1640 - Ein teuflischer Nachbar
Sie war hübsch, aber hinter dieser Fassade lauerte auch etwas anderes.
»Na, kommt rein.«
Jane Collins räusperte sich. Ich kannte das Geräusch bei ihr. Sie wollte auf ihren Ärger hindeuten, und sie ließ mich auch nicht zu Wort kommen.
»Wo finden wir Adrian Block?«
»Bitte?«
»Ich meine den Mann, der hier wohnt.«
Claudine van Straaten lachte leise. »Meinen Sie hier im Haus?«
»Nein. In dieser Wohnung.«
»Sorry, Miss, aber ich lebe allein. Hin und wieder empfange ich Gäste, das ist alles.«
»Und Adrian Block?«
»Ich kenne keinen Mann mit diesem Namen. Hätte aber nichts dagegen, ihn kennenzulernen. Nichtsdestotrotz, Sie sollten sich nicht grämen.«
Es war eine Lüge, das stand für uns fest. Nur konnten wir das nicht beweisen.
Ihr Lächeln wurde breiter. »Ich denke, dass wir viel Spaß miteinander haben können. Ich arbeite nicht nur als Domina. Ihr könnt euch denken, was ich meine.«
»Ja, das können wir!«, erklärte Jane mit ziemlich hart klingender Stimme.
»Darauf können wir gut und gern verzichten. Uns geht es um Adrian Block.«
»Da muss ich Sie enttäuschen. Ich wohne hier allein. Aber noch mal. Ich habe für heute noch keine Termine. Es wäre mir ein Vergnügen, wenn wir drei miteinander Spaß haben könnten.«
»Danke, darauf verzichten wir!«
Jane war sauer und so aufgedreht, dass sie mich nicht hatte zu Wort kommen lassen, und Claudine van Staaten merkte, dass sie bei ihr keinen Blumentopf gewinnen konnte. Deshalb wandte sie sich an mich.
»Du kannst auch allein zu mir kommen.«
Ich überlegte tatsächlich, was auch Jane nicht verborgen blieb. Ihre Stimme nahm sogar an Schärfe zu, als sie sagte: »Nein, Sie brauchen sich keine Mühe zu machen. Wir gehen.«
»Euer letztes Wort?«
»Ja!«
»Schade. Ihr wisst nicht, was ihr verpasst.«
»Danke, aber mit Dominas hatte ich es noch nie!«, erklärte Jane.
Da ich mich nicht eingemischt hatte, war es mir gelungen, einen Blick an der Uniformierten vorbei in die Wohnung zu werfen, die recht dunkel war.
Das lag an den grauen Wänden, die einen längeren Flur begrenzten.
Etwa in der Mitte brannte ein schwaches Licht, dessen Schein den glänzenden Boden kaum erreichte.
Ich blieb am Ball. »Ist Adrian Block nicht zufällig Ihr Freund oder auch Beschützer?« Das letzte Wort versah ich mit einer besonderen Betonung, die auf Zuhälter hindeutete.
»Nein, wirklich nicht. Aber bitte, Sie können sich gern bei mir umsehen. Mein Reich steht Ihnen offen.«
»Danke, wir verzichten.« Jane war richtig angefressen. »Aber das Spiel ist noch nicht vorbei, danke.« Sie nickte der Frau zu und sagte zu mir: »Komm, wir gehen.«
»Schade.« Claudine lächelte. »Aber vielleicht überlegen Sie es sich noch.«
»Auf keinen Fall«, erwiderte Jane, die bereits auf die Treppe zuging.
Ich folgte ihr langsamer und wirkte sehr gedankenverloren, was Jane nicht passte, denn sie blieb auf der Treppe stehen und drehte sich zu mir um.
»Du würdest gern zu ihr gehen, wie?«
»Nein, nein…«
»Ach, hör auf. Ich habe Augen im Kopf und ich weiß, dass sie ein scharfer Schuss ist. Männer ticken eben anders.« Damit war für sie das Thema vorläufig erledigt, und sie fand ihre Stimme erst wieder, als wir draußen standen.
»Sie wollte uns, dann dich. Ich bin ja nicht deine Frau, aber ich möchte dich schon warnen.«
»Vor ihr?«
»Klar. Die seift dich doch ein.«
Darauf gab ich keine Antwort. Ich schaute mir noch mal das Klingelschild an. Dort las ich noch immer den Namen Claudine van Straaten, aber ich sah noch etwas anderes, was mit beim ersten Hinsehen nicht aufgefallen war. Der Name war auf einem schmalen Strip geschrieben worden, der in diese kleine Fassung passte. Man konnte ihn von der Seite her hineinschieben. Als ich mich darauf konzentrierte, sah ich, dass es noch einen zweiten Strip gab. Der war unter dem ersten verborgen.
Ich wollte mit Jane Collins darüber sprechen. Sie war schon verschwunden, und so folgte ich ihr.
Ich sah sie bei Suko stehen. Sie redete auf meinen Freund und Kollegen heftig ein und schien sich erst mal abreagieren zu wollen. Sie sprach sogar noch, als ich in Hörweite war.
»Ich sage dir, dass diese van Straaten John um den Finger gewickelt hätte.«
»Bist du sicher?«
»So gut wie.«
»Aber ich stehe nicht auf Dominas«, sagte ich und blieb neben ihr stehen.
Sie winkte ab. »Die ist flexibel, das hat sie uns selbst erklärt. Also tu nicht so.«
Ich musste grinsen, aber Jane grinste nicht mit. Noch
Weitere Kostenlose Bücher