1644 - Sturm auf Wanderer
sich die Tür und ihre Klonschwester Alnora Deponar trat ein.
Sie war ebenso wie Henna Zarphis 1,80 Meter groß und ebenso schlank. Ihr Teint war jedoch heller als die samtbraune Haut an ihren unverhüllten Armen, und das Gesicht war härter geschnitten. Es hatte kaum Ähnlichkeit mit dem von Henna Zarphis. Sie besaß eine gerade Nase, ein spitzes Kinn, einen kleinen Mund und kleine, etwas geschlitzte Augen, die von einem unfreiwilligen Organspender stammten und nicht so recht zu dem Gesicht passen wollten.
Alnora Deponar lächelte gewinnend. Sie trat an ihre Klonschwester heran, legte ihr die Arme an die Schultern und blickte sie prüfend an. Das Lächeln erlosch. „Was ist los?" fragte sie. „Du siehst erschrocken aus."
„Wie du sicher weißt, war gerade Gendal Jumphar bei mir."
Alnora Deponar ließ die Hände sinken. Sie wandte sich um, ging leicht und elegant zu einem Sessel und setzte sich. Sie schlug die Beine übereinander und winkte lässig über ihre Schulter hinweg. „Na und? Du läßt dich von ihm doch wohl nicht beeindrucken?"
Henna Zarphis antwortete nicht. Sie setzte sich ihr gegenüber.
Henna war hellwach. Sie wußte, daß sie ihre Schwester nicht trauen durfte. Alnora Deponar war womöglich noch gefährlicher als der düstere Kommandant der MAGENTA. Sie hatte mehrfach getötet, und sie würde wieder töten, wenn sie es im Rahmen ihrer Ambitionen als nötig betrachtete. „Ich werde mit ihm reden", versprach die Blaue Schlange, doch Henna Zarphis wußte, daß sie es nicht tun würde. „Kommen wir zu dem Thema, das mich interessiert."
„Deine Großmachtträume?" Henna Zarphis schüttelte den Kopf. „Mich gehen sie nichts an, und du scheinst nur nicht begriffen zu haben, daß du am Ende bist."
„Noch lange nicht", behauptete Alnora Deponar. „Die Karten werden neu gemischt. Die ersten Züge habe ich bereits gemacht. So sah ich mich gezwungen, die TENTRA BLUE aus dieser Existenzebene zu entfernen."
„Du hast sie vernichtet?"
„Ich hatte keine andere Wahl. Ich habe ihr per Transmitter eine Bombe an Bord geschickt. Zuvor habe ich allerdings einen Lagebericht über die Situation im Solsystem und im Wanderer-Sektor erhalten. Cailman Tzyk war so freundlich, ihn mir zu geben, bevor er starb."
„Du bist ein Scheusal!"
„Weil ich die TENTRA BLUE zerstört habe?"
„Es waren viele Blues an Bord!"
„Wer um die Macht kämpft, Schwesterlein, der darf nicht zimperlich sein. Wir alle müssen früher oder später ^sterben.
Was für eine Rolle spielt es, ob ein paar Blues ein paar Jahre länger leben oder nicht?"
„Für die Betroffenen eine sehr große."
„Für mich nicht. Ich denke in anderen Dimensionen, und das solltest du auch tun."
Henna Zarphis schüttelte den Kopf.
Sie legte die Hände an die Schläfen und massierte sie leicht. „Du bildest dir wirklich ein, daß du unsterblich werden kannst", sagte sie. „Du glaubst, daß ES dir den Chip gibt!"
„Er wird ihn nicht nur mir geben, sondern dir ebenfalls", betonte Alnora Deponar. „Und das allein entscheidet. Alles andere ist unwichtig. Auch ein Arinu Barras kann mich nicht aufhalten."
„Arinu Barras? Wer ist das?"
„Ein Friedensstifter, den Michael Rhodan in die akonische Führungsschicht eingeschleust hat. Der Linguide hat bereits sein die Gedanken der Akonen zersetzendes Werk begonnen.
Er ist dabei, sie umzudrehen und das zu tun, was die Terraner und er befrieden nennen."
Henna Zarphis hielt es nicht länger im Sessel. Sie stand auf, ging um den Sessel herum und stützte sich mit den Händen auf die Lehne. „Das ist der Anfang vom Ende", konstatierte sie. „Und du weißt es. Erst wurde die Blaue Legion zerschlagen, und jetzt dies. Du bist klug genug, um zu wissen, daß die Akonen durch das Wirken des Friedensstifters früher oder später zu normalen Bürgern des Galaktikums werden müssen."
„Du hast recht", gab Alnora Deponar zu. „Unser Kampf gegen die Arkoniden ist vorerst verloren, aber noch habe ich nicht aufgegeben."
„Das ist mir nicht entgangen."
„Wenn ich ... Also, wenn wir erst einmal im Besitz des Unsterblichkeits-Chips sind, dann werden wir wie der Phönix aus der Asche auferstehen", begeisterte sie sich. „Als Unsterbliche können wir unser Volk zu neuen, nie zuvor erreichten Höhen führen. Als Unsterbliche haben wir alle Zeit des Universums, um ein mächtiges Akon-Imperium aufzubauen. Das ist ja der Vorteil, den Perry Rhodan und die anderen Unsterblichen haben. Sie können sich Zeit lassen.
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