1642 - Ein Rächer aus dem Nichts
runzelte die Stirn. »Weil sie, so die Zeugin, den Mord an einer dritten Person verhindern wollte.«
Wir sagten erst mal nichts, denn das war uns zu hoch.
Suko tippte auf den Tisch. »Weiß man denn, wer diese dritte Person gewesen ist?«
»Leider nicht. Die Zeugin war zu weit entfernt. Sie hat das alles nicht so deutlich gesehen. Aber sie blieb bei ihren Aussagen, und das macht mich stutzig.«
»Du glaubst ihr?«
Der ChiefInspektor nickte Suko zu. »Ja, ich glaube ihr. So etwas saugt man sich nicht aus den Fingern. Und die beiden Toten sprechen schließlich für sich.«
»Das stimmt«, murmelte ich.
Suko wollte wissen, was die Kollegen dazu sagten, und Tanner winkte sofort ab. »Sie halten die Zeugenaussage nicht für wahr. Ich konnte sie nicht davon abbringen und wollte es auch nicht. Aber ich dachte dabei an euch. Wir haben gemeinsam schon so viel erlebt, was unwahrscheinlich ist, dass ich den Fall nicht auf sich beruhen lassen möchte.«
»Du glaubst, an die Gestalt?«
»Richtig, John. Sie ist plötzlich erschienen, und es gab zwei Tote. Wie ein Rächer aus dem Nichts, und es wäre uns sehr geholfen, wenn wir herausfinden könnten, wen diese Gestalt nun beschützt hat.«
»Gibt es einen konkreten Hinweis?«
»Nein.« Tanner ballte die Hände zu Fäusten. »Nur dass die Person männlich war.«
»Das ist schlecht.«
»Finde ich auch. Aber ich will diesen Killer finden. Egal, aus welchen Motiven er gehandelt hat. Und ihr sollt mir dabei helfen, denn ich glaube fest daran, dass jemand unterwegs ist, der auch für euch interessant sein könnte.«
»Bestimmt«, sagte Suko. »Nur haben wir keine Ahnung, wo wir eingreifen sollen.«
»Die habe ich auch nicht.« Tanners Gesicht verdüsterte sich. »Ich kann mir allerdings vorstellen, dass diese Gestalt weitermacht. Wir sollten uns darauf einstellen, dass noch weitere Morde passieren werden. Egal, welche Motive hinter den Taten stecken. Jedenfalls bin ich alarmiert. Ich denke, dass es ein Fall für euch sein wird.« Er deutete gegen seine Brust. »Das sagt mir mein Gefühl.«
Ich nickte Tanner zu. »Du bist also der Meinung, dass wir mitmischen sollen.«
»Unbedingt. Auch wenn niemand von uns weiß, wo er den Hebel ansetzen soll.«
»Dann werden wir wohl erst nach einer weiteren Tat etwas von ihm erfahren.« Ich schüttelte den Kopf. »Ehrlich gesagt, das passt mir überhaupt nicht. Und die Zeugin hat sonst nichts gesehen?«
»Nein, nur diese dunkle Wolke, aus der sich plötzlich die Gestalt mit der Waffe schälte.«
»Wir sollten trotzdem mit ihr reden«, schlug Suko vor.
Ich stimmte ihm zu. »Aber nicht mehr heute Abend. Morgen ist auch noch ein Tag.«
Der Ansicht war auch unser Freund Tanner. Den Zettel mit dem Namen und der Anschrift der Zeugin hielt er bereits in der Hand.
»Wir bleiben auf jeden Fall in Verbindung, John. Ich habe das Gefühl, dass es erst der Anfang ist. Hier will jemand die Gerechtigkeit in die eigenen Hände nehmen.«
»Nicht schlecht gedacht.«
»Wie meinst du das?«
»Ich kenne jemanden, der einen eigenen Weg geht und somit seine eigene Gerechtigkeit hat.«
»Und wer ist das?«
»Auch ein Freund von uns, kann man so sagen. Er heißt Raniel und nennt sich der Gerechte.«
»Müsste ich den kennen?«
»Im Prinzip nicht.«
»Okay, dann ist das euer Problem.« Er sah, dass unsere Gläser leer waren. »Die Rechnung geht auf mich.«
»Bleibst du noch?«
Er nickte. »Ja, ich gehe noch zu den Kollegen an der Theke. Man hat ja immer etwas zu bereden.«
»Tu das.«
Suko und ich standen auf. Wir bedankten uns für die Drinks, klatschten uns ab und verließen das Lokal. Wir gingen hinein in eine Mischung aus Dunkelheit und Dämmerung.
Es war windig geworden. Man spürte den Herbst und sah ihn auch, denn von den nahen Bäumen waren bereits gefärbte Blätter abgerissen worden, die durch die Luft taumelten.
Die Bäume standen hinter dem Lokal auf einem Gelände, das bei schönem Wetter als Biergarten genutzt wurde.
Wir hatten unseren Rover ein Stück entfernt geparkt und mussten noch ein Stück gehen, um ihn zu erreichen.
Erst jetzt fragte Suko: »Was sagst du dazu?«
Ich hob die Schultern. »Tanner ist überzeugt davon, dass die Zeugin, deren Adresse er uns aufgeschrieben hat, sich nicht geirrt hat.«
»Und du?«
»Ich glaube ihm.«
»Dann sind wir schon zu zweit.« Suko trat gegen einen kleinen Laubhaufen. »Allerdings frage ich mich, wer das sein könnte. Oder glaubst du an den Gerechten?«
»Nein. Raniel war es
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