1644 - Angriff der Halbvampire
Freundes Godwin de Salier und dessen Frau Sophie zu sein und einen ganz normalen Tag mit ihnen zu verbringen, ohne dass es die Angriffe der anderen Seite gab.
Ellen Radix, die Frau, deren Vater die Templer-Katakombe gefunden hatte, war schon vor einem Tag wieder geflogen. Sie musste sich um die Beerdigung ihres Vaters kümmern.
Was wir beide erlebt hatten, das wollten wir für uns behalten. Wir hatten das Rätsel um den Stein der Weisen - des Alchemisten-Goldes - nicht lösen können, wussten aber, dass Magie dabei eine große Rolle gespielt hatte. [1]
Wir würden mit keinem fremden Menschen darüber sprechen, und auch die alte Templer-Katakombe sollte im Dunkeln bleiben. Jetzt galt es, wieder nach vorn zu schauen.
Godwin hatte mich zum Flughafen gebracht. Er hatte noch zuschauen wollen, wie ich in die Maschine stieg, aber davon hatte ich ihm abgeraten. So war er wieder zurück nach Alet-les-Bains gefahren und ich saß in einem kleinen Lokal, in dem sich der Duft von frisch hergestellten Croissants verbreitete, dem ich nicht hatte widerstehen können. Und so aß ich einen dieser dicken, mit Pudding gefüllten Halbmonde zum Kaffee.
Eigentlich war ich entspannt. Der Himmel lag wie ein blassblaues Zeltdach über der Erde, und ich konnte davon ausgehen, dass ich einen ruhigen Flug erleben würde.
Dann meldete sich mein Handy.
Die gute Laune blieb auch noch bestehen, als ich Sukos Stimme hörte.
Ich dachte daran, dass er mir allgemeine Fragen stellen wollte, doch da hatte ich mich geirrt. Bereits nach einer Minute saß ein kleiner Kloß in meinem Magen, der sich immer mehr vergrößerte, je länger das Gespräch dauerte. Urplötzlich hatte mich die Londoner Welt wieder - und die des Dracula II.
Ich konnte es kaum glauben, was Suko mir da berichtete, sogar das Blut stieg mir in den Kopf. Ich musste schlucken, ohne dass ich etwas trank, und erste Schweißperlen bildeten sich auf meiner Stirn.
Was ich da erfuhr, das war der Hammer.
Aber wie hatte ich auch glauben können, dass Mallmann sich zurückziehen würde, wo es seine Welt nicht mehr gab! Nein, er war jemand, der nie aufgab, dem immer wieder etwas Neues einfiel, wie jetzt der Angriff der Halbvampire. Allmählich wurde es Zeit, dass wir ihn stoppten, und zwar für immer.
»So, John, jetzt weißt du alles. Ich denke, dass du so schnell wie möglich zurückkommen solltest. Wir brauchen dich hier.«
»Ich befinde mich bereits auf dem Flughafen. In knapp einer halben Stunde starte ich.«
»Das ist gut.«
»Und diesmal ohne Zwischenlandung in Paris.«
»Noch besser.«
»Okay, Suko, wir sehen uns dann gegen Mittag. Ich hole ja eine Stunde heraus.«
»Guten Flug dann.«
»Danke.«
Ich schaltete das Handy aus und ließ es mit einer zeitlupenartigen Bewegung verschwinden. Dann schaute ich auf meinen Teller. Dort lag noch mein zweites Frühstück zur Hälfte.
Der Appetit war mir vergangen.
Ich aß das Croissant trotzdem, trank auch die Tasse leer und schnappte danach meine Reisetasche, um zum Warteraum zu gehen.
Ich schaffte es nicht, meine Nervosität abzuschütteln und konnte es kaum erwarten, nach London zu kommen…
***
Viele Menschen haben Geheimnisse, die nie ein anderer erfahren sollte.
Das galt auch für Barry Cain, den Reporter. Wenn Zeit war, dann schlüpfte er in seine andere Haut, dann wurde er zu einem Schwarzen, die man auch Grufties nannte.
Wenn das geschah, dann fühlte er sich wohl. Das war immer dann der Fall, wenn er etwas hinter sich hatte, das ihn sehr stark bedrängte. Und das war heute der Fall, denn er konnte nicht vergessen, was ihm in der letzten Nacht widerfahren war.
Er hätte eigentlich in der Redaktion sein müssen, doch da hatte er Bescheid gesagt, um sich noch einen Tag Urlaub zu nehmen.
Jetzt saß Barry Cain in seiner kleinen Wohnung, in der es nie ruhig war, weil Züge direkt an seinem Fenster vorbeifuhren und die Vibrationen manchmal die Tassen wackeln ließen.
Er war deprimiert. Er war fertig mit den Nerven. Er wollte mit keinem Menschen sprechen, auch nicht mit seiner Kollegin Rita Wells.
Allein bleiben. In seine zweite Haut schlüpfen, um so wieder er selbst zu werden und sich aufbauen können.
Im Wohnraum hing ein Spiegel, der so groß war, dass er seine ganze Gestalt wiedergab. Er stellte sich davor und schaute sich an. Sein Haar war dunkel. Er hatte es sogar nachschwärzen lassen. Das kantige Gesicht zeigte eine gewisse Bräune. Es war nicht blass wie bei den meisten seiner Mitstreiter. Dafür konnte er
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