1644 - Angriff der Halbvampire
mich gegeben. Auch mein Freund Bill Conolly hatte bereits Kontakt mit diesen Wesen gehabt, und es gab eine Zeugin, die überlebt hatte.
Ich dachte an Justine Cavallo. Durch sie war praktisch alles ins Rollen gekommen. Sie wusste mehr, und ich nahm es ihr übel, dass sie uns nicht schon früher gewarnt hatte.
Der Zug stoppte.
Und der Schaffner war meiner Bitte gefolgt und ließ die wenigen Fahrgäste an dem anderen Ausstieg den Bahnsteig betreten. Zum Glück hatten sie nichts mitbekommen.
Ich dachte daran, im Büro anzurufen, um meine Verspätung zu erklären.
Der Schaffner tauchte wieder auf. So konnte ich den Anruf erst mal vergessen.
Er war noch immer blass im Gesicht und blieb dort stehen, wo er den Toten nicht sah.
»Ich habe alles erledigt, Sir.«
»Danke.«
»Die Kollegen von der Bahnpolizei werden gleich hier sein.«
»Gut.«
»Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?«
»Nein, im Moment nicht.« Ich klopfte ihm auf die Schulter. »Es wird am besten sein, wenn Sie die Sache hier vergessen.«
Der Mann nickte. Es war ihm trotzdem anzusehen, dass er nicht überzeugt war.
Sekunden später betraten vier Beamte der Bahnpolizei den Wagen. Ich hörte ihre harten Tritte, dann erschienen sie vor mir und schauten auf meinen Ausweis, der gleichzeitig ein besonderes Dokument darstellte, denn in bestimmten Fällen war ich anderen Polizisten gegenüber weisungsbefugt.
Ein Mann mit einer schiefen Nase im Gesicht und einer Narbe am Kinn stellte sich als Chef der Truppe vor. Er hieß Samuel Wood und erkundigte sich, ob es hier wirklich einen Toten gegeben hatte.
Ich bejahte und machte ihn zugleich darauf aufmerksam, dass der Mann nicht mehr normal aussah. Er und seine Kollegen glaubten mir spätestens in dem Augenblick, als sie die Leiche sahen.
»Gütiger Himmel, was ist denn da passiert?«
»Nehmen Sie es einfach hin.«
Er wollte nicht. »Ist er verbrannt?«
»Bitte, das zu beurteilen ist nicht Ihre Sache. Sperren Sie bitte hier ab, den Rest werden die Spezialisten vom Yard erledigen.«
Wood sah aus, als wollte er protestieren, sah dann aber ein, dass es besser war, wenn er meiner Bitte nachkam. Er und seine Männer verschwanden und nahmen den Schaffner gleich mit.
Ich war allein, und das wollte ich. Ich rief im Büro an und hörte Sukos Stimme.
»Wir warten auf dich.«
»Kann ich mir denken. Ich bin noch im Zug. Es hat einen Toten gegeben.«
»Bitte?«
»Ich erkläre dir alles später. Nur so viel noch: Dieser Mensch war in Wirklichkeit ein Halbvampir. Mallmann hat ihn auf mich angesetzt. Wir können davon ausgehen, dass er sein Netz schon ziemlich dicht gezogen hat. Sein neuer Plan greift.«
»Das befürchte ich auch.«
»Dann alles Weitere später.«
Ein weiterer Anruf galt unserer Truppe. Die Experten würden sich der Leiche annehmen. Dass dieser Tote etwas Besonderes war, stand fest.
Ich konnte mir vorstellen, dass Will Mallmann damit seinen größten Coup gelandet hatte. Die Vampirwelt war die eine Sache gewesen. Sie hatte in einer anderen Dimension gelegen, bevor sie vernichtet worden war. Aber hier war Mallmann direkt am Ball, und hier würde auch kein Spuk eingreifen.
Wenn ich an Südfrankreich dachte und jetzt an London, dann war ich mal wieder vom Regen in die Traufe geraten. Beschweren konnte ich mich darüber nicht wirklich, es war meine Bestimmung, mich gegen die Mächte der Finsternis zu stellen, und sie waren ungeheuer breit gefächert. Tun konnte man dagegen nichts. Das Böse würde es immer geben, aber man konnte versuchen, es in Grenzen zu halten, und das hatte in diesem Fall eine besondere Priorität…
***
Obwohl Bill Conolly kein Polizist war, hatte er genügend Einblick in die Arbeit dieser Männer. Er hatte dafür Verständnis, dass Rita In Sicherheit gebracht werden musste. Darum hatte sich Suko zwar kümmern wollen, doch für ihn gab es andere Aufgaben, und so hatte Bill ihn überreden können, Rita Wells unter seinen Schutz zu stellen. Bill hatte sich angeboten, sie mit in sein Haus zu nehmen.
»Das kann gefährlich werden.«
»Ich weiß, Suko. Aber in diesem Fall müssen wir über unseren eigenen Schatten springen. Denk daran, was wir schon alles hinter uns haben.«
»Wenn du mit Sheila…«
Bill ließ ihn nicht ausreden. »Das ist meine Sache, und ich denke, dass Sheila zustimmen wird.«
»Dann viel Glück.«
»Danke, wir bleiben in Kontakt.«
Bills nächste Aktion galt seiner Frau Sheila. Schon als sie die Stimme ihres Mannes hörte, wusste sie, dass einiges
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