1640 - Ein teuflischer Nachbar
Stimme überhörte Claudine. Sie war einfach zu selig. »Komm, setzen wir uns. Du glaubst gar nicht, wie bequem diese Landschaft ist.«
»Das sehe ich schon.« Justine ließ sich als Erste in die Polster fallen.
Dabei schwappte etwas Champagner über und rann über ihre Hand. Sie leckte die Tropfen weg.
Claudine saß noch nicht. Sie stand auf und schaute auf die blonden Haare ihrer neuen Freundin.
»Ist was mit mir?«, fragte Justine.
Claudine schüttelte den Kopf. »Ich frage mich, warum wir uns nicht schon früher getroffen haben.«
»Keine Ahnung.«
»Aber jetzt wollen wir das Zusammensein genießen. Es gibt kein Zurück mehr.«
»Das stimmt, Claudine.«
Den Hintersinn der Worte bekam die Domina nicht mit. Sie hatte etwas anderes vor, stellte ihr Glas ab und begann damit, sich langsam auszuziehen…
***
Robin Dench empfing uns an der Tür. Er war ein schlanker, fast hagerer Mensch, ungefähr so groß wie ich. Sein Haar war grau. Er hatte ein schmales, sonnenbraunes Gesicht.
»Das also sind deine Freunde, Jane.«
»Ja.« Sie stellte uns namentlich vor, und Dench war offensichtlich erfreut, uns kennenzulernen. Er bat uns in die Wohnung.
Wir schauten uns dort nicht lange um, sondern gingen sofort in sein Schlafzimmer, in dem das Bett weniger auffiel, dafür aber das Fenster, das bis zum Boden reichte und so den perfekten Blick auf die Häuserzeile gegenüber bot.
Dench hatte auch einen Tisch ins Schlafzimmer geholt. Darauf standen Flaschen mit Mineralwasser und Gläser.
»Wenn Sie etwas trinken wollen, bitte, bedienen Sie sich.«
»Danke, sehr aufmerksam«, sagte ich und ging vor bis zum Fenster.
Es war gut, dass in diesem Zimmer kein Licht brannte. So würde es nicht leicht sein, uns zu entdecken. Wir aber hatten freie Sicht auf die Straße, den Gehsteig und die Häuser gegenüber.
Auch Jane und Suko kamen zu mir, um sich einen ersten Eindruck zu verschaffen.
»Hier kann jeder Spanner happy werden«, murmelte Jane.
»Das glaube ich auch.«
Suko drehte sich vom Fenster weg. Dabei meinte er: »Wir sollten uns mit der Beobachtung abwechseln - oder?«
Ich war dafür. »Fängst du an?«
»Kein Problem.«
Jane und ich zogen uns zurück. Robin Dench hatte inzwischen Klappstühle besorgt, die nicht viel Platz einnahmen. So mussten wir nicht stehen.
Meine erste Frage galt dem Hausherrn. »Ich werde wohl keine konkrete Antwort von Ihnen bekommen, möchte aber nicht auf die Frage verzichten.«
»Bitte, Mr. Sinclair.«
»Sie sind ja schon etwas länger hier. Haben Sie jemanden in das Haus gegenüber gehen sehen?«
Er überlegte nicht lange. »Klar. Das war aber nicht Adrian Block, sondern eine Frau, die…«, er warf Jane einen Blick zu, »… ein verdammter Feger war. Da kenne ich mich aus. Nur weiß ich nicht, zu wem die Frau wollte.« Er streckte den Arm aus. »Und in der ersten Etage dort drüben hat sich in der Zeit nichts getan.«
»Dann ist der Mieter wohl nicht zu Hause«, meinte Jane.
»Das denke ich auch.«
Die nächste Frage stellte ich. »Hatten Sie denn mal Kontakt mit ihm?«
»Nein, Mr. Sinclair. Ich bin auch froh darüber, dass ich es nicht gehabt habe, denn ich glaube, dass ich gestern sein wahres Gesicht gesehen habe. Dass Sie sich für ihn interessieren, zeigt mir doch, dass ich so falsch nicht liege.«
»Das sehen wir auch so.«
»Hier wohnt jeder für sich. Ob es irgendwelche Freundschaften gibt, kann ich nicht sagen. Aber das ist auch egal. Ich möchte meine Ruhe haben. Mein Beruf ist anstrengend und abwechslungsreich genug.«
»Haben Sie denn gewusst, dass in der ersten Etage dort zwei Mieter in einer Wohnung leben?«
»Nein, das ist mir bisher nicht aufgefallen.« Er schenkte Wasser in ein Glas. »Wie ich schon sagte, hier wohnt jeder für sich allein. Dass man Namensschilder austauscht, ist mir ebenfalls neu. Manche Leute sind eben komisch.«
»Stimmt. Und wie war das genau mit der Maske?«
»Tja, das ist schwer zu sagen. Sie war plötzlich da. Ich meine, bei diesem Mann. Sie schwebte durch die Luft. So jedenfalls habe ich das gesehen, und plötzlich hatte sich das Gesicht des Mannes völlig verändert. Es war zu einer Fratze geworden, die zum Teufel gepasst hätte.«
»Da bekamen Sie Angst.«
»Ja.« Er trank und nickte. »Nur die Polizei wollte ich nicht einschalten. Niemand hätte mir diese Geschichte abgenommen. Aber ich wusste ja, dass Jane Collins sich hin und wieder mit Fällen beschäftigt, die aus dem Rahmen fallen. So kam mir die Idee, mich an sie zu
Weitere Kostenlose Bücher