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1647 - Engelstadt - Höllenstadt

1647 - Engelstadt - Höllenstadt

Titel: 1647 - Engelstadt - Höllenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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einer zweiten Person erzählt, die bei ihr war?«
    »Ja, diese Livia.«
    »Genau. Und was ist mit ihr?«
    Maxine hob die Schultern. »Ich weiß es nicht, John. So leid es mir tut.«
    Das hörte sich wirklich nicht gut an. Ich wusste zunächst auch keine Antwort zu geben. Ich schwieg, schaute in das Gesicht der Tierärztin und sah, dass sich ihre Augen mit Tränen füllten.
    »Ich weiß nicht, was ich tun soll, John. Es ist alles so grausam. Bitte, gib mir einen Rat, sonst weiß ich nicht, was ich noch…« Sie schüttelte den Kopf und raufte erneut ihr Haar. »Es ist alles meine Schuld. Ich hätte Carlotta nicht allein fliegen lassen dürfen.«
    »Nein, nein, so darfst du nicht denken, Max. Carlotta ist kein kleines Kind mehr. Sie braucht eine gewisse Selbstständigkeit, und sie hat oft genug bewiesen, dass sie auch allein zurechtkommt. Da musst du dir keine Gedanken machen.«
    »Denkst du wirklich so?«
    Ich senkte den Blick. »Nein. Ich habe nur versucht, dich zu trösten, das ist alles.«
    »Danke, John, ich weiß ja, dass auch du dir Sorgen machst. Nur hat es keinen Sinn, wenn wir hier herumsitzen und uns gegenseitig deprimieren. Ich denke, dass wir bei unserem Plan bleiben sollten.«
    »Das stimmt. Wir werden dorthin fahren, wo wir hinfahren wollten.«
    »Ja.« Die Tierärztin stand auf. »Ich musste nur kurz mit dir sprechen.«
    Auch ich erhob mich. »Kennst du dich aus?«
    »Nein, hier nicht. Aber Carlotta hat mir den Weg recht gut beschrieben. Zudem habe ich im Büro nebenan eine Karte von dieser Gegend gefunden. Wir finden den Ort schon.«
    »Und wie sieht es mit der Praxis aus?«
    »Geschlossen. Es bleibt dabei.«
    Es war gut, dass Maxine alles vorbereitet hatte. Es kam nur darauf an, dass wir diesen Treffpunkt auch tatsächlich fanden. Das Fahrzeug konnten wir uns aussuchen.
    Als Maxine ihre dicke Jacke überstreifte, schlug sie vor, ihren Geländewagen zu nehmen.
    »Das ist gut. Man weiß nie, wo wir rumfahren müssen.«
    »Eben.« Sie schloss die Haustür ab. »Willst du fahren?«
    »Nein, übernimm du das Lenkrad. Ich habe ja die Karte.« Sie hatte Max noch aus dem Büro geholt.
    Bevor sie startete, schloss sie für eine Weile die Augen. Dabei bewegten sich ihre Lippen, ohne dass ich etwas hörte. Ich ging allerdings davon aus, dass sie im Stillen betete. Auch ein Zeichen, wie sehr sie an Carlotta hing. Beide waren wirklich zusammengewachsen, und das Verhältnis zwischen ihnen wurde immer enger, sodass es schon einer Mutter-Kind-Beziehung gleichkam.
    Dann ging ein Ruck durch die Tierärztin. Ich kannte sie als eine Frau, die niemals aufgab, die eine Kämpferin war. Das hatte sie mir schon oft genug bewiesen, und ich hoffte, dass sie diese Kraft auch jetzt nicht verlassen hatte.
    »Dann wollen wir mal!«, flüsterte sie und gab Gas…
    ***
    Auf einer schmalen Straße fuhren wir von Melrose aus in Richtung Süden. Auf einem Wegweiser las ich den Namen eines Ortes, der Darnick hieß. Den Namen hatte ich noch nie gehört.
    Es dauerte nicht lange, dann hatten wir ihn erreicht.
    Es war nur eine kleine Ansammlung von Häusern, mehr nicht, und hier hörte die normale Straße in Richtung Süden auch auf. Man konnte über eine schmale Schotterstraße weiterfahren, und dieser Weg führte in die Cauldshiels Hills und zu einem Loch mit dem gleichen Namen.
    »Das muss der kleine See sein, von dem Carlotta gesprochen hat«, sagte ich.
    »Ja, das denke ich auch.«
    »Dann sind wir richtig.«
    Sie warf mir einen schnellen Blick zu. »Versuchst du mich jetzt aufzumuntern?«
    »Nun ja. Menschen in unserer Situation sollten sich auch an den kleinsten Erfolgen freuen.«
    »Stimmt.«
    Wie gesagt, es existierte keine normale Straße. Aber querfeldein durch die seichte Hügellandschaft mussten wir auch nicht fahren, wir konnten über einen Weg rollen, der uns irgendwann zu diesem See mit dem fast unaussprechlichen Namen bringen würde.
    Ein schnelles Fahren war nicht möglich. Trotz des Geländewagens mussten wir uns der Topografie anpassen. Der Boden war nicht nur glatt, er glitt oft einer Holperstrecke, dessen Bewuchs noch ein sattes Grün zeigte, das sich nicht mehr lange halten würde, denn das winterliche Braun wartete bereits.
    Ich ging davon aus, dass wir hier die letzten schönen Tage erlebten, bei denen die Sonne noch mal beweisen konnte, wozu sie fähig war, obwohl sie kaum noch wärmte. Die ersten Herbststürme lagen bereits auf der Lauer, und sie kamen in diesem Jahr schon recht spät.
    Ich überließ Maxine

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