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1639 - Signale aus NGC 6503

Titel: 1639 - Signale aus NGC 6503 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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als 15 Grad.
    Boris jedoch spürte davon nichts. Er ging, als bewege er sich auf ebenem Grund.
    Wenige Minuten später erreichte er die Sohle des Felsendoms. Der Gang mündete hier in den Kessel, den er von der Empore aus überblickt hatte. Boris blieb unter der Mündung stehen. Es grauste ihm bei dein Gedanken, sich in das unbeschreibliche Gewühl dort draußen zu mischen, obwohl er wußte, daß für ihn, den Fremden, dies alles immateriell war.
    Obwohl sich Zehntausende von Lebewesen in der riesigen Halle drängten, hätte er unbehindert von hier bis zur gegenüberliegenden Wand gehen können. Für die Wesen, die sich vor den züngelnden Neuropeitschen duckten und in panischer Hast auf den Ausgang zustürzten, war er nicht vorhanden. Er seinerseits würde durch sie hindurchschreiten, als wären sie Luft.
    Dabei war ihm klar, daß er nicht auf Dauer hier stehenbleiben konnte. Er wurde Zeuge, wie Sklaven für Sintas Armee rekrutiert wurden. Er mußte in Erfahrung bringen, wohin der Weg führte, auf dem die Unglückseligen den Kessel verließen.
    Sie strömten an ihm vorbei. Die Todesangst saß ihnen im Nacken. Immer wieder zuckten die vielfach gewundenen Blitze der Neuropeitschen auf. Ein Ungewisser Dunst lag über der Szene, der das Erkennen von Einzelheiten unmöglich machte.
    Es kam Boris mit einemmal so vor, als leuchteten die Peitschen jetzt in rhythmischer Folge auf. Auch das Vorandrängen der Sklaven folgte plötzlich einem gewissen Rhythmus. Wenn die Peitschen aufflammten, stürmten sie vorwärts. Wenn die grellen Peitschenfäden erloschen, verlangsamte sich der Schritt.
    Auch das Geräusch, das ewige Dröhnen und Donnern, das Boris an den Nerven zerrte, wogte jetzt auf und ab, im selben Rhythmus, wie die Peitschen zuckten und die Sklaven sich bewegten. Boris empfand dies alles wie ein exotisches Ballett.
    Die Peitschen und die Geschundenen waren die Tänzer, das Orchester produzierte das an- und abschwellende Dröhnen. Es war ein Geistertanz, fremdartig wie nichts, was Boris je zuvor erlebt hatte, und dennoch empfand er eine tiefe Faszination, die ihn in ihren Bann schlug. Er wurde mitgerissen. Er wollte mittanzen. Es verlangte ihn danach, sich unter die Dahinhastenden zu mischen und den Schmerz der Neuro-Peitsche auf der Haut zu spüren.
    Das war der Augenblick, in dem er begriff, daß das Maleom unterschiedliche Taktiken beherrschte.
    Ein neues Geräusch erhob sich plötzlich über das rhythmische Dröhnen und Donnern. Es schien nicht besonders laut, und doch war es einwandfrei zu hören: „Maluum ... maleuuum ... maleoooom ..."
    Gehetzt sah er sich um. Wo war sie, die vermaledeite Maschine, die so aussah, als wäre sie mit zerbeultem Blech verkleidet? Er sah sie nirgendwo. Dafür erfaßte sein Blick etwas anderes, ganz und gar Unglaubliches.
    Der Dunst, der über der Szene lag, hatte sich für den Bruchteil einer Sekunde geteilt. In diesem Augenblick erkannte Boris eine hochgewachsene Gestalt, die in einen schweren SERUN gekleidet war. Durch die Helmscheibe hindurch sah er das Gesicht des Mannes. „Jecko!" schrie er. „Zurück! Es bringt dich um!"
    Jecko Jeck reagierte nicht. Der Nebel senkte sich wieder. Der Techniker war nur noch ein Schemen unter zahllosen anderen, erkenntlich nur noch - wenn man genau hinsah - an der Körpergröße, mit der er die insektoiden Sklaven um eine halbe Handbreit überragte.
    Die Menge wogte rhythmisch hin und her. Völlig unversehens entstand eine Gasse, durch die der Blick bis zum Mittelpunkt der Felsenhalle reichte.
    Boris erstarrte.
    Dort stand es, häßlich, wie er es in Erinnerung hatte: ein Kasten aus Blech mit mehr Beulen und Dellen, als man im Handumdrehen zählen konnte, einem langen, biegsamen Wedel obenauf, der wie eine Antenne aussah und an dessen Ende ein zerknautschtes Zifferblatt befestigt war.
    Jetzt spürte Boris deutlich, wie die Lockung auf ihn einströmte und sich in seinem Bewußtsein festkrallte. Er hatte keine Zeit, darauf zu achten. Es ging um Jecko Jeck. Boris sah ihn mit weit ausgreifenden Schritten durch die Felsenhalle stapfen, durch die Gestalten der Kriegersklaven hindurch, umzuckt von den lodernden Lichtsträngen der Neuropeitschen.
    Es war offenbar: Er kannte nur ein Ziel. Geradlinig hielt er auf das Maleom, auf die Maschine des Todes, zu.
    Boris hastete hinter ihm her. Er brauchte sich jetzt nicht mehr zu überwinden, in die Menge zu tauchen. Sein eigenes Sehnen drängte ihn dazu, dem Maleom so nahe wie möglich zu kommen. Jecko Jeck war

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