1641 - Die Blutmaske
weiß auch nicht, welche Macht in ihr steckt. Das ist das Problem. Wir stehen vor einem Rätsel. Aber sie wird sie einsetzen müssen, das liegt auf der Hand. Sie hat die Maske und den Dolch nicht grundlos gestohlen.«
»Und sie hat eine Verbündete.«
»Leider.«
»Wobei wir keine Spur haben.«
Ich musste darauf keine Antwort geben, denn Suko hatte völlig recht. Wir standen vor dem Nichts. Es gab keinen Hinweis darauf, wo wir eingreifen konnten.
Noch saßen wir nicht im Rover. Es war auch zu angenehm, die warmen Strahlen der Herbstsonne zu genießen.
Dass Justine Cavallo die beiden Gegenstände gestohlen hatte, stand für uns fest. Jetzt war es eigentlich an ihr, etwas zu unternehmen. Ich wünschte es mir direkt, dass sie mich anrufen würde, um ihren Triumph deutlich zu machen. Aber das tat sie leider nicht.
»Was kann sie mit der Blutmaske vorhaben, John?« Suko hob die Schultern. »Ich fasse das einfach nicht. Wenn es tatsächlich stimmt, was man sich über die Maske erzählt, dann wäre sie doch für normale Menschen wichtig, um diese zu verändern. Und nicht eine Vampirin, die sowieso schon auf Seiten der Dämonen steht.«
»Das stimmt.«
Wir konnten es drehen und wenden, wie wir wollten, ein konkretes Resultat erhielten wir nicht. Vielleicht hatte Justine auch ihre Absichten geändert und wollte jetzt zuschlagen. Wir wussten es nicht. Und wir waren auch nicht in der Lage, sie zu erreichen.
»Lass uns fahren«, schlug ich vor.
»Ins Büro?«
»Wohin sonst?«
***
Es war Tag, es war hell, und Claudine van Straaten würde Probleme bekommen. Deshalb hatte Justine Cavallo vorgesorgt und alle Fenster in der Wohnung verdunkelt. Sie wollte, dass ihre neue Freundin nicht litt, und sie wollte auch die Zeit bis zum Einbruch der Dunkelheit abwarten.
Deshalb hatte sie sich ein Versteck gesucht, das eigentlich keines war.
Es lag auf der Hand, dass sich die neue Vampirin in ihrer alten Wohnung am wohlsten fühlte, und dorthin hatten sich die beiden verkrochen.
Der Cavallo machte die Helligkeit des Tages nichts aus. Bei Claudine war es etwas anderes. Sie lag auf einer Liege in ihrer Folterkammer, in der kein Licht brannte. Dort gab es auch keine Fenster, denn die lagen weiter vorn und waren abgedeckt. Um ganz sicher zu sein, hatte Justine noch eine schwarze Decke über den Körper ihrer neuen Freundin gelegt.
So konnte sie den Tag abwarten.
Die Blutmaske hatte Justine an sich genommen. Sie und der Dolch lagen auf dem Tisch im normalen Teil der Wohnung. Sie sollte erst später in Aktion treten, und die Blutsaugerin war gespannt, ob sich das erfüllte, was sie sich vorgestellt hatte. Sie selbst hatte auch nur von ihr gehört, und sie wusste, dass sie in keiner direkten Verbindung zu den Vampiren stand. Das war in ihrem Fall auch nicht wichtig. Sie sollte eine andere Funktion erfüllen.
Ein Name ging der Cavallo nicht aus dem Kopf. Da konnte sie es drehen und wenden. Sie wusste nicht, wo sich Dracula II nach der Zerstörung seiner Vampirwelt aufhielt, aber sie wollte ihn haben, um ihn endlich zu vernichten.
Da Mallmann raffiniert war und sich nicht so leicht fangen ließ, mussten andere Wege gesucht werden. Und jetzt glaubte sie, einen gefunden zu haben.
Sie hatte sich vorgenommen, ihn in ihre Nähe zu locken. Dabei sollte ihr die Blutmaske helfen.
Zuerst wollte Justine sie aufsetzen. Dazu war sie bisher nicht gekommen, und das holteisie jetzt nach. Behutsam hob sie den leichten Gegenstand an. Sie hielt die Maske vor ihr Gesicht und stellte fest, dass von ihr nichts ausging, was sie beunruhigen musste. Trotzdem spürte sie, dass diese Maske mit einer anderen Kraft gefüllt war. Justine reagierte dabei wie ein Sensor, und gerade eine Unperson wie sie spürte das Negative sofort.
Sie drückte die Maske gegen ihr Gesicht. Auch sie brauchte keine Bänder, um sie zu halten, denn sie saß fest genug. Mitten im Raum blieb sie stehen und wartete darauf, dass die Maske ihre Kraft entwickelte. In den ersten Sekunden geschah nichts. Justine stand da, ohne etwas zu merken und war beinahe schon enttäuscht.
Das änderte sich wenig später. Denn plötzlich hörte sie in ihrem Kopf ein Rauschen. Es war so stark, dass sie den Überblick verlor und eigentlich die Maske hätte vom Gesicht reißen müssen.
Sie tat es nicht, denn in ihrem Kopf war plötzlich eine Stimme zu hören.
Es war für sie nicht feststellbar, ob sie einem Mann oder einer Frau gehörte. Zudem war sie mehr ein Kreischen, sodass die Vampirin Mühe
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