1645 - Blutsturm
und du weißt selbst, dass ich so leicht nicht aufgebe.«
»Ja, das mag wohl sein. Aber für jeden gibt es eine Grenze, das gilt auch für dich. Du hast den Bogen überspannt. Du hast darauf gesetzt, so mächtig zu werden wie ich, aber das kannst du nicht. Das ist unmöglich, denn ich bin nicht nur besser, ich bin sogar einmalig auf dieser Welt.«
Justine bestätigte seine Behauptung nicht. Sie wusste allerdings auch, dass er nicht übertrieben hatte. Einer wie Mallmann war tatsächlich einzigartig, und Justine sagte: »Das bin ich auch.«
»Ja«, bestätigte Mallmann, »das bist du. Ich kenne niemanden, der sich mit seinen Feinden verbündet, um seine Artgenossen zu töten. Das ist fast ungeheuerlich.«
»Es ging mir so besser. Ich habe so keine zweite Geige gespielt wie bei dir. Sinclair und die anderen haben mich zwar nicht akzeptiert, aber sie haben mich gelassen, und das hast du nicht getan. Du hast stets Angst davor gehabt, dass ich dir den Rang ablaufe. Machtverlust, verstehst du?«
»Wir wären wirklich ein gutes Team gewesen.«
»Das ist jetzt vorbei«, erklärte Justine.
Mallmann musste lachen. »Ich weiß, das musst du mir nicht noch extra sagen. Aber du solltest dabei an etwas anderes denken. Ich will dich gar nicht mehr. Ich will nur deine endgültige Vernichtung. Ich habe neue Helfer gefunden und denke nun darüber nach, wie ich dir einen angemessenen Tod bereiten kann.«
»Versuche es.«
Dracula II ließ sich Zeit mit einer Antwort. Seine Schritte waren gemessen, als er die im Netz hängende Blutsaugerin umrundete und dabei mehrmals nickte.
»Nicht schlecht«, murmelte er.
Er war wieder stehen geblieben und starrte in ihr Gesicht.
»Was meinst du damit?«, zischte Justine.
Mallmann strich über sein bleiches vorspringendes Kinn. »Deine Lage meine ich damit.«
»Und weiter?«
»Du hockst in diesem Netz, das über dem Boden schwebt. Komischerweise erinnert mich das an die Hexen, die ich mir auch noch vornehmen werde, mit Assunga an der Spitze.«
»Das begreife ich nicht.«
»Ganz einfach. Ich werde meinen Freunden den Auftrag geben, Holz zu sammeln. Es ist Platz genug, es unter dir aufzuschichten und danach anzuzünden. Ja, eine wirklich gute Idee, wenn ich dich zuerst röste und dann verbrenne.«
»Ja, toll.« Justine lachte. »Das wird dauern, Will. Denk daran, dass ich mich und mein Gefängnis bewegen kann. Ich werde dem Feuer durch schwingende Bewegungen entgehen. Da hast du nicht die Spur einer Chance, mich zu verbrennen. Wenn es dir Spaß macht, kannst du es ja versuchen.«
Mallmann winkte ab. »Keine Sorge, Justine. Ich finde schon etwas, um dich ruhig zu stellen. Finde dich endlich damit ab, dass du verloren hast und nicht ich. So ist das Leben. Der eine gewinnt, der andere verliert. Einer hat Glück, der andere Pech.«
»Und du meinst, dass du Glück hast?«
»Ja.«
»Dann würde ich an deiner Stelle mal nachdenken und dich daran erinnern, dass du noch andere Feinde hast als nur mich. Soll ich dir die Namen aufzählen?«
Mallmann winkte ab. »Wer sind schon Sinclair und die anderen? Ich bin in einer völlig neuen Situation. Dagegen kommt auch dein Freund Sinclair nicht an.«
»Ich denke nur, dass er bald hier sein wird. So war es abgesprochen. Wenn du mich töten willst, dann musst du dich schon beeilen. Sonst geht es daneben.«
»Ach, rede nicht.« Mallmann winkte ab. Er warf noch einen letzten abschätzenden Blick auf die Cavallo, dann drehte er sich um und wandte sich an seine Helfer.
»Ihr habt gehört, was ich sagte?«
Die Meute brauchte keine Antwort zu geben, ein Nicken reichte völlig aus.
»Dann fangt an und sucht trockenes Holz zusammen. Ich will sie so schnell wie möglich aus dem Weg haben.«
Keiner sperrte sich. Die Helfer taten das, was man ihnen befohlen hatte.
Um das Haus herum lag genug Bruchholz, das für ein Feuer reichte.
Mallmann schwelgte schon jetzt in großer Vorfreude, als er die Vampirin wieder ansprach.
»Weißt du, was ich mich frage?«
»Nein. Und ich will es auch nicht wissen.«
Er ließ sich nicht beirren. »Ich frage mich, ob du ebenso schreien wirst wie die Hexen, wenn dich die Flammen anschmoren.«
»Bestimmt nicht.«
»Wir könnten wetten.«
»Nein, du würdest die Wette verlieren. Ich schreie nicht, weil es nicht dazu kommen wird. Ich glaube nicht, dass du es schaffst, unter mir ein Feuer anzuzünden.«
Will Mallmann wollte eine Antwort geben. Dazu kam es nicht, denn einer seiner Helfer stand plötzlich neben ihm. Es war
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