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164 - Der vielarmige Tod

164 - Der vielarmige Tod

Titel: 164 - Der vielarmige Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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sich gute dreihundert Ellen über dem Wasser befanden, zog Pofski den Kopf ein und schloss die Augen, als er auf die Detonation wartete.
    Zu seinem Erstaunen geschah jedoch nichts. Als er die Augen wieder öffnete und wie sein Gefährte nach unten schaute, sah er die Granate auf die Deckplanken der Barkasse knallen, abprallen und im hohen Bogen ins Wasser plumpsen.
    »Ein Blindgänger!«, rief Karan bestürzt. »Das darf nicht wahr sein! Ich habe ein Vermögen dafür bezahlt!« Er stürzte sich auf die Kiste, in dem ihre sonstigen Einkäufe lagerten, und entnahm ihr eine zweite Granate.
    Unter ihnen waren ein Dutzend Hundsgesichter mit Armbrüsten an Deck ihres Schiffes aufmarschiert und ließen eine Bolzensalve auf die tätowierten Lederglatzen prasseln. Ein Eindringling griff sich an den Hals, bevor seine Knie einknickten und er auf die Planken sank.
    Neben ihm stürzte ein anderer, in dessen Brust ein Bolzen steckte, über die Reling zu den Reptilien, die sich mit peitschenden Schweifen um seinen Kadaver rauften.
    Auch Karans zweite Granate erwies sich als Fehlinvestition.
    Entweder hatte Omar sie betrogen oder das in dem Metallei enthaltene Pulver war im Laufe der Jahrhunderte unbrauchbar geworden.
    Andererseits brauchten sie sich nun nicht mehr vor dem Beschuss der Tätowierten zu fürchten: Der mit Eisenplatten verstärkte Bug des größeren Schiffes rammte ihre Barkasse längsseits und schlitzte sie auf. Zwei weitere Eindringlinge fielen über Bord und wurden von den Reptilien zerrissen. Ihre Schreie klangen Pofski noch lange in den Ohren. Die Angreifer enterten die Barkasse mit Krummsäbeln. Sekunden später sprühten ihre und die Klingen ihrer Gegner Funken.
    Dann ließ der Ballon das Kampfgetöse hinter sich, denn er geriet in einen schnellen und günstig wehenden Wind. Im Nu brachten sie einen Kilometer hinter sich und konnten aufatmen.
    »Was ist mit den Granaten?«, fragte der Russe, als Karan Khan sich schwer atmend auf den Korbboden sinken ließ.
    »Ich habe schlimme Befürchtungen.« Karan massierte sein Kinn und sah sehr nachdenklich aus. »Ohne entsprechende Waffen haben wir gegen diese Leute keine Chance. Ich habe auf die Wirkung gesetzt, die unerwartete Explosionen auf Menschen haben. Wenn diese Dinger nicht funktionieren…«
    Er zuckte die Achseln. »Wir sind nur zu zweit. Das wird unsere Gegner wenig beeindrucken.«
    »Vielleicht waren nur die beiden Eier kaputt, die du geworfen hast«, sagte Pofski. »Vielleicht sind die anderen ja in Ordnung!«
    »Ja, vielleicht.« Karan nickte und warf einen Blick in die Kiste, in der die restlichen Granaten und die inzwischen zu handlichen Benzinbomben umfunktionierten Flaschen lagen.
    »Aber wie kriegen wir es raus? Wenn wir die dritte Granate abwerfen und sie explodiert… wer garantiert uns, dass die vierte und die fünfte uns nicht im Stich lassen, wenn wir sie brauchen?«
    ***
    Die Sonne war weg.
    Kühle Finsternis breitete sich unter ihnen aus und ließ die beiden Männer frösteln.
    Kapitän Pofski hob die Nase in die Luft und witterte Regen.
    Das war nicht gut: Hier oben im Ballon waren sie bei einem Unwetter ungeschützt. Außerdem konnten sich Wassermassen ungünstig auf den Ballon und den heißen Ofens auswirken.
    »Wir müssen runter.«
    »Aye, aye, Käpt'n.« Karan Khan nickte. Während Pofski an Seilen zog, um sein Gefährt abzusenken, nahm Karan das Binocular und hielt nach einem Landeplatz Ausschau, an dem sie die Nacht verbringen und dem Regen entkommen konnten.
    Plötzlich fuhr er aufgeregt herum und rief: »Da! Da! Das Tasch'mahaal! Der Tempel der Kaàliten!«
    Kapitän Pofski reckte den Hals. Aus dem grünen Gewoge des Dschungels ragte der beeindruckende Zwiebelturm eines noch beeindruckenderen weißen Marmorgebäudes in den Himmel.
    Um den Tempel herum hatten die Kaàliten dem Wald einen ungefähr zehn Schritte breiten Landstreifen abgerungen. An der Seite, der sie sich näherten, befand sich ein reich verziertes Eingangsportal aus rotem Sandstein und Marmor. Davor lag ein gut zehntausend Quadratellen großer Park, in dem exotische Bäume, Büsche und Blumen gediehen.
    »Der Totenacker«, murmelte Karan Khan und schauderte.
    »Der Legende nach verscharren sie dort die Überreste ihrer Opfer, nachdem Kaàli sie ausgesaugt hat.«
    »Klingt ja schauderhaft.« Kapitän Pofski schüttelte sich.
    Der Yamuna machte einen Knick. Da sie es für angeraten hielten, sich der Höhle des Gegners nicht frontal zu nähern, folgten sie seinem weiteren

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