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1648 - Geister der Vergangenheit

1648 - Geister der Vergangenheit

Titel: 1648 - Geister der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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weiß man über sie?«
    »Sie heißt Chiara Duras.«
    »Und weiter?«
    Der Kommissar runzelte die Stirn. »Worauf willst du hinaus?«
    »Sie hat bestimmt ein normales Umfeld besessen, denke ich.«
    »Das hat sie.«
    »Und weiter?«
    Voltaire winkte ab und lachte bitter auf. »Es war schlimm, als wir den Eltern die Nachricht überbrachten. Der Vater war beruflich unterwegs. Die Mutter, Martine Duras, erlitt einen Nervenzusammenbruch: Sie musste sich in ärztliche Behandlung begeben.«
    »Und was war mit dem Vater?«
    »Der kam sofort zurück. Er arbeitet für einen Sicherheitsdienst. Personenschutz. Er hat sich zu der Zeit in Brüssel aufgehalten und war ebenfalls völlig fertig, als er hörte, was da passiert war. Beide haben das Liebste verloren, was sie in ihrem Leben hatten.«
    »Verstehe.«
    »Willst du mit den Eltern reden?«
    »Nein, nicht unbedingt. Das habt ihr schon getan, wenn ich mich nicht irre.«
    »Ja, so ist es. Beide konnten uns nicht helfen. Es gab von ihnen keine Hinweise.«
    Ich schnallte mich an. »Schon gut. Ich hätte mir den Mann gern mal angesehen.«
    »Das klingt nach einem Verdacht.«
    »Keine Ahnung. Wahrscheinlich spinne ich mir auch etwas zusammen. Man muss ja jeden Weg ausloten.«
    »Das ist richtig. Auch Marc Duras war mehr als fertig. Und das bei einem Menschen, der einen ziemlich harten Job hat.« Er reckte das Kinn vor. »Noch was?«
    »Nein, im Moment nicht. Wir können fahren.«
    »Gut…«
    Wie viele Touristen kannte ich in Paris eigentlich nur die Orte und Plätze, die auf Fremde wie ein Magnet wirken. Dort fuhren wir nicht hin. Der Kommissar lenkte den Wagen in ein Viertel, das ich nur aus alten französischen Krimis kannte, die hin und wieder noch über den Bildschirm liefen. Da war es oft ein Kommissar Maigret gewesen, der in diesen Vierteln dem Verbrechen nachjagte.
    Da gab es die schmalen Gassen, die alten Häuser mit den engen Treppen, kleinen Wohnungen und verwinkelten Anbauten in beklemmend wirkenden Hinterhöfen, die nur im Hochsommer richtig Licht bekamen, ansonsten aber düster blieben.
    Einer derartigen Umgebung rollten wir entgegen und fuhren kurz vor dem Ziel durch eine breite Gasse, an deren rechter Seite sich eine Mauer hinzog. An der linken befanden sich die Rückseiten der alten Häuser. Fassaden ohne Fenster.
    Suko und ich hatten oft aus den Fenstern geschaut, aber nichts gesagt und uns unsere Gedanken gemacht.
    »Wir sind gleich da«, erklärte Voltaire und stoppte den Peugeot schon ab.
    Ich wunderte mich. »Hier?«
    Mit dem linken Daumen deutete Voltaire auf einen schmalen Durchlass im Grau der Hausfassaden.
    »Siehst du die Gasse? Da müssen wir rein. Allerdings ohne Wagen. Zu Fuß.«
    »Du bist der Chef«, erwiderte ich und stieg aus. Ich blickte auch in die Höhe. Der blaue Himmel, der uns während des Flugs begleitet hatte, zeigte sich nicht mehr in dieser Farbe. Mausgraue. Wolken hatten sich heran geschoben und eine dicke Schicht gebildet. Für mich sah es nach Regen aus, das passte zu meiner Stimmung.
    »Das Verbrechen ist also im Keller eines Hauses passiert«, sagte ich zu meinem französischen Kollegen.
    »Warte ab. Wir müssen in die Gasse.«
    Ich wollte auf etwas anderes hinaus. »Ist das Haus denn nicht bewohnt?«
    »Nein, John, es ist auch kein normales Haus. Wir haben herausgefunden, dass es schon seit einiger Zeit als Lager benutzt wird. Menschen leben hier nicht.«
    »Dann hatte der Mörder alle Chancen.«
    »Du sagst es.«
    Wir blieben vor einer Tür stehen, die versiegelt worden war. Einen Menschen hatten wir in dieser Gasse nicht gesehen. Was ins Auge fiel, war der auf dem Boden liegende Müll. So etwas fand sich auch in anderen großen Städten. Das war nicht spezifisch für Paris.
    Mit einem Taschenmesser löste Voltaire das Siegel. Er kannte auch den sechsstelligen Zahlencode, mit dem er die Tür öffnen konnte. Als er sie nach innen drückte, fiel unser Blick in einen düsteren Flur, in dem eine schlechte Luft zwischen den Wänden stand und nicht eben als Willkommensgruß zu bezeichnen war.
    Voltaire ging vor. Unser Ziel war das Ende des Flurs, und da gab es Wieder eine Tür.
    Auch sie war versiegelt worden. Wieder machte der Kollege kurzen Prozess, doch diesmal musste er die Tür nicht erst aufschließen. Er zog sie eine Handbreit auf und drehte uns sein Gesicht zu. Der Ausdruck war von einem großen Ernst geprägt, als er uns zunickte.
    »Dort unten ist die Höhle des Löwen. Da haben sie Blutfeste abgehalten. Euch ergeht es

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