1645 - Blutsturm
alles entscheidenden Kampf gegen Dracula II kommen konnte.
Wir glaubten nicht, dass er sich diesen Stützpunkt so einfach wegnehmen ließ. Seine Vampirwelt hatte er bereits verloren, ebenso wie deren Monster oder Loretta, die Köpferin. Jetzt würde er bis zum Letzten kämpfen, um sein neues Refugium zu verteidigen.
Suko und ich waren auf uns allein gestellt, wie so oft. Nur hatten wir es diesmal mit einem besonderen Gegner zu tun, der zudem in frühren Zeiten unser Freund gewesen war. Doch das lag lange zurück.
Noch immer sah ich ein gewisses Bild vor mir. Damals, als Mallmann noch ein normaler Mensch gewesen war und sogar geheiratet hatte, da war er von einem Schicksalsschlag getroffen worden, wie man ihm keinem Menschen wünschte.
Beim Verlassen der Kirche war plötzlich der Schwarze Tod erschienen und hatte Wills frisch angetraute Ehefrau brutal mit seiner Sense ermordet. Da war der Sensenmann der Hochzeitsgast gewesen.
»Worüber denkst du nach, John?«
Ich winkte ab. »Ach, lass gut sein. Ein wenig Nostalgie muss auch mal sein.«
»Verstehe«, sagte Suko und fragte nicht weiter.
Wenig später hatte uns der Wald geschluckt. Ich war heilfroh, dass die Insel noch nicht in der Dunkelheit lag, aber die Dämmerung lauerte bereits im Hintergrund.
Es gab keinen Plan, nach dem wir uns hätten bewegen können. Wir mussten einfach der Nase nach gehen. Möglicherweise hatte Justine Cavallo diesen Weg schon vor uns genommen.
Der Wald gab uns keine Antwort, obwohl er nicht still war. Irgendwo raschelte immer etwas in unserer Umgebung.
Ich dachte auch darüber nach, wo sich die Halbvampire verstecken konnten. Okay, die Bäume gaben genügend Schutz, das konnte nicht ihr Ding sein. Die hielten sich bestimmt an einem anderen Ort auf, und der musste nicht unbedingt im Freien liegen. Ich dachte da mehr an das Haus oder die Hütte, von der der Konstabler gesprochen hatte.
Schon bei unserer Ankunft hatten wir festgestellt, dass die Insel nicht eben war. Es gab zur Mitte hin einen Anstieg, der ebenfalls bewachsen war.
Bäume und Unterholz bildeten den Bewuchs, und an einigen Stellen waren die Schäden noch zu sehen, die ein Orkan hinterlassen hatte. Die nicht so kräftigen Bäume waren geknickt worden. Einige von ihnen lagen auch am Boden.
Als wir eine bestimmte Höhe erreicht hatten, war das ein Punkt, an dem wir eine Pause einlegten, um uns zu orientieren.
Ob wir die Mitte der Insel inzwischen erreicht hatten, wussten wir nicht, aber wir hofften, dass vielleicht Stimmen zu hören waren, denn das Rauschen der Wellen erreichte uns nicht mehr so stark, weil es von den Bäumen verschluckt wurde.
Ich stemmte die Hände in die Seiten und schaute mich um. Suko tat es mir nach. Wir sahen in verschiedene Richtungen, und ich hörte plötzlich die leicht überrascht klingende Stimme meines Freundes.
»Was ist das denn?«
»Wo?« Ich hatte mich zu ihm umgedreht und sah, dass mein Freund die Hand ausgestreckt hielt und dabei in eine bestimmte Richtung und schräg zu Boden wies.
Dort lag jemand.
Dass wir ihn nicht sofort gesehen hatten, lag am Laub, das über ihn geweht worden war, sodass uns nur die untere Hälfte des Körpers aufgefallen war.
Zugleich erreichten wir den Mann und wussten sofort, dass er nicht mehr lebte. An der Stelle, in der normalerweise das Herz in der Brust schlug, klaffte eine Wunde, die von einer Stichwaffe verursacht worden war. Die Erfahrung hatten wir, um das zu erkennen.
»Denkst du das Gleiche wie ich, John?«
»Wahrscheinlich. Justine Cavallo.«
»Genau. Und ich glaube, dass dieser Tote mal ein Halbvampir gewesen ist.«
Dagegen konnte ich nichts sagen, denn ich dachte ebenfalls so. Wir hatten einen ersten Hinweis gefunden und waren nun noch gespannter, was uns über den Weg laufen würde. Zugleich konnten wir davon ausgehen, die Fahrt auf die Insel nicht umsonst gemacht zu haben.
Ich drehte mich weg. »Dann sehen wir mal weiter.«
Mein Blick war weiterhin zu Boden gerichtet, und meine Augen weiteten sich, als ich das Loch sah, in dem tatsächlich zwei Kisten standen, deren Deckel geschlossen waren.
Ich gab Suko Bescheid, der augenblicklich seinen Kommentar abgab.
»Hier hat jemand etwas versteckt, das wieder ausgegraben wurde. Zwei Kisten, John, und wenn ich daran denke, wer hier auf der Insel Zuflucht gefunden haben soll, kommt mir ein bestimmter Verdacht.«
»Waffen?«
»Was sonst?«
Das war bisher nur Theorie. Wir wollten nachschauen, ob sich das auch in der Praxis bewahrheitete.
Weitere Kostenlose Bücher