1639 - Signale aus NGC 6503
sie ein Tabu gibt, das es ihnen verbietet, Aussagen über ihre Heimat zu machen."
„Dann müssen wir das Tabu eben brechen!" ereiferte sich Reginald Bull. „Wir müssen die Ennox dazu zwingen, daß sie uns sagen, woher sie kommen. Das sind wir nicht nur uns selbst, sondern der gesamten Milchstraße schuldig."
„Wie willst du sie zwingen?"
„Das weiß ich nicht. Mit diesem Problem müssen sich Wissenschaftler beschäftigen." Homer G. Adams hatte seinen Freund Reginald Bull nur selten so voll erbitterter Entschlossenheit erlebt wie in diesem Augenblick. „Ich stelle mir vor, daß es eine Methode geben muß, ein paar Ennox, auch gegen ihren Willen festzuhalten - ob sie nun die Fähigkeit des Kurzen Wegs besitzen oder nicht. Haben wir sie erst einmal fest, können wir sie unter Druck setzen - und, bei Gott, das werden wir tun, bis sie uns verraten, was wir wissen wollen."
„Hört sich reichlich barbarisch an", kommentierte Adams. „Du kannst es nennen, wie du willst", reagierte Bull voller Erregung. „Wir können auch die ganze Sache vergessen, die Hände in den Schoß legen und zusehen, wie die ganze Milchstraße im Chaos versinkt."
Adams war nachdenklich geworden. Bulls Argumente verfehlten ihre Wirkung nicht. Er wollte etwas sagen, da meldete sich der Servo zu Wort. Der Servo stellte die Schnittstelle zwischen dem Menschen und dem syntronischpositronischen Computerkomplex des Hanse-Hauptquartiers da. Er war ein äußerlich formloses Gebilde aus mattleuchtender Energie, das unauffällig unter der Decke im Hintergrund des Raumes schwebte. „Es liegt eine wichtige Meldung für dich vor, Homer G.
Adams", sagte der Servo. „Laß sie hören!" wurde er von Adams aufgefordert. „Raumschiff FORNAX hat über Relaisfunk seine Rückkehr zur Erde angekündigt. Es wird um siebzehn Uhr vierzig Ortszeit im Parkorbit Vier-Alpha eintreffen."
Reginald Bull hatte ein vorzügliches Gedächtnis. Obwohl er sich auf Titan wochenlang in die Untersuchung der arachnoiden Relikte vergraben hatte, war er doch über das, was in der Außenwelt vorging, bestens informiert. Er wußte, in welcher Angelegenheit die FORNAX unterwegs war.
Er sah Homer G. Adams an und meinte mit müdem Lächeln: „Vielleicht hat jemand unser Flehen erhört, und Myles Kantor ist mit seinen Leuten tatsächlich erfolgreich gewesen."
Wie immer kam Paunaro auch diesmal wieder unangemeldet.
Ein Monitor schlug an. Man sah vom Kommandostand der FORNAX aus, wie sich der Energieschlauch bildete, der von der TARFALA bis zu einer der kleineren Backbordschleusen reichte. Das übliche Protokoll begann sich abzuwickeln.
Roboter würden den Nakken in der Schleuse empfangen und zur Zentrale geleiten.
Myles Kantor war nach der Rückkehr von Mettra III wieder zur FORNAX übergewechselt. Das war vor drei Tagen gewesen. Seit dem Ende der damaligen Plusphase hatte er kein Wort mehr mit Paunaro gewechselt und war dementsprechend nicht darüber informiert, welches Ergebnis der Nakk mit seinen Messungen und Untersuchungen erzielt hatte. „Wahrscheinlich braucht er Gesellschaft, die ihn in seinem Kummer ein wenig tröstet", spottete Myles, als er Paunaro durch den Schlauch gleiten sah. Aus dieser Perspektive war der Nakk nur ein winziges Lichtpünktchen in der schwach leuchtenden Hülle des Schlauchfelds. „Weswegen sollte er Kummer haben?" fragte Boris Siankow. „Ich kenne mich in der Seele eines Nakken nicht besonders gut aus", antwortete Myles Kantor. „Aber ich hatte den Eindruck, daß Paunaro enttäuscht, sogar verstört war, als die TARFALA es nicht fertigbrachte, innerhalb der Parese-Zone auf überlichtschnelle Fahrt zu gehen."
„Hat er womöglich erwartet, daß sie das könnte?" erkundigte sich Boris verwundert. „Er muß sich eine Wahrscheinlichkeit größer als null ausgerechnet haben, daß das Experiment gelingt. Sonst hätte er sich gar nicht erst die Mühe gemacht."
„Es ist doch völlig klar, daß kein überlichtschnelles Triebwerk unter Parese-Einfluß funktionieren kann", konstatierte Boris Siankow mit der Entschiedenheit dessen, der sich seiner Sache absolut sicher ist. „Das ist voreilig geurteilt", widersprach Myles. „Solange wir nicht wissen, wie das Überlichttriebwerk eines Dreizackschiffes funktioniert, können wir keine Aussage darüber machen, wie es sich unter Parese-Einfluß verhält."
An dieser Stelle wurde die Diskussion unterbrochen. Paunaro schwebte durch das offene Schott herein. „Ich treffe eine Feststellung", begann er
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