deutete er in unsere Richtung.
    »John, wir bekommen Besuch.«
    »Das denke ich auch.«
    Bevor die beiden Männer uns erreichten, erhoben wir uns von der Bank.
    Der Pfleger verschwand in einem Zimmer, aber der zweite Mann blieb vor uns stehen.
    »Ich bin Doktor Danner.«
    Auch wir nannten unsere Namen. Es reichte, dass Harry seinen Ausweis präsentierte. Nicht ein Muskel zuckte im Gesicht des Arztes.
    »Wie geht es der Patientin?« Harry hatte die Frage nicht länger zurückhalten können. Seine äußerliche Ruhe war nur gespielt, das wusste ich.
    Dr. Danner strich über sein schwarzgraues Haar. Sein Gesicht war sonnenbraun, er schien soeben aus dem Urlaub gekommen zu sein. Auf die Frage hin schüttelte er zunächst den Kopf, dann wollte er selbst etwas wissen.
    »Es war der Künstler, oder? Dieser Unmensch, der schon mehrere Frauen auf dem Gewissen hat.«
    »Sie sagen es.«
    Nach Harrys Antwort sahen wir ihn zum ersten Mal lächeln. »Frau Lechner hat Glück gehabt. Zum Glück waren ihre Wunden nicht so tief, dass sie lebensgefährlich hätten sein können. Wir konnten sie retten.«
    »Und wie ist ihr Zustand?«
    Der Arzt lächelte. »Ich weiß, worauf Sie hinaus wollen, und kann Ihnen sagen, dass er relativ stabil ist.«
    »Dann können wir mit ihr reden?«
    »Ja, das können Sie.« Er lächelte. »Ich weiß ja, um was es geht. In Anbetracht dessen, was auf dem Spiel steht, kann ich es wohl verantworten.«
    Uns beiden fiel ein Stein vom Herzen, und Harry flüsterte: »Das ist wunderbar.«
    Dr. Danner hob die Hand, als wollte er auf die Euphoriebremse treten.
    »Bitte, meine Herren, ich muss Ihnen wohl nicht erst sagen, dass Sie vorsichtig sein müssen. Frau Lechner ist noch sehr schwach. Hinzu kommen die seelischen Folgen, die Sie auf keinen Fall unterschätzen sollten.«
    »Ja, das wissen wir.«
    Der Arzt schaute auf die Uhr. »Ich sage mal, Sie haben fünf Minuten Zeit. Und ich werde so lange bei Ihnen im Krankenzimmer bleiben. Ist das akzeptabel?«
    Wir stimmten zugleich zu.
    »Dann kommen Sie bitte mit.«
    Lilly Lechner lag nicht mehr auf der Intensivstation. Sie war in ein normales Krankenzimmer gebracht worden, in dem sie allerdings allein lag.
    Durch ein Rollo am Fenster war der Raum etwas abgedunkelt worden.
    Das blieb auch so, als wir uns dem Bett näherten.
    Lilly Lechner hatte uns nicht bemerkt. Sie lag auf dem Rücken, und die Decke reichte ihr bis zum Kinn. An zwei Tropfe war sie angeschlossen.
    Von ihren jetzt behandelten Wunden sahen wir nichts. Das Gesicht hatte nichts abbekommen, und so sah sie einfach nur sehr blass aus.
    Es war besser, wenn wir dem Arzt den Vortritt ließen. Er sprach seine Patientin mit leiser Stimme an und erreichte, dass Lilly die Augen öffnete.
    »Sie haben Besuch, Frau Lechner.«
    »Ach…«
    »Fühlen Sie sich in der Lage, mit den beiden Herren zu reden? Wenn Sie nicht wollen, dann…«
    »Wer ist es denn?«
    Dr. Danner musste keine Antwort geben. Das übernahmen wir, denn wir gingen auf das Bett zu und gerieten in ihr Blickfeld.
    Auf ihrem Gesicht, das auf uns jetzt noch kleiner wirkte, breitete sich ein Ausdruck des Staunens aus.
    »Sie?«
    Harry nickte.
    »Aber was möchten Sie?«
    »Ihnen ein paar Fragen stellen. Sie können sich denken, um was es uns dabei geht.«
    In ihrem Gesicht zuckte es. Sie atmete schwer, hörte dabei auch zu, was Harry ihr sagte, und so erfuhr sie von ihm, welchen Berufen wir nachgingen.
    Dr. Danner hatte sich zurückgezogen, sodass auch ich näher an das Bett herantreten konnte. Wir sprachen nicht davon, welches Glück sie gehabt hatte, wir wollten auch keine Einzelheiten wissen, sondern nur erfahren, ob sie den Künstler identifiziert hatte.
    »Sie haben diesen Menschen gesehen, der Ihnen das angetan hat?«, erkundigte sich Harry mit leiser Stimme.
    »Ja, das habe ich.«
    »Können Sie ihn uns beschreiben?«
    Die Frage hatte sie aufgewühlt. Die Hände erschienen am Saum der Decke und verkrallten sich

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