1641 - Die Blutmaske
Cavallo hineinversetzen?«
»Leider nicht. Wenn ja, ginge es uns besser.«
»Das kannst du laut sagen…«
***
Und wieder hatten wir die Villa erreicht, in der die Ausstellung untergebracht worden war. Zwei Autos standen davor. Wir rollten mit unserem Rover auf das Gelände und ließen ihn dort stehen. Die Tür des Hauses stand weit offen. Wir hörten, dass ein Mann sprach, der uns noch auf der Schwelle begegnete und die dunkle Uniform einer Sicherheitsfirma trug. Er stutzte, unterbrach sein Telefonat und deckte die Sprechmuschel ab. »Scotland Yard?«
Ich nickte. Wir sagten schnell unsere Namen, erfuhren auch seinen, dann aber musste er weg.
»Sie finden Malcolm Cohn im Haus. Er wartet bereits auf Sie. Mich müssen Sie entschuldigen. Ich habe noch einen dringenden Termin. Sollten Sie noch Fragen haben, rufen Sie mich bitte später an.«
»Schon gut.«
Er verschwand, und wir betraten die Villa. Auch bei Tageslicht war es nicht eben strahlend hell in den Räumen.
Das Band, das den Zutritt zur Treppe versperrt hatte, war entfernt worden. Von oben her kam ein Mann die Treppe herab. Das musste der Kurator Malcolm Cohn sein.
Er war ein Mann in meinem Alter. Ziemlich hager. Er trug einen dunkelbraunen Cordanzug und ein kariertes Hemd. In seinem schmalen Gesicht fiel die dicke Brille auf. Das braune Haar auf seinem Kopf war bereits schütter, und die kleinen Schweißperlen auf seiner Stirn übersahen wir auch nicht.
»Sie müssen die beiden Männer vom Yard sein.«
»Richtig«, sagte Suko.
Wir stellten uns namentlich vor und drückten seine feuchte Hand.
Danach kam Cohn sofort zum Thema.
»Ich kann es mir einfach nicht erklären«, sagte der Kurator und hob die Schultern. »Das ist mir alles ein großes Rätsel.«
»Uns auch.«
»Können Sie es denn lösen?«
»Wenn Sie uns behilflich sind«, sagte Suko.
»Ich werde es versuchen.« Er schüttelte den Kopf. »Wenn ich daran denke, dass hier ein Mensch gestorben ist, wird mir ganz anders. Das kann ich einfach nicht fassen. Warum ist das passiert?«
»Genau deshalb sind wir hier«, sagte ich. »Es muss ein Motiv für diese Tat geben, und das hängt mit dem zusammen, was aus der Ausstellung gestohlen wurde.«
Cohn blickte mich für einen Moment starr an. »Ja, ja, das denke ich auch.«
»Und was wurde gestohlen?«, fragte ich weiter.
Wir erhielten diesmal keine akustische Antwort. Stattdessen drehte er sich um und deutete nach vorn in einen de Ausstellungsräume.
Den Weg waren wir schon in der Nacht gegangen. Wir taten allerdings so, als wäre uns alles neu. Wir hörten den Kommentar des Kurators, der davon sprach, dass nur eine Vitrine zerstört worden war.
»Ich kann es nicht fassen, es ist doch…«
»Was wurde gestohlen?«, wiederholte ich meine Frage.
»Bitte, haben Sie noch einen Moment Geduld.« Er wand sich zwischen den Ausstellungsvitrinen hindurch, und dann deutete er auf die zerstörte Vitrine, als wir anhielten.
»Da sehen Sie es.«
Verändert worden war nichts. Noch immer lagen die Scherben auf dem Boden, und wir hörten, dass es Sicherheitsglas war, das hier zu Bruch gegangen war.
»Da muss jemand mit großer Kraft zugeschlagen haben«, flüsterte Cohn.
Wir stimmten ihm zu. Die zerstörte Vitrine war für uns nicht wichtig. Wir wollten wissen, was dort abhanden gekommen war.
»Zwei Dinge«, sagte er mit leiser Stimme. »Ich würde behaupten, dass es unsere besten Exponate waren. Zum einen wurde eine Maske gestohlen, zum anderen ein Dolch.«
»Nur eine Maske?«, fragte Suko.
Der Kurator warf ihm einen scharfen Blick zu. »Entschuldigung, aber man merkt schon, dass Sie wenig Ahnung haben.«
»Das mag wohl sein. Deshalb klären Sie uns bitte auf.«
»Will ich gern tun.« Er veränderte seine Haltung und auch die Stimme.
Jetzt kam er uns vor wie ein Schullehrer. »Diese Maske hat einer gewissen Gabriela Scotti gehört.«
»Die kennen wir nicht«, sagte ich.
»Ist verständlich. Sie lebte vor mehr als zweihundert Jahren in Venedig. Eine Frau, wie man sie nur selten findet. Sie hatte Macht und Einfluss. Sie war die Geliebte des Dogen, ohne direkt von ihm abhängig zu sein. Sie ließ die Menschen nach ihrer Pfeife tanzen, und sie war eine der wenigen Frauen, die der schwarzen Magie frönten.«
»Und die Maske?«, fragte Suko.
»Sie war ungemein wichtig für sie. Das können Sie mir glauben. Diese Maske machte sie zu einer sehr gefährlichen Person. Wenn sie auf dem Gesicht der Gabriela Scotti saß, dann kam das Böse in ihr durch.
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