1644 - Angriff der Halbvampire
hoch.
Dabei konnte er nicht mehr an sich halten. Aus seinem Mund drang ein lauter Schrei, der im Keller ein Echo hinterließ. In diesem Augenblick kannte er sich selbst nicht mehr, aber hier ging es um sein Leben und um nichts anderes.
Was in den nächsten Sekunden ablief, ging blitzschnell, und doch prägte es sich fest in sein Gedächtnis. Er hatte noch nie auf einen Menschen eingestochen. In diesem Fall tat er es ohne zu zögern. Er zielte auf die linke Brustseite der Gestalt, denn er wollte, dass die lange Klinge das Herz erwischte.
Das schien der seltsamen Gestalt egal zu sein. Sie blieb stehen und drehte sich erst im allerletzten Augenblick zur Seite. Das Messer erwischte sie trotzdem. Es fuhr in der rechten Seite in den Körper hinein und blieb dort stecken, als Barry es losließ. Dabei stolperte er nach vorn und fiel gegen die Besucherin, weil er zu viel Kraft in seinen Stoß hineingelegt hatte.
Beide kippten in den Kellerflur hinein. Sie prallten gegen die Wand, und Barry sah zu, dass er von der Frau wegkam. Er wollte sehen, wie sie zusammenbrach, und erst dann sein Messer aus dem Körper ziehen.
Diese Person brach nicht zusammen. Sie blieb rücklings an der Wand gelehnt stehen. Im schwachen Lichtschein sah er, dass ihr Gesicht in der unteren Hälfte zuckte. Er wusste nicht, ob sie grinste oder ob es die letzten Zuckungen in ihrem Leben waren.
Beides traf nicht zu, denn die Besucherin reagierte in einer Weise, mit der er nicht gerechnet hatte. Sie stieß sich etwas von der Wand ab, um eine kerzengerade Haltung einzunehmen. Dann grinste sie breit, fasste nach dem Messer und zerrte es sich mit einer wilden Bewegung aus dem Körper.
Barry Cain hätte die Chance gehabt, die Flucht zu ergreifen. Daran hatte er aufgrund der Vorgänge nicht mehr gedacht, und als ihm das einfiel, da wusste er, dass es zu spät war, denn sie hatte das Messer.
Und sie stieß zu!
Die Bewegung war so schnell durchgeführt worden, dass ein Ausweichen unmöglich war.
Barry Cain spürte den brennenden Schmerz im Leib, der dann blitzartig durch seinen ganzen Körper zuckte und ihn in Flammen zu setzen schien.
Er wollte seine Not hinausschreien, riss auch den Mund auf, doch nur ein Stöhnen drang hervor. Mehr war nicht möglich, und er spürte, wie ihn die Kraft verließ. Intervallweise sackte er zusammen. Dabei richtete er seinen Blick nach unten.
Noch war er in der Lage, klar zu sehen, und er starrte auf den Griff des Messers, der aus seinem Körper ragte.
Er hörte ein Geräusch, das er als triumphierendes Kichern einstufte, während sich sein Blick allmählich verschleierte. Trotzdem sah er, dass sich die Frau mit den roten Augen vor ihm bewegte und einen Schritt auf ihn zuging.
»Ich bin besser!«, erklärte sie ihm mit einer böse klingenden Stimme, »viel besser…«
Einen Moment später umfasste sie den Messergriff. Eine kurze ruckartige Bewegung, und sie hatte die Waffe aus seinem Körper gezogen. Noch einmal durchschoss ihn ein irrer Schmerz, der ihn bis an den Rand der Bewusstlosigkeit brachte. Schatten umgaben ihn, als wären sie Boten, die das Totenreich verlassen hatten, um ihn zu holen.
Und eine Schattengestalt ging vor ihm in die Knie. Es war die Person mit den roten Augen, die sich nach vorn beugte, um an seine Wunde zu kommen.
Sie brauchte Blut.
Und sie trank Blut.
Sein Blut!
Barry Cain befand sich auf dem Weg vom Diesseits ins Jenseits. Seine Sinne hatten längst ihre Kraft verloren. Trotzdem hörte er das widerlich klingende Schmatzen und Schlürfen, das dieses Bluttrinken begleitete.
Es war so verrückt, so irreal, dass er darüber nicht mehr nachdenken konnte.
Ihm schwanden die Sinne.
Etwas völlig anderes kam auf ihn zu. Er konnte es nicht begreifen, aber er spürte, dass ihm kalt wurde und dass diese Kälte sein Herz umklammerte.
Es war das Letzte, das er in seinem Leben mitbekam.
Hätten ihn die beiden Hände nicht festgehalten, wäre er zur Seite gesackt, aber er musste gehalten werden, damit die Halbvampirin so viel Blut trinken konnte, wie sie wollte.
Nach kurzer Zeit reichte es dann.
Sie ließ den Toten los, stand auf, wischte ihre Lippen sauber und stöhnte so intensiv auf, wie es nur ein völlig satter Mensch tun konnte.
Die Halbvampirin war zufrieden. Sie hatte den Anfang gemacht.
Andere würden ihr folgen und genau das in die Wege leiten, was ihr Herr und Meister von ihnen wollte…
***
Der Reporter Bill Conolly hatte bereits mit Rita Wells telefoniert. Er hatte sich auch dafür
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