164 - Der Todessarkophag
Kugel empfangen kann, doch daran hatte ich damals nicht gedacht."
Fernando enthielt sich seiner Meinung.
„Sobald die drei Untoten ihre Aufgabe erfüllt haben, zerfallen sie zu Staub. Das wirst du merken, wenn sich die Kugel verfärbt."
„Und was geschieht, wenn Rebecca die Flucht gelingen sollte?"
„Du dummer Naseweis, das ist ausgeschlossen."
Schweigend starrten sie die Kugel an. Nach ein paar Minuten veränderte sie tatsächlich die Farbe. Sie war nun grau.
„Es hat funktioniert", freute sich Don Hermano. „Rebecca und der Vampir sind tot. Da wird sich aber Luguri freuen, daß es so rasch geklappt hat. Irgendeiner deiner mißratenen Brüder soll Rebeccas Überreste einsammeln. Die Macheten soll er mitnehmen und das Vampir-Haus anzünden. Sobald das geschehen ist, gibst du mir die Erfolgsnachricht durch, dann erst werde ich Luguri verständigen."
Don Hermano unterbrach die Verbindung.
„Dieser verkalkte Narr", brummte Fernando. Er war alles andere als davon überzeugt, daß Rebecca tot war. Die Vampirin hatte Toths Erbe angetreten, und wenn man den Gerüchten Glauben schenken durfte, dann war sie sogar ein wenig magisch begabt. Außerdem waren da noch diese Fledermausgeschöpfe, die sie überallhin begleiteten und schützten. Fernando konnte sich kaum vorstellen, daß sich Rebecca von den drei Untoten hatte überraschen lassen.
Er war so in Gedanken versunken und hatte dem Tisch den Rücken zugekehrt, daß er es nicht merkte, als die Kugel für ein paar Minuten wieder schwarz wurde.
Widerstrebend setzte er sich mit Lorenza in Verbindung, den er genau informierte und deutlich warnte. Sein Bruder sollte keinesfalls ein Risiko eingehen.
Dann begann für Fernando das lange Warten.
In einer Feuerstelle in der kleinen Hütte brannten ein paar Holzscheite, das war die einzige Beleuchtung. An den Wänden hingen ein paar kunstvoll verzierte Masken und magische Gegenstände, deren Bedeutung Rebecca nicht kannte.
Der Inka-Priester und die Vampirin hockten einander gegenüber und musterten sich feindselig. Rebecca schob mit einer fließenden Bewegung das lange Haar über die Schultern, und dabei spannte sich die knappe Bluse über ihren festen Brüsten. Die hautenge Hose betonte die Länge ihrer Beine. Wenig modisch hingegen waren die festen Lederschuhe, die aber für diese Gegend zweckmäßig waren.
„Jetzt reicht es mir langsam, Inka-Priester", sagte Rebecca. „Ich will möglichst bald diese unerfreuliche Umgebung verlassen. Und ich fürchte, daß das Erwachen der Untoten nicht unbemerkt geblieben ist. Ich fürchte, daß wir bald höchst unwillkommenen Besuch erhalten werden."
„Da muß ich dir zustimmen. Was willst du wissen?"
„Ein wenig mehr über dich, mein düsterer Priester. Woher wußtest du von Tupac, den Untoten, und wie hast du die magische Schutzglocke errichtet?"
„Das sind recht viele Fragen, Dämonin. Du gehörst auch dieser Organisation an, die man als Schwarze Familie bezeichnet?"
„Das streite ich nicht ab. Doch ich verfolge meine eigenen Interessen. Beantworte endlich meine Fragen."
„Ich werde eine lange Geschichte kurz erzählen. Nach der Zerschlagung der Vizekönigreiche gehörten die Wüstengebiete Tarapaca und Atacama zu Bolivien. Um dieses Gebiet scherte sich niemand. Aber plötzlich begann man sich für den meterhohen Vogeldreck mit dem Salpeter zu interessieren - wertvolles Düngemittel und gut zu verwenden für die Herstellung von Schießpulver. Die Chilenen begannen einfach mit dem Abbau, ohne sich um die Proteste Boliviens zu kümmern. 1879 erklärte Chile Bolivien den Krieg, der als Salpeterkrieg in die Geschichte einging."
„Das ist mir alles bekannt", unterbrach ihn Rebecca ungeduldig. „Ich bin nicht an Geschichtsunterricht interessiert."
„Mein Stamm lebte damals in Peru. Die Chilenen beschlossen, endgültig reinen Tisch zu machen und kämpften auch gegen Peru. Kurze Zeit nach Ausbruch der Kämpfe waren die bolivianischen Truppen aufgerieben. Gegen Peru verlief der Krieg vorerst nicht so erfolgreich, da gab es einige Schlappen für die chilenischen Verbände. Aber dann wendete sich das Blatt, die Chilenen eroberten Lima. Das ganze riesige Gebiet fiel an Chile. Während der Kriegswirren verließ mein Stamm die alte Heimat und ließ sich hier nieder. Mein Großvater war ein mächtiger Hoherpriester, er entdeckte den unwürdigen Vampir, der ihm seine Geschichte erzählte. Daraufhin wurde die ganze Umgebung abgesucht, und in der Wüste wurden die drei
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