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164 - Der vielarmige Tod

164 - Der vielarmige Tod

Titel: 164 - Der vielarmige Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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ein Frachter. Ihm folgte ein Katamaran voller halbnackter Männer mit Stirnbändern, die Krummsäbel schwangen und Schmähungen schrien. Kurz bevor sie die nächste Flussbiegung erreichten, karrte die Besatzung des Frachters eine Kanone an Deck. Dann krachte es, aber da waren beide Boote schon außer Sichtweite.
    Pofski kehrte zu Karan Khan zurück, der aus den Eiern und einigen Zutaten ein riesiges Omelett geschaffen hatte. Die Männer setzten sich um das erlöschende Feuer, mampften mit Holzbestecken aus Pofskis Fundus direkt aus der Pfanne und ließen es sich schmecken.
    »Wer ist diese Aluura eigentlich?«, fragte Karan Khan plötzlich.
    »Aruula«, verbesserte Pofski ihn.
    »Genau. Ich habe sie gesehen, als ihr über den Marktplatz flogt. Ich muss schon sagen, dass sie meiner Base Kavita bestimmt gefallen würde.«
    »Deiner Base?«, fragte Pofski überrascht. »Dir nicht?«
    »Doch, doch… schon.« Karan Khan errötete. »Es ist nur so, dass Kavita Frauen viel lieber mag. So wie ich Männer reizvoller finde.«
    Kapitän Pofski verschluckte sich fast und fragte sich, was an dem Gerücht dran war, dass schöne Männer meist auch schöne Männer liebten. In diesem Land – er war schließlich nicht blind – gab es Unmengen schöner Männer und Frauen. Auch Indiira schien mehr Gefallen an Aruula gefunden zu haben als an ihm…
    »Aruula stammt aus Euree«, sagte Pofski, um das peinliche Schweigen zu durchbrechen. »Geboren ist sie auf einer von dreizehn Inseln hoch im Norden. Als Kind wurde sie von einer Horde des Wandernden Volkes geraubt und zog mit ihr durch die Lande, bis ihr ein Mann begegnete, der in einer Maschine vom Himmel fiel. Sein Name war Maddrax.«
    »Eine Flugmaschine? So wie deine?«
    »Aber nicht doch.« Kapitän Pofski zog die Nase hoch.
    »Aruula erzählte von unglaublichen Dingen. Das hier…«, er deutete auf den über ihnen schwebenden Ballon, »… ist gerade mal der erste Schritt in eine noch unbekannte Zukunft. Die Maschine von Maddrax ritt auf einem Feuerstrahl und war mehr als hundert Mal so schnell! Sagt sie.«
    Karan zog eine Braue hoch. »Das klingt… ziemlich verrückt.«
    Der Russe zuckte die Schultern. »Wie auch immer – Aruula ist eine sehr ansehnliche Frau, da nehme ich es gern in Kauf, wenn sie ein bisschen verrückt sein sollte. Was aber nicht der Grund ist, dass ich sie vor den Kaàliten retten will.«
    »Und was ist der wahre Grund?« Karan Khan machte große Augen.
    »Das Motto unserer Familie«, erwiderte Pofski. »Es lautet: ›Ein Pofski lässt keinen Genossen im Stich!‹ Wie ich aus den Aufzeichnungen meiner Ahnen weiß, haben wir es schon unter dem Zaren Josip so gehalten!«
    »Ich bin beeindruckt.« Karan Khan nahm die Pfanne und begab sich ans Wasser, um sie auszuspülen. Er hatte sie kaum ins Nass getaucht, als sich genau vor ihm ein riesiges, mit Zähnen bewehrtes Maul öffnete und die Pfanne mit einem Happs verschlang.
    Karan schrie vor Schreck auf. Kapitän Pofski, der gleich hinter ihm stand, packte ihn am Kragen und riss ihn zurück.
    Sekunden später durchbrach ein zweites Reptil den Wasserspiegel und machte einen Versuch, dem ehemaligen Karawanenführer auch noch den Arm abzubeißen.
    »Das reicht für heute«, sagte Karan Khan, als das Schlottern seiner Knochen abgeklungen war und er sich wieder auf die Beine erheben konnte. »Lass uns weiter fl… fahren. Je schneller wir hier weg sind, umso besser.«
    Pofski schaute traurig auf den Fluss. »Meine schöne Bratpfanne…«
    Karan nahm seinen Arm und zog ihn zur Feuerstelle. »Wenn ich Onkel Jawaharlals Belohnung kriege, kaufe ich dir eine neue.« Sie sammelten die Gewürze und Bestecke ein und kletterten die Strickleiter hinauf.
    Das Wetter blieb schön.
    Der weitere Flug verlief ohne Zwischenfälle. Unter ihnen wurden die den Dschungel kreuzenden Ströme zahlreicher.
    Wäre Karan Khan nicht ortskundig gewesen – Pofski hatte arge Zweifel, ob er die Strecke allein hätte bewältigen können.
    Doch sein Gefährte wusste sich so gut zu orientieren, dass der Aeronaut die Gelegenheit beim Schopf ergriff, um ein paar Stunden Schlaf nachzuholen.
    ***
    Als Kapitän Pofski erwachte, stand die Sonne ziemlich tief.
    Sie folgten nun einem Fluss, der in früheren Zeiten unter dem Namen Yamuna bekannt gewesen war. Wie er heute hieß, konnte Karan Khan nicht sagen. Pofski bezweifelte, dass es den Fluss interessierte, wie die Menschen ihn nannten.
    Bewohnt schienen seine Ufer ohnehin nicht zu sein.
    In gewissen

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