164 - Der Todessarkophag
Annäherung eines Dämons melden sollte. Doch Don Hermano hatte nur etwas von „modernem Firlefanz" geknurrt und seinen Vorschlag rundweg abgelehnt.
„Verdammter, alter Narr", ärgerte sich Fernando.
Er eilte in einen Nebenraum und aktivierte eine Kugel. Doch keine Botschaft war gespeichert.
Sollte sich Rebecca tatsächlich in Chile aufhalten, dann war sie sicherlich bei einer der zahllosen Vampir-Sippen zu Gast, die von den Munantes geduldet wurden. Mit ihnen konnte er keine Verbindung aufnehmen, denn sie besaßen nicht einmal magische Kugeln.
Rasch sprach er mit einigen seiner Freunde, auf die er sich verlassen konnte, und mit einigen seiner Blutsverwandten. Sie sollten sich umhören, vielleicht hatte irgend jemand Rebecca gesehen.
Ruhelos lief Fernando Munante-Camaz im Zimmer hin und her. Neunzig Minuten waren bereits verstrichen, und er war keinen Schritt weitergekommen.
Endlich meldete sich einer seiner Brüder.
„Rebecca wurde gestern in Iquique gesehen", berichtete er. „Dort übernachtete sie bei einer VampirSippe."
„Das ist eine gute Nachricht", freute sich Fernando.
„Sie ist mit einem blauen Mercedes unterwegs", sprach sein Bruder weiter. „Am späten Nachmittag wurde sie bei der Kontrollstelle in Huara registriert, doch bis jetzt ist sie nicht bei der nächsten Kontrollstation in Cuya eingetroffen."
„Hervorragend, mein lieber Bruder."
„Es gibt nur zwei Möglichkeiten, wohin sie gefahren sein kann. Entweder nach Tarapaca oder zum kleinen Hafen Pisagua. Das werde ich aber vermutlich in ein paar Minuten wissen, denn ich habe in Iquique jemand zur Vampir-Sippe geschickt, der sie ausfragen wird. Vielleicht hat ihnen Rebecca verraten, wohin sie wollte."
„Ich danke dir, Bruder. Ich werde mich für diesen Dienst großzügig revanchieren."
„Gern geschehen. Ich melde mich wieder."
Auf die eignen Verwandten ist eben doch Verlaß, dachte Fernando. Niemals hätte er sich an einen Munante gewandt, denn irgendwie betrachteten sie ihn noch immer als lästigen Eindringling.
Sein Blick wanderte ständig zwischen der Kugel und seiner Uhr hin und her. Noch genau 14 Minuten blieben ihm, dann mußte er sich bei Don Hermano melden.
„Beeile dich, Bruder", flüsterte er.
Fünf weitere Minuten vergingen, dann erschien das lächelnde Gesicht seines Bruders in der Kugel. „Die Vampir-Sippe wollte zuerst nicht mit der Wahrheit heraus, doch ein paar Drohungen reichten. Rebecca will eine alte Inka-Familie in der Nähe von Tarapaca besuchen. Tupac soll diese VampirSippe heißen. Ich habe noch nie zuvor etwas von ihnen gehört. Kennst du sie, Fernando?"
„Der Name ist mir natürlich bekannt. Aber diesen Clan kenne ich auch nicht."
„Weshalb interessierst du dich so für diese Rebecca, Fernando?"
„Ein Auftrag von Don Hermano. Ich soll ihren Aufenthaltsort herausfinden und sie beobachten. Mehr weiß ich selbst noch nicht."
„Solltest du meine Unterstützung benötigen, dann wende dich an mich, mein lieber Bruder."
„Das werde ich tun, Lorenza."
Don Hermano hatte Elia Gereon zum Bleiben zu überreden versucht. Doch hatte Gereon einmal einen Entschluß gefaßt, dann war er davon nicht mehr abzubringen.
Hermano Munante war auch ein wenig erleichtert, daß sein alter Freund endlich gegangen war.
Seine Anwesenheit war doch manchmal lästig, denn Hermano konnte sich nicht so geben, wie er es eigentlich wollte.
Er war nun zweihundertdreißig Jahre alt und hatte sich im Lauf der Jahre grundlegend geändert. Das wahrhaft Dämonische und Böse war erst in den letzten fünfzig Jahren so richtig durchgebrochen, doch vor Elia Gereon spielte er noch immer den kultivierten Magier. Eine Rolle, die ihm immer lästiger wurde. Außerdem traute er Elia Gereon nicht ganz. Von verschiedenen Seiten hatte er höchst widersprüchliche Aussagen über Gereon erhalten, der manchmal behauptete, daß ihn Olivaro auf eine Insel verbannt hatte, dann aber wieder erzählte, daß er in einer Wüste gefangengehalten worden war. Auch in den Jahreszahlen irrte er sich häufig, natürlich gab es dafür auch eine simple Erklärung: Er hatte sich noch immer nicht von den damaligen Schrecken erholt.
Jetzt konnte Hermano endlich die Maske fallenlassen. Entspannt lehnte er sich zurück, und vergessen war Elia Gereon, der sich für ein weiteres Jahr zurückgezogen hatte.
Er dachte an Luguris Auftrag. Dieser Erzdämon wurde von ihm nur wenig geliebt. Mit Asmodi war er wesentlich besser ausgekommen, und sogar mit Olivaro hatte er
Weitere Kostenlose Bücher