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1638 - Leichenspur des Künstlers

1638 - Leichenspur des Künstlers

Titel: 1638 - Leichenspur des Künstlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nicht. Sie hatten keine Stimmen, aber sie waren trotzdem so nahe, dass er meinte, von ihnen übernommen zu werden. Sie umgaben ihn wie eine Glocke und waren nur für ihn da.
    Er wusste nicht, wie lange er in seiner Stellung ausgeharrt hatte. Er merkte nur, dass seine Konzentration nachließ und es jetzt an der Zeit war, aus seiner kleinen Kapelle zu verschwinden. Er wusste auch nicht, ob er sie je wiedersehen würde. Wenn nicht, war er seinen stummen Vorbildern trotzdem dankbar, denn sie hatten ihm so viel gegeben.
    Im Dunkeln schlich er zurück in den Weinkeller. Danach hatte er es plötzlich sehr eilig und hoffte, dass ihm noch Zeit genug blieb, um zu verschwinden.
    Aufgegeben hatte er noch nicht. Er würde weitermachen, nur auf einer anderen Schiene. Sein Messer wartete noch auf zahlreiche andere Opfer.
    Frank Gilensa kannte sich aus. Er wusste, wie man das Hotel verlassen konnte, ohne gesehen zu werden.
    Genau das tat er - und wartete auf das Dunkel der Nacht…
    ***
    Harry Stahl stoppte den Opel auf dem Parkplatz vor dem Hoteleingang.
    In seinem Gesicht regte sich nichts. Er war ebenso konzentriert wie ich.
    Erst beim Aussteigen sprach er mich an. »Glaubst du, dass er noch hier ist?«
    »Eigentlich schon. Er weiß nicht das, was wir wissen, und das ist unser Vorteil.«
    »Hoffen wir es.«
    Es gab noch einen großen Parkplatz auf der anderen Seite der Straße.
    Dort trafen bereits die ersten Abendgäste ein.
    Wir traten ein und sahen sofort, dass sich einiges verändert hatte. In den Zwischengängen standen Bistrotische. Ein Büffet mit kleinen Appetithäppchen war aufgebaut. Sektflaschen standen in Eiskühlern, aber man konnte auch Wasser und Säfte bekommen.
    Das Personal stand ebenfalls bereit, und direkt hinter dem Eingang wartete Herr Finke.
    Als er uns sah, weiteten sich seine Augen.
    »Wie geht es Frau Lechner?«, fragte er. »Hat sie alles überstanden?«
    »Ja, sie hat Glück gehabt«, sagte ich.
    »Da fällt mir ein Stein vom Herzen.«
    »Und sie hat ihre erste Aussage machen können. Lilly Lechner hat uns den Namen der Person gesagt, die ihr das angetan hat.«
    »Was?«
    »Ja, und Sie kennen ihn!«, sagte Harry. »Er ist ein Mitarbeiter von Ihnen. Frank Gilensa.«
    Der Hoteldirektor wurde von einer Sekunde zur anderen totenbleich. Er stand zwar noch auf den Beinen, aber sein leichtes Schwanken war nicht zu übersehen.
    »Und Sie haben sich nicht geirrt?«
    »So ist es.« Ich stellte sofort die nächste Frage. »Wo können wir ihn finden?«
    Herr Finke räusperte sich. »Ich habe ihn für den Service eingeteilt und jetzt…« Er schüttelte den Kopf. »Das ist schon komisch, jetzt, wo Sie es sagen.«
    »Was ist komisch?«
    »Dass ich ihn nicht mehr gesehen habe. O Gott.« Er strich über seine Wangen. »Ich glaube, ich habe einen Fehler begangen. Aber da habe ich nicht das gewusst, was ich jetzt weiß.«
    »Reden Sie«, forderte ich ihn auf.
    »Ich habe ihm erzählt, was ich weiß. Dass seine Kollegin wohl überlebt hat und aussagen würde.«
    Da hatten wir den Salat. Das war genau das, was wir nicht gebrauchen konnten. Frank Gilensa war kein Dummkopf. Der konnte sich ausrechnen, was wir von nun an unternehmen würden.
    »Wo kann er sein?«
    Herr Finke schaute mich an. Mit seinen Gedanken war er woanders.
    »Ich habe ihn ja in den Weinkeller geschickt, weil er noch Getränke besorgen sollte.«
    »Und er ist nicht mehr gesehen worden.«
    »Ja, schon - ahm - von mir auf keinen Fall.«
    »Wie kommt man in den Keller?«
    Finke gab keine Antwort. Er schaute durch die Glastür auf den kleinen Parkplatz. Über ihn hinweg bewegten sich bereits die ersten Gäste, die wenig später das Hotel betreten würden. Dann musste Finke sie als Chef empfangen.
    »Wir finden den Weg allein. Beschreiben Sie ihn uns.«
    Das tat er.
    Für uns war es kein Problem, in den Keller zu gelangen. Als die ersten Gäste durch die Tür in das Hotel traten, waren wir bereits unterwegs.
    In die Tiefe führte eine Steintreppe. Sie passte zu den Steinwänden, die uns umgaben. Aber sie war auch gut zu gehen, und so hatten wir den Weinkeller schnell erreicht.
    Wir sahen nichts Verdächtiges, verhielten uns allerdings so, als wäre der Keller für uns eine Falle. Wir hatten unsere Waffen gezogen und bewegten uns so leise wie möglich.
    Es war still.
    In den Regalen lagen Weinflaschen. Wir sahen auch große Fässer, die wir passierten, aber nicht die Person, auf die es uns ankam. Es wies auch nichts darauf hin, dass sie hier unten gewesen

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