1640 - Ein teuflischer Nachbar
hätte ich ihr widersprochen, aber in diesem Fall wollte ich keine längeren Diskussionen.
»Machst du nun mit oder nicht?«
Sie hob die Schultern. »Vielleicht. Aber erzähl mir zuvor etwas über diese Claudine. Sie scheint euch ja stark beeindruckt zu haben.«
»Nur negativ«, sagte Jane.
Die Vampirin lachte. »Ich mag Dominas. Kann sein, dass wir beide viel Spaß miteinander bekommen.«
»Das ist deine Sache.«
»Und was soll später mit ihr geschehen?«, fragte Justine. »Gehört sie dann mir?«
Ich hatte die Frage erwartet. Aber nicht nur ich. Auch Jane und Suko schoss das Blut ins Gesicht. Wenn wir Justine die Domina überließen, würde sie deren Blut trinken und anschließend, bevor sie zu einem Vampir geworden war, töten. Das waren leider die Regeln, die mir nicht gefielen, wobei ich gegen sie auch kaum etwas ausrichten konnte.
Ich wich der Frage durch meine Antwort aus. »Wir werden sehen, wie es läuft. Außerdem sind wir in der Nähe. Zwar nicht im selben Haus, aber gegenüber.«
»Dann schaut ihr zu?«
»Darum geht es nicht«, sagte Suko. »Diese Claudine van Straaten ist uns egal. Du hast den Namen Adrian Block gehört. Um ihn allein geht es uns.«
»Ja, ich erinnere mich.«
»Unterschätze ihn nicht. Er steht auf der anderen Seite, Justine.«
»Aber von euch aus gesehen.«
»Natürlich.«
»Dann kann ich ihn in meine Arme schließen.«
Es hatte keinen Sinn, wenn wir weiterhin über das Verhalten einer Gestalt theoretisierten, dessen wahre Aufgabe wir noch nicht kannten.
Wir wussten wohl, dass er ein Killer war, aber was tatsächlich hinter Adrian Block steckte, war uns bisher verborgen geblieben.
»Er gehört uns«, erklärte ich, »es wäre nur von Vorteil, wenn du ihn uns in die Arme treiben würdest. Du kannst dich mit Claudine van Straaten beschäftigen.«
»Ja, das hätte ich sowieso getan.«
Jane legte die Hände flach auf ihre Knie. »Dann stimmst du also unserem Vorschlag zu?«
Über das glatte Gesicht zog sich ein süffisantes Lächeln. »Ja, ich bin dabei.«
Uns fiel zwar kein großer Stein vom Herzen, doch erleichtert waren wir schon. Wir mussten nur darauf achten, dass die Cavallo nicht durchdrehte und in einen wahren Blutrausch geriet. Es wäre nicht das erste Mal gewesen.
»Wann starten wir?«
»In einer halben Stunde.«
Sie stand auf. »Gut, sagt mir dann Bescheid.« Nach diesem Satz verließ sie das Zimmer.
Wir blieben zurück und sagten erst mal nichts. Keinem von uns war wohl bei diesem Plan. Aber einen besseren gab es nicht, und wenn dieser Adrian Block auftauchte, dann sah er jemanden vor sich, mit dem auch er seine Probleme haben würde.
Jane winkte ab und sagte mit leiser Stimme: »Ich habe trotzdem ein ungutes Gefühl.«
»Vergiss es.« Ich stand auf. »Wir haben es hier im wahrsten Sinne des Wortes mit einem teuflischen Gegner zu tun, der mit einer großen Macht ausgestattet wurde und der für die Mächtigen der Londoner Unterwelt der ideale Killer ist.«
»Ja, du hast recht, John. Das darf man bei allem nicht vergessen…«
***
Jane Collins hatte vor unserer Abfahrt noch mal mit Robin Dench telefoniert und herausgefunden, dass er doch schneller weggekommen war als gedacht. Er befand sich bereits in der Nähe der Wohnung. In wenigen Minuten würde er sie erreicht haben.
Und jetzt saßen wir im Rover. Wir Männer vorne. Jane und Justine auf dem Rücksitz.
Justine sah aus wie immer. Ich ging davon aus, dass Claudine van Straaten große Augen bekommen würde, wenn sie Justine sah. Da trafen sich zwei auf fast der gleichen Ebene.
Justine stellte keine Fragen. Hin und wieder lachte sie über ihre eigenen Gedanken oder leckte sich über die Lippen, wie ich im Innenspiegel erkannte. Sie war voller Vorfreude. So kamen mir erneut Zweifel, ob wir das Richtige getan hatten. Aber an einer Kette ließ sich die Blutsaugerin nicht halten.
In dieser Gegend fuhr man nicht schnell, und so rollten auch wir langsam in die Straße ein, in der die beiden für uns so wichtigen Häuser lagen. Es gab einen Unterschied zu unserem ersten Besuch. So schnell fanden wir keinen Parkplatz, und deshalb mussten wir bis zum Ende durchfahren und dort wieder wenden, denn auf dem Weg hatten wir eine schmale Einfahrt entdeckt.
Dahinter lag ein Hof mit Rasenflächen, aber auch mit genügend Platz, um dort parken zu können. Auch wir fanden noch eine Stelle und waren froh.
Beim Aussteigen kam ein Mann in einem Overall auf uns zu. Er war mit einer Harke bewaffnet und übte wohl den
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