164 - Mr. Samba - Mr. Tod
sein neues Gesicht gewöhnen müssen. Er würde dafür sorgen, daß er nach der Gesichtsoperation noch besser aussah als heute.
Unruhig schaute er auf seine Uhr. Im Geist sah er Wendell Caulfield den Koffer aufnehmen und das Haus verlassen. Er rechnete sich aus, daß der Museumsdirektor etwa 45 Minuten brauchte, um den Schließfachschlüssel abzuliefern.
Das wurden die längsten 45 Minuten seines Lebens. Als 35 Minuten um waren, verließ Shaddock Luanas Wohnung. Als Caulfield eintraf, lag Shaddock bereits auf der Lauer.
Er beobachtete den Museumsdirektor aus sicherer Entfernung. Caulfield legte den Schließfachschlüssel hinter eine moderne Skulptur, die neben dem Eingang eines kleinen schattigen Parks stand.
Shaddock sah, wie sich Caulfield suchend umblickte und dann zum wartenden Taxi zurückkehrte, mit dem er gekommen war.
Nachdem sich der Wagen entfernt hatte, ließ Shaddock noch eine Minute verstreichen, dann holte er sich den Schlüssel. Ein unbeschreibliches Gefühl bemächtigte sich seiner, als sich seine Finger darum schlossen.
Ein Stück Metall, ein Schlüssel verkörperte für ihn alles, wovon er immer schon geträumt hatte: ewige Ferien, unbegrenzter Reichtum, Glück mit einer wunderschönen Frau.
Er hielt den Schlüssel zu seinem neuen Leben in seinen Händen.
Wieder in Luanas Apartment, wartete er, bis Wendell Caulfield zu Hause sein mußte, dann rief er ihn an. »Ich bin mit Ihnen sehr zufrieden«, lobte er den Museumsdirektor.
»Haben Sie den Helm schon?«
»Ich hole ihn mir am Abend.«
»Dann bleibt Fenmore noch so lange Ihr Gefangener?«
»Ich sagte Ihnen doch, er fühlt sich wohl bei uns. Er sieht sich nicht als Gefangener , und es mangelt ihm an nichts.«
»Trotzdem verstehe ich nicht…«
»Es gibt Dinge, die erledigt man besser erst, nachdem die Sonne untergegangen ist«, erklärte Shaddock.
»Sagen Sie das nicht nur, um Zeit zu gewinnen?«
Shaddock lachte. »Haben Sie überhaupt kein Vertrauen zu mir? Das kränkt mich. Ich war bisher doch sehr fair zu Ihnen, oder etwa nicht?«
»Geht es Fenmore wirklich gut?«
»Wenn ich es Ihnen doch sage.«
»Warum darf ich dann nicht mit ihm reden?«
»Heute abend dürfen Sie mehr als das. Sie werden ihn in Ihre Arme schließen, und er wird Ihnen erzählen, wie nett wir alle zu ihm waren.«
***
Um 19 Uhr trafen die ersten Gäste ein. Dean Sullivan hieß sie im schwarzen Maßsmoking herzlich willkommen. Er hatte sich am Nachmittag eine Stunde hingelegt und sich anschließend von seinem Masseur durchkneten lassen. Mit einer eiskalten Dusche nach einer dicken Gesichtspackung verhalf er sich zu einem beinahe jugendlichen, lebenssprühenden Aussehen.
Es war wichtig im Geschäftsleben, stets gesund und vital zu wirken. Mit einem abgeschlafften Typ ließ sich niemand gern ein. Nicht umsonst gab es ein eigens für Manager entwickeltes Konditionstraining.
Man kam zu Sullivan, um zu sehen und gesehen zu werden. In seinem Haus wurden alte Verbindungen aufgefrischt und neue Kontakte geknüpft.
Jeder profitierte davon. Dementsprechend locker und gelöst war die Stimmung nach ganz kurzer Zeit. Diese Zusammenkünfte in Sullivans Haus hatten stets profitträchtige Nachwirkungen.
Niemand in dieser illustren Runde ahnte, daß Dean Sullivan zur Zeit große Sorgen hatte, und nicht einmal er selbst wußte, daß dies seine letzte Party war, denn Parembao, der Rächer aus dem Urwald, befand sich bereits in seinem Haus.
Während sich Dean Sullivan und seine Gäste amüsierten, während sie sich vom kalten Büffet die erlesensten Gaumenfreuden holten und dem Alkohol reichlich zusprachen, schlich der Mörder mit dem Blasrohr durch den Flur des Obergeschosses.
Er bewegte sich lautlos wie ein Panther, der sich an seine Beute heranpirscht. Ein magisch vergifteter Pfeil befand sich bereits im Blasrohr.
Er würde Sullivan einen qualvollen Tod bringen. Parembao hatte noch nicht vergessen, was Dean Sullivan vor 20 Jahren getan hatte, und er würde ihm auch nie verzeihen.
Es gibt Taten, die müssen auch dann gesühnt werden, wenn sie ewig lange zurückliegen. Indirekt hatten die drei Engländer damals das Aussterben der Wabaro-Indianer verschuldet.
Parembaos Zauberkraft hatte ohne den Helm nicht ausgereicht, seinen Stamm am Leben zu erhalten. Es gab Leute, die behaupteten, es wäre nicht schade um die Wabaros, weil sie ohnedies nur Böses getan hatten und sich von der Hölle leiten ließen, die durch ihren Häuptling und Medizinmann zu ihnen sprach.
Aber das
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