1645 - Operation Draco
Aus der Maske jedoch drang eine Mischung von verführerischem Gesang und fremdartigem Geflüster, wie es Bull außer aus der Maske niemals zuvor gehört hatte. Es war ihm nicht gelungen, die. Sprache der Arachnoiden ohne Maske nachzuahmen. Aber das war auch unnötig, dachte er, Denn seit er davon ausging, daß die Zivilisation der Spinnenwesen nicht mehr existierte, hatte sich das Thema erledigt.
Und dennoch .,. Die Faszination ließ ihn nicht los, schon seit Monaten nicht. Seit er diese Maske von der Expedition nach NGC 1400 im Sternbild Eridanus mitgebracht hatte, wohnte etwas von einer Spinne in ihm. Manchmal kaum merklich, im Hintergrund seines Bewußtseins, an anderen Tagen dagegen brach der Funke mit Macht aus ihm hervor.
Er hockte sich vor einem der Sessel auf den Boden und versuchte, die Welt aus der Warte eines Arachnoiden zu sehen.
Und je länger er diese Maske trug, je mehr er sich von seiner Bewunderung für dieses ausgestorbene Volk fortziehen ließ, desto stärker veränderte sich die Kabine. Oder jedenfalls seine Wahrnehmung davon: Er fühlte sich wie in einem Käfig voller abstoßender Gegenstände.
Es gab keine feingesponnenen, netzartigen Strukturen, und an der Decke hätte sich höchstens ein Tier aufhängen können.
Nirgendwo eine Möglichkeit, unterzuschlüpfen, und lediglich die dunkle Öffnung der Naßzelle verhieß Schutz vor Entdeckung. Aber Bull konnte die Feuchtigkeit riechen, die dem Raum entströmte. Nein, es war nicht das richtige dort...
Ein eigentümlicher Singsang drang aus der Translatormaske, die zuckenden Bewegungen der Arme suchten nach einem Halt, der so nicht existierte. Angriff.
Bull sucht sein Ziel, doch er kann nichts finden. Er muß die töten, die sind wie er. Welch ein Paradoxon. Und er wehrt sich, weil er Bull ist, weil die Maske über sein Innerstes keine Macht gewinnt. Infernalischer Lärm Ißßt ihn mit den Krallen zucken, sonderbare Geräusche schlagen wie ein Sturm in der Nacht über ihm zusammen, Sekundenlang strichen seine Finger über die Kante, dann erst riß er sich die Maske mit einem Ruck vom Gesicht- „Bully!" dröhnte es aus dem Laut' sprecher an der Wand. „Verdammt noch mal, Bully, hörst du nicht? Kommen, es ist eilig!"
Bleich, mit verschwitzter Haut richtete sieh der Unsterbliche auf. Sein„Fingerschnippen aktivierte das Zim„mermikrophon. „Schon gut, Lalla. Ich bin wieder da. Was gibt es denn?"
Eine Sekunde lang herrschte auf der anderen Seite verblüffte Stille, dann fragte Lalande Mishkom: „Was war denn los? Wo hast du gesteckt?"
„Nochmals: Was gibt es?"
„Die ANSON ARGYRIS ist zurück. Seit zehn Minuten schon, aber du hörst ja nicht."
Den beleidigten Tonfall der Frau, deren Neugierde nicht befriedigt wurde, konnte er zwar verstehen, aber, Rücksicht nahm er nicht darauf. Bull wischte mit einem Tuch den Schweiß vom Gesicht.
Im großen Konferensswm der GI-MARBON waren sämtliche zusammengekommen, die er auf dieser Expedition als maßgebend erachtete. Von seinem eigenen Schiff waren nur er und lan Longwyn dabei, von allen anderen' zumindest die Kommandanten. Darunter waren Serena von der QUEEN LIBERTY, von der DAORMEYN Yart Fulgen und seine hoch aufgeschossene Kommandantin Alsiramon, Jan „Zerberus" Ceribo, der wissenschaftliche Koordinator der Expedition und nebenbei Kommandant der FORNAX, außerdem von der ANSON ARGYRIS Arnim Possag. Myles Kantor wartete zurückhaltend wie immer und mit wächserner Gesiehtsbläsae in seinem Sessel ab - und 4er Nakk Paunaro, der hinter ihm stand, war nur dabei, damit er allein keinen Unsinn anstellen konnte. Wahrscheinlich würde ihn von allem, was hier geredet wurde, kein Wort interessieren, pie wichtigste Person jedoch war Julian Tifflor; mit ihm hatte Bull schon vor ein paar Minuten unter vier Augen gesprochen und eine Marschrichtung ausgemacht. Er und Arnim Possag hatten die Aufzeichnungen aus dem System der Fremden mitgebracht. Mehr als eine Stunde lang setzten sie vor aller Augen die Daten ihrer Sonden zusammen.' So entstand ein relativ lückenloses Bild eines Systems aus zwei Sonnen und 67 Planeten. „Wir haben einiges an Funksprüchen aufgefangen und syntronisch ausgewertet", erläuterte Tifflor. „Aber das versteht sich von selbst. Erstaunlich scheint nur, wie wenig an verwertbaren Informationen über diese Schiene herausgekommen ist. So haben wir weder etwas über die Toten Zonen herausgefunden noch über die militärische Stärke der Fremden. Es fällt auf, daß wir noch nicht
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