1645 - Blutsturm
ein kleiner Mann mit einer langen Haarmähne. Er sprach zischend und recht leise. Trotzdem hörte Justine, was er sagte.
»Ich bin etwas tiefer in den Wald gelaufen und glaube, dass wir Besuch bekommen haben.«
Mallmann packte ihn an den Schultern. »Von wem?«
»Das weiß ich nicht.«
»Hast du was gesehen?«
Er schüttelte den Kopf. »Nur gehört, aber ich kenne die Richtung.«
Dracula II überlegte nicht lange. Er war jemand, der stets einen schnellen Entschluss fasste. »Nimm dir zwei deiner Freunde mit.«
»Sollen wir töten?«
»Nur, wenn es nicht anders geht. Ansonsten bring den Besuch her, damit wir alle was von ihm haben.«
Der Halbvampir nickte, drehte sich um und verschwand.
Mallmann blieb da stehen, wo er war, und starrte nachdenklich vor sich hin.
Justines Stimme riss ihn aus seinen Gedanken.
»Na, siehst du deine Felle schon davonschwimmen?«
Mallmann fuhr herum. Er sah aus, als wollte er die Blutsaugerin angreifen, überlegte es sich dann und sagte mit leiser Stimme: »Wenn Sinclair dabei ist, umso besser. Dann kann ich ihn gleich mit dir zusammen verbrennen.«
Als Antwort stieß Justine nur ein hartes Lachen aus…
***
Suko und ich hatten nicht lange gezögert, sondern blitzschnell Deckung gesucht. Das war in unserem Fall ein Kinderspiel, denn es standen genug dicke Bäume in der Nähe.
Suko stand links von mir und weiter vorn. Er hatte sich kampfbereit gemacht.
Er hielt die Dämonenpeitsche in der Hand, die drei Riemen waren bereits ausgefahren, und auch ich war gespannt, wie ein Halbvampir auf den Schlag mit dieser Peitsche reagierte.
Die Reaktion auf mein Kreuz hatte ich im Zug gesehen, und dieses hing jetzt vor meiner Brust. Ich hatte auch die Beretta gezogen, die ich in der rechten Hand hielt und nun darauf wartete, dass sich jemand zeigte.
Die Richtung war klar. Leise konnte auf diesem mit Laub bedeckten Boden niemand gehen. Da gab es auch für Halbvampire keine Ausnahme. Jetzt warteten wir nur darauf, sie zu Gesicht zu bekommen.
Glücklicherweise war es noch hell genug.
Schon tauchte der erste Angreifer auf. Noch verhielten wir uns ruhig, doch das würde sich ändern, wenn er uns entdeckte.
Ein recht kleiner Mensch schlich über den Laubboden hinweg. Sein Haar hing ihm um den Kopf wie eine fettig gewordene Perücke. Die Klamotten verdienten eher den Namen Lumpen.
Davon durften wir uns nicht täuschen lassen. Als Halbvampir war er gefährlich, obwohl er keine Waffe trug.
Zwei weitere Gestalten tauchten auf, die nur zögernd näher kamen und erst mal abwarteten. Sie mussten uns gewittert haben, konnten uns aber nicht sehen. Und der erste Halbvampir bewegte sich genau auf den Baum zu, hinter dem Suko lauerte.
Das wurde spannend. Ich würde mich zurückhalten, und ich ahnte auch, was mein Freund vorhatte.
Der Halbvampir lief ihm genau ins Messer, wie man so schön sagt. Genau einen Meter vor dem Baum blieb er stehen, als hätte er eine Botschaft empfangen. Vielleicht hatte er Suko ja auch gespürt.
Da ich hinter Suko stand, konnte ich ihn sehen. Ich kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er kampfbereit war. Einer Eingebung folgend wechselte ich die Waffe.
Die Beretta verschwand. Dafür holte ich den Pfahl des Vampirhassers Frantisek Marek hervor. Ein Schuss hätte zu viel Lärm gemacht, das Töten mit dem Pflock war lautlos.
Zuerst war Suko an der Reihe.
Von Null auf Blitzschnell bewegte er sich.
Der Halbvampir wurde völlig überrascht, als plötzlich drei Riemen von der Seite her auf ihn zuwischten und sich um seinen Hals wickelten, sodass er nicht mehr in der Lage war, einen Laut von sich zu geben.
Suko zog ihn zu sich heran hinter den dicken Baumstamm. Ob die beiden anderen Artgenossen das mitbekommen hatten, wusste ich nicht.
Sie hielten sich jedenfalls zurück, aber dort, wo Suko stand, da hauchte der Halbvampir seine Existenz aus. Das sah ich, als Suko die Riemen von seinem Hals löste und die Gestalt vor seinen Füßen auf dem Boden landete und sich nicht mehr bewegte.
Suko winkte mir zu und tat dies mit einer Geste, die besagte, dass alles gelaufen war.
Nicht für die beiden anderen Männer. Sie schienen ihren Kumpan zu vermissen und bewegten sich jetzt schneller voran. Auf dem glatten Blätterboden gerieten sie ins Rutschen, und Suko ließ sie auch passieren, denn er wollte sie mir überlassen.
Bevor sie es schafften, den richtigen Halt zu finden, hatte ich mich aus meiner Deckung gelöst. Ich lief ihnen entgegen und sah vor mir einen Mann mit
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