1640 - Ein teuflischer Nachbar
Bekannter.«
»Wie heißt er?«
Justine winkte ab. Jetzt war sie froh, dass sie von ihren Verbündeten vorbereitet war.
»Er soll auch hier wohnen«, sagte sie.
»Ach.« Die Domina trat einen Schritt zurück. »Meinst du vielleicht Adrian?«
»Ja, so heißt er. Jetzt fällt mir der Name wieder ein, wo du ihn gesagt hast.« Sie drehte den Kopf. »Ist er hier?«
»Nein, im Moment nicht.«
»Dann wohnt er nicht hier - oder?«
»Doch.«
»Aber auf dem Schild an der Klingel stand nur dein Name.«
»Wir wechseln ihn ab und zu aus.«
»Super.«
Claudine van Straaten rückte wieder näher an die Besucherin heran und legte ihr einen Arm um die Schultern. Dabei weitete sich der Ausschnitt ihrer Jacke und gab einen schwarzen BH frei.
»Wir sollten nicht länger hier herumstehen. Es gibt gemütlichere Räume hier.«
»Du bist hier die Chefin.«
»Stimmt. Aber manchmal sehne ich mich danach, auch Dienerin zu sein. Verstehst du?«
»Sehr gut sogar. Ich habe für alles Verständnis. Das kann ich dir auch beweisen.«
»Sehr gut.«
»Und was muss ich dir zahlen?«
»He.« Die dunklen Augen weiteten sich. »Wer spricht denn davon? Wenn wir Spaß haben, ist das Geld doch nicht wichtig. Vergiss das mal ganz schnell. Ich will, dass auch du mir Vergnügen bereitest.«
»Daran soll es nicht liegen.« Justine lächelte, doch es war mehr ein scharfes Grinsen. Die unmittelbare Nähe dieser Frau machte sie nervös und unruhig. Es lag nicht an der sexuellen Begierde, sondern an dem Blut, das in den Adern dieser Person mit den dunklen Haaren floss. Sie würde eine ideale Vampirin sein, und sie als Schwester an der Seite zu haben war gar nicht mal schlecht.
Diese Gedanken schössen Justine durch den Kopf, als ihr eine Tür geöffnet wurde.
»Hier fühle ich mich wohl, Justine.« Die Blutsaugerin ging einen Schritt vor, blieb dann aber stehen, weil sie überwältigt von dem war, was sie da sah.
Da war aus zwei oder drei großen Räumen einer gemacht worden. Es gab in dieser Umgebung kein Tageslicht, denn vor den vier Fenstern hingen dunkle Rollos. Und trotzdem war es nicht dunkel. Zwei Farben wechselten sich ab. Da wo sie standen, fiel ein weiches Rotlicht über eine kompakte Wohnlandschaft, die auch als Bett benutzt werden konnte. Fast wie im Orient. Weiche Polster, dekoriert mit zahlreichen großen Kissen. Die Sitzgruppe bildete ein offenes Quadrat, und es war auch noch Platz für einen großen Glastisch, auf dem Getränke und eine Schale mit Obst standen, und aus einem mit Eis gefüllten Kühler schaute der Hals einer Champagnerflasche.
Natürlich war ein großer Flachbildschirm vorhanden, und leise Musik drang aus nicht sichtbaren Lautsprechern.
»Das ist allerhand«, flüsterte die Vampirin.
»Ja, hier relaxe ich gern.«
»Und was ist dort hinten, wo das hellere Licht aus Spotlights ist?«
»Mein Arbeitsbereich.«
»Eine Folterkammer?«
»Bitte, nicht so streng. Wir können sie uns gern anschauen.«
»Ja, ich bitte darum.«
Über einen weichen Teppich betraten sie den zweiten Teil dieses großen Raums. Der Teppich verschwand und sie schritten über schwarze, glänzende Steine hinweg.
Hier gab es auch keine Tapete an den Wänden. Da war das Mauerwerk dunkel gestrichen.
Stahlfesseln, Peitschen, Masken, Tücher, ein Reck mit verstellbarer Stange, Ketten, die in der Wand befestigt waren, alles Instrumente, auf die manche Menschen abfuhren.
Die Cavallo betrachtete alles mit großem Interesse, das zumindest spielte sie der Domina vor. Tatsächlich aber dachte sie nur an das Blut im Körper dieser Frau, das sie mit großen Gier trinken würde.
»Na, was sagst du?« Claudine stand hinter Justine und hatte ihr die Frage ins Ohr geflüstert.
»Ich bin überwältigt.«
»Ach? Ist dir das neu?«
»Ja. In dieser Ansammlung schon. Aber es ist interessant. Besonders die Peitschen.«
»Ah - sie werden von vielen gemocht. Manche sind außen aus Samt, aber innen aus Metall. Willst du sie spüren?«
»Später vielleicht. Wir werden sie uns gegenseitig spüren lassen. Ist das eine Idee?«
»Super. Aber erst lass uns etwas trinken. Ich habe Durst.«
»Ich auch.«
Sie gingen wieder in den anderen Teil. Jetzt sah Justine, dass die Champagnerflasche bereits geöffnet war. Schmale Flöten standen ebenfalls bereit, und Claudine füllte zwei von ihnen.
Im Stehen stießen sie an.
»Auf die nächsten Stunden, Justine, und darauf, dass ich dich kennengelernt habe.«
»Ich freue mich auch auf dich.«
Den Unterton in der
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