1640 - Ein teuflischer Nachbar
Berufskollegen.«
»Meinst du denn, dass er so viel Vertrauen zu dir hat, dass er dir den Schlüssel zu seiner Wohnung überlässt?«
»Hm…«, meinte Jane. »Jetzt weiß ich, worauf du hinaus willst. Du suchst einen Ort, von dem aus du das Haus unter Kontrolle halten kannst.«
»Genau.«
Jane Collins sagte nichts. Wir sahen ihr allerdings an, dass sie über meinen Vorschlag nachdachte. »Hört sich nicht mal übel an. Aber da muss Robin Dench mitspielen.«
»Das wird er tun«, sagte ich. »Schließlich hat er sich an dich gewandt, Jane.«
»Stimmt auch wieder.«
»Kannst du ihn erreichen?«
»Schon, John.« Sie krauste die Nase. »Ist aber schlecht. Er hat Termine.«
»Es wäre aber wichtig.«
»Ich weiß.«
»Hast du seine Handynummer?«
»Ja.«
»Versuch es. Vielleicht kann ich auch mit ihm sprechen und ihn überzeugen.«
Jane tat es nicht gern, doch sie sah ein, dass es keine andere Alternative gab, wenn wir weiterkommen wollten.
Die Nummer hatte sie sicherheitshalber einprogrammiert und stellte jetzt die Verbindung her. Zunächst tat sich nichts, aber der Ruf ging durch, wie Jane sagte.
Ein kurzes Zusammenzucken, dann fing sie an zu sprechen. »Ich bin es, Jane, und möchte dich nicht lange stören.«
Da sie den Lautsprecher aktiviert hatte, hörten wir mit.
»Keine Sorge, du störst nicht. Ich habe den ersten Termin hinter mir und sitze gerade beim Essen. Der zweite hat sich auf übermorgen verschoben. Da ist jemand krank geworden, und andere müssen sich erst in das Thema einlesen.«
»Das ist super. Ich habe nämlich eine Bitte an dich und hoffe, dass du sie mir erfüllen kannst.«
»Lass hören!«
Jane Collins trug ihre Bitte vor, und sie wurde dabei mit keiner Frage unterbrochen.
Erst zum Schluss sprach Dench.
»Ihr wollt also in meine Wohnung? Hat sich der Fall denn entwickelt?«
»Hat er. Außerdem wird die Wohnung gegenüber nicht nur von Adrian Block benutzt.«
»Nein?«
»Da gibt es noch eine Domina, die dort am Tage ihre Arbeit verrichtet.«
Jetzt war bei Dench erst mal das große Schweigen angesagt. Dann erklärte er, dass er davon nichts bemerkt hatte, da er am Tag meistens unterwegs war. Aber er zeigte sich kooperativ. Er würde uns in die Wohnung lassen, nur nicht sofort, denn er hielt sich außerhalb von London auf.
»Das ist nicht tragisch. Die Zeit drängt nicht so sehr. Wir können uns auf halbem Weg treffen und uns den Schlüssel abholen.«
»Das ist nicht nötig, Jane. Ich werde in zwei bis zweieinhalb Stunden in meiner Wohnung sein. Wir können uns dort treffen, denn ich möchte schon gern dabei sein.«
Bevor Jane eine Antwort gab, holte sie sich unser Einverständnis.
Danach bedankte sie sich bei ihrem Kollegen, beendete das Gespräch und schaute uns an.
»Na, wie habe ich das gemacht?«
»Super«, lobte ich. »Jetzt fehlt uns nur noch unsere Speerspitze Justine Cavallo.«
»Keine Sorge, John, die werden wir auch noch überzeugen…«
***
Nicht nur blonde Haare, sondern sehr blonde. Hinzu kam das perfekte Gesicht einer Puppe. Ohne eine Falte. Eine glatte Haut, und eine Figur, die man als Männertraum beschreiben konnte.
Das war Justine Cavallo.
Wir saßen ihr gegenüber in Janes Wohnung, die in der ersten Etage des Hauses lag. Gekleidet war die Vampirin wie immer. Enges schwarzes Leder, das auf ihrem Körper wie eine zweite Haut lag, wobei das Oberteil noch einen tiefen Ausschnitt zeigte, sodass die Brüste beinahe bis zur Hälfte frei lagen.
Wir hatten ihr alles gesagt und warteten auf ihre Reaktion, die nur zögernd erfolgte. Sie zog die Lippen in die Breite, zeigte ihre Zähne.
Nicht nur die normalen, sondern auch die beiden Vampirhauer, die spitz zuliefen und beim Beißen Wunden hinterließen, aus denen das Blut quoll, was letztendlich ihre Nahrung war.
Es war schon nicht normal zu erklären, dass wir - eigentlich Feinde - auf sie zurückgriffen, um einen Fall zu lösen. Aber manchmal muss man den Teufel mit Beelzebub austreiben, und das war in diesem Fall eben so. Es passte uns allen nicht, doch momentan sahen wir keine andere Möglichkeit.
Sie nickte.
Jane hielt es nicht aus. »Und? was sagst du?«
»Ihr braucht mich, wie?«
Ich war schneller mit meiner Antwort. »Nicht unbedingt, Justine, bilde dir da nur nichts ein, aber in diesem Fall wäre es schon von Vorteil, wenn du mitmischst.«
»Wie schön, Partner!«
Sie wusste genau, wie sie mich ärgern konnte. Mir gefiel es nicht, wenn sie mich als ihren Partner bezeichnete. Normalerweise
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