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1641 - Symbiose

Titel: 1641 - Symbiose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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in sie hineinflössen. Sie waren geistig frei, keine Sklaven. Und einmal aufgewacht, konnten sie ungehindert denken und sich artikulieren.
    Noruu kroch vorsichtig an Mizmohair heran, natürlich von außerhalb des Kreises. Alle Falahs bewegten sich nur außerhalb. Im Innern wölbte sich inzwischen ein flacher Berg aus hunderten unterschiedlicher Pflanzen und Tiere, deren Wurzelfäden, Tentakel und Fühler sternförmig auseinanderliefen, bis zu den Zweibeinern. Die Körper der Fremden selbst waren mit den Sassin und dem bedeckt, was sich auf ihnen festgesetzt hatte. Sie sahen aus wie unter einer grünen Decke, die sie bis zum Hals umhüllte und ihre Körperformen genau nachzeichnete. „Du glaubst wirklich daran", brachte Mizmohair leise hervor, als wäre ihre kurze Unterhaltung vor einigen Tagen nie unterbrochen worden. „Du glaubst es, aber du irrst dich, Noruu. Wir sterben."
    „Ihr lebt", sagte der Heger betroffen. „Es geht euch nicht viel besser, aber auch nicht schlechter. Ihr werdet..."
    „Sterben", schnitt ihm Mizmohair das Wort ab. „Abgesehen davon, geht es uns nicht gut und nicht schlecht, sondern es geht uns gar nicht. Wir sind von euch eingeschlossen, ihr haltet unsere Körper künstlich am Leben."
    „Es wird besser werden, Miz", beteuerte Noruu. „Das ist alles nur vorläufig."
    „Innen drin sind wir längst tot", sagte der Zweibeiner, bevor er wieder die Augen schloß. Er flüsterte noch: „Du weißt es. Ihr habt doch in uns hineingesehen ..."
    Noruu zog sich wieder zurück. Er wich den Blicken der anderen Falahs aus, die ihn beobachtet und einen Teil der Unterhaltung mitangehört hatten, und verließ zum erstenmal die Lichtung.
    Jenseits des Hains, am Ufer eines Teiches, rollte er sich zusammen und starrte lange in das funkelnde Spiel der kleinen Wellen im Mondschein, als es Nacht geworden war.
    Die Natur war still. Er versuchte, mit seinem Geist in sie einzutauchen, doch er bekam kaum Kontakt. Alles schien gebannt auf das zu blicken, was sich auf der Lichtung tat.
    Ein Elfenschwarm flog über das Wasser. Normalerweise wären die kleinen Wesen gekommen, um ihn freudig zu begrüßen. Jetzt ignorierten sie ihn und verschwanden zwischen Schilfgrasgewächsen.
    Bitte sei nicht so traurig, vernahm er die Einflüsterung seines Sassin. Auch wenn dir das Wunder nicht gelingt, hast du am Abend deines Lebens noch etwas geschenkt bekommen, das nicht viele Falahs besessen haben. Du hast Wesen von den Sternen kennengelernt. Freunde, Noruu!
    Freunde ...
    Ja, sie wirkten so harmlos in ihrer Schwäche. Er konnte sich nicht vorstellen, daß sie so waren wie die Ahnen und ganze Welten verwüsteten, wenn sie stark waren.
    Sie mußten trotzdem viele Planeten gesehen haben und dementsprechend viel wissen. Sie in die Welt einzugliedern, das mußte großartig sein. Wenn sie sich den Falahs und der Symbiosegemeinschaft öffneten und ihren Geist mit ihnen teilten, ihr Wissen, ihre Erinnerungen ...
    Er wollte, er mußte das noch erleben!
    Er empfand eine eigenartige Trauer, und dann wußte er, daß das Gefühl von Laas kam. Noruu bedauerte seinen Sassin und dachte: Es tut mir leid, Laas, aber ich fürchte, ich werde mich noch einmal häuten, und es wird nichts mit dem gemeinsamen Aufgehen in den Allgeist ...
    Er bettete sich zum Schlafen und hoffte, daß ihn keine schlimmen Träume heimsuchten.
    Einmal schrak er doch aus dem Schlummer auf. Er sah Blut und fühlte den Tod.
    Doch es waren nur das Blut und der Tod eines großen, alten Fisches, der in den Fangarmen einer Zareon-Pflanze starb.
    Das war grausam, aber zur Ordnung der Welt gehörte es auch, daß das Alte und Kranke starb und dem Neuen und Gesunden Platz machte, wenn die Zeit dafür gekommen war.
    Da machten auch die Falahs selbst keine Ausnahme.
    Noruu schlief mit diesem bedrückenden Gedanken endgültig ein. Es war wieder ein unruhiger Schlaf, doch ganz ohne Träume.
    Dafür war das Erwachen ein Alptraum.
     
    *
     
    Noruu schrak auf, als er den Lärm von der Lichtung hörte. Das waren die Stimmen vieler aufgeregter Falahs. Er rollte sich auf und lief auf den hinteren Gliedmaßen in den Hain, wo ihm Artgenossen entgegenkamen. Sie waren so außer sich, daß sie sich nicht anhalten ließen und schon gar keine Antwort auf Fragen gaben.
    Der Heger war alarmiert. Während er weiterlief, malte er sich in seinen Gedanken aus, was geschehen sein konnte. Ein Schreckensbild tauchte auf: alle Zweibeiner tot!
    Doch dann, als er das Dickicht um die Lichtung durchstieß,

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