1647 - Der letzte Schlag
Schacht hervor. Der Kernsektor besaß seine eigene Batterie von Feldschirmgeneratoren. Absorptionsfreudige, energiereiche Schutzschirme umgaben den Felsklotz. Barro Nurtian duckte sich unwillkürlich in Erwartung des Feuerüberfalls, den die Schiffe der Legion jetzt veranstalten würden. Im Geist sah er die Feldschirme schon in allen Farben des Spektrums leuchten und flackern, hörte die Schadensmeldungen der Servos ...
Was war das?
Es blieb ruhig! „Arkonidische Raumschiffe im Anflug!" meldete der Servo.
Ein Ruck ging durch Barros verkrampfte Muskeln.
Arkonidische Raumschiffe? Wo? Wie im Traum sah er die weißblauen Glutbälle der Explosionen, die wie Feuerwerk überall aufleuchteten. „Acht Fahrzeuge der Blauen Legion vernichtet", sagte der Servo. „Der arkonidische Verband ist den Angreifern an Feuerkraft eindeutig überlegen."
Barro Nurtian wischte den Schweiß von der Stirn. Das Gefühl unglaublicher Erleichterung drang ihm bis in die Knochen. Mit einemmal fühlte er sich träge und unbeweglich. „Das hätten wir gerade noch einmal geschafft", sagte da eine helle, sanfte Stimme hinter ihm.
Er fuhr herum. Der Mund stand ihm vor Staunen offen. „Nadu!" stieß er hervor. „Wo ... woher kommst du?"
Sie deutete rückwärts in Richtung des Transmitters. „Von dort", sagte sie einfach. „Senktar von Ippezal hat mich geschickt. Im allerletzten Augenblick."
Sie lagen einander in den Armen. Sie weinten und lachten gleichzeitig und konnten das Wunder nicht fassen, das ihnen das Leben gerettet hatte. In der Kommandozentrale des ATKStützpunktes Jimmerin herrschte totales Durcheinander.
Nur Nadu Imeiri fiel es schwer, an der Freude teilzunehmen. „Du hast Senktar von Ippezal nach mir geschickt?" fragte sie Barro. „Nicht mit so vielen Worten", antwortete er. „Es gab eine merkwürdige Anzeige, die aus dem Deck über dem Kernsektor, Abschnitt Dhorah, kam. Der Syntron konnte sie nicht erklären.
Da schickte ich Senktar los, nach dem Rechten zu sehen.
Natürlich hatte ich Sorge um dich ..."
„Ich habe ihm unrecht getan", sagte Nadu. „Ich hielt ihn für einen alten Griesgram, der nur das eine im Sinn hatte: mir das Leben so schwer wie möglich zu machen. Ich habe mich getäuscht. Weißt du, was dort oben geschehen ist?"
Sie deutete zur Decke der Kommandozentrale, ganz so, als befände sich der Kernsektor noch im Innern des Asteroiden Jimmerin. Dabei schwebte er anderthalb Lichtsekunden davon entfernt im Raum.
Barro verneinte. Nadu berichtete über den Verräter Tupar Huaynac, über den Transmitter, den sie gefunden hatte, bis zu der Sekunde, als Senktar von Ippezal sie davon scheuchte und sie in Richtung des Transmitters rannte. „Er hatte mehrere Roboter dabei", sagte sie. „Einer davon war ein Transporter. Ein grauer Metallkasten lag auf der Ladeplattform, nach meiner Ansicht eine Bombe. Senktar muß rechtzeitig durchschaut haben, was da oben vor sich ging. Er hatte keine Ahnung, wieviel Akonen schon durch den Transmitter gekommen waren. Mit seiner kleinen Mannschaft blieb ihm nur ein Ausweg: Er mußte den ganzen Abschnitt sprengen. Ich habe die Detonation noch miterlebt, bevor ich durch den Transmitter ging."
Barro schluckte. „Hat er ... hat er ...", begann er stockend.
Nadu schüttelte den Kopf. „Nein, er hat nicht. Ich sah das Feuer der Explosion durch die Gänge schießen. Undenkbar, daß Senktar das überlebt hat. Er hat sich geopfert - und seine Leute dazu."
Barros Miene war starr. Er wandte sich ab. Sie sollte die Tränen nicht sehen, die ihm in den Augen standen. „Stützpunkt Jimmerin, hier spricht ATLANTIS!" donnerte es da aus dem .Empfänger. Eine Bildfläche leuchtete auf. Ein Mann war zu sehen, den jeder in der Kommandozentrale kannte: Atlan. „Ich erwarte eure Meldung. Wie schwer sind die Schäden?"
Barro Nurtian riß sich zusammen. Er erstattete Bericht. Seit der Detonation der Bombe, die Senktar von Ippezal gezündet hatte, funktionierte die interne Kommunikation wieder einwandfrei.
Von überall waren Meldungen von Besatzungsmitgliedern eingetroffen, die sich auf Barro Nurtians Anweisung hin in die Schutzräume der Kernzone zurückgezogen hatten. „Der Verlust an organischem Leben hält sich in Grenzen", meldete Barro. „Die Aufnahme der materiellen Schäden ist im Gang. Der Stützpunkt hat einige harte Treffer hinnehmen müssen. Aber ich rechne damit, daß Jimmerin in spätestens einem Monat wieder als funktionsfähiges Zentrum des Antiterror-Kommandos verwendet
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