1645 - Blutsturm
nicht nach draußen zu kommen und lieber auf den Augenblick der Überraschung zu warten.
Suko und ich bewegten uns durch die Stille. Selbst das Rascheln des Laubs war nicht mehr zu hören, der Wind hatte sich in den letzten Minuten gelegt. Allmählich senkte sich auch die Dämmerung über die Insel.
Ich trat an eines der Fenster und versuchte einen Blick in das Innere zu erhaschen.
Das war leider nicht möglich, denn in der Hütte hatte sich bereits die Dunkelheit ausgebreitet. Die Gestalten malten sich nur als Umrisse ab, das war alles.
Ich war von einer ungewöhnlichen Spannung erfasst worden. Suko stand bereits an der Tür. Ich sah, dass er die Hand ausgestreckt hatte, um nach der Klinke zu greifen, als wir beide von den Halbvampiren total überrascht wurden.
Nicht wir gingen hinein.
Sie kamen raus.
Auch nicht normal, denn die Tür wurde mit einer heftigen Bewegung nach außen gestoßen. Suko kam so schnell nicht weg und schaffte es nicht mal, die Hände richtig hochzureißen.
Die Tür prallte gegen ihn. Der Druck schleuderte ihn zurück, und darauf hatte die Meute nur gewartet.
Fünf blutgierige Halbvampire stürmten ins Freie…
***
Ich war es von Suko gewohnt, dass er ungeheuer schnell reagierte. In diesem Fall hatte er Pech. Durch den Aufprall der Tür war er aus dem Gleichgewicht geraten und hatte zunächst genug mit sich selbst zu tun.
Er hatte noch das Pech, dass er von der Horde überrannt wurde und dabei zu Fall kam.
Die Halbvampire waren wie ein Blutsturm, der sich so leicht nicht aufhalten ließ. Jetzt war zu sehen, dass sie sich nicht grundlos in dem Haus aufgehalten hatten. Sie waren dort gewesen, um sich mit Waffen einzudecken. Die brauchten sie, um Menschen Wunden zuzufügen, damit sie daraus das Blut trinken konnten.
Bei den Wesen, die wir ausgeschaltet hatten, waren keine Waffen zu sehen gewesen. Hier lagen die Dinge anders, und wir mussten auf der Hut sein.
Ich hätte Suko gern geholfen. Leider war das nicht möglich. Eine Gestalt, die einen dunklen Anzug trug, stürmte auf mich zu. Sie war mit einem Gegenstand bewaffnet, der wie eine rostige Machete aussah, holte aus und schlug zu.
Ich war schnell genug, um den Schlag zu unterlaufen, und warf mich gleichzeitig nach rechts.
Der Halbvampir stolperte an mir vorbei, drehte sich zu mir um, nachdem er sich gefangen hatte, und kam wieder auf mich zu.
Es blieb beim Versuch, denn diesmal war ich schneller als er. Seine Machete hochzureißen war ihm nicht mehr möglich, denn ich stieß den linken Arm vor und fühlte mich in diesem Augenblick wie mein alter Freund Frantisek Marek.
Mein Stoß mit dem Pfahl war ein Volltreffer. Das alte Eichenholz drang tief in die Brust und durchbohrte das Herz der Kreatur. Sie riss beide Arme in die Höhe, gurgelte auf und taumelte zurück, während aus der Brustwunde ein wenig Blut quoll.
Dass der Halbvampir fiel, bekam ich nur am Rande mit. Der zweite Gegner war wichtiger.
Ich hörte einen Schuss. Suko musste seine Beretta abgefeuert haben.
Ich kam nicht dazu, nachzusehen, denn der nächste Halbvampir vor mir hielt zwei Messer in den Händen.
Meine Silberkugel war schneller. Sie zerschmetterte sein Gesicht, bevor die Klingen mich treffen konnten. Ich glitt zur Seite, und die Gestalt stolperte über ihre eigenen Beine.
Zwei hatte ich erledigt. Ich ging davon aus, dass auch Suko getroffen hatte, also mussten noch zwei Halbvampire übrig sein.
Das waren sie auch. Eine Frau mit langen Haaren befand sich darunter, und sie wusste genau, was am besten für sie war, um zu überleben. Sie warf sich herum und rannte auf den Wald zu, um dort abzutauchen.
Suko kniete auf dem Boden. Er machte einen benommenen Eindruck und versuchte, nach einer Gestalt zu zielen, die mit beiden Händen so etwas wie eine Säge festhielt. Es war keine Kettensäge, sondern eine, die man noch mit der Hand betätigen musste, um Bäume von Ästen zu befreien.
Der Halbvampir stürzte auf Suko zu, um mit dieser Waffe seinen Hals anzusägen.
Zwei Schüsse fielen. Suko hatte seine Beretta zwar auch hochgerissen, aber ich war schneller gewesen.
Die Einschläge schüttelten die Gestalt durch. Der Halbvampir begann zu torkeln, er rutschte aus und landete auf dem Boden, wo er leblos liegen blieb.
Der Blutsturm war vorüber. Dafür hatten Suko und ich gesorgt, obwohl die Frau mit den langen Haaren, die in den Wald gelaufen war, davongekommen war.
Mir ging es erst mal um meinen Freund. Er wollte sich bedanken. Ich winkte ab und schaute
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