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1648 - Geister der Vergangenheit

1648 - Geister der Vergangenheit

Titel: 1648 - Geister der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sie gerunzelt, und ihr Blick war skeptisch, mit dem sie den flachen Apparat betrachtete.
    Schließlich nickte sie, und bei dieser Geste fielen uns Steine vom Herzen.
    Wir sahen, dass ihre Finger zitterten. Sie konnte kaum die Zahlen treffen, aber sie schaffte es, hielt das Handy gegen ihr rechtes Ohr gedrückt und wartete darauf, dass sich jemand meldete, was nach einigen Sekunden der Fall war.
    Martine Duras richtete sich kerzengerade auf und begrüßte einen Mann mit dem Namen Lino. Dann sagte sie: »Kann ich mal meinen Mann sprechen?« Sie stellte den Lautsprecher ein, damit wir mithören konnten.
    »Sorry, Martine, das geht nicht. Er ist nicht im Büro.«
    »War er denn dort?«
    »Nein. Er rief mich an und sagte, dass er zur Baustelle fahren würde. Du weißt doch, um was es sich handelt. Dieses Gebäude, dessen Bau gestoppt wurde. Wir bewachen es in der Nacht.«
    »Das weiß ich. Aber was wollte Marc denn dort am Tag?«
    »Kann ich dir nicht sagen. Aber es ist auch nötig, dass man tagsüber mal nach dem Rechten schaut.«
    »Danke, Lino.«
    »Moment mal, Martine. Ist irgendetwas mit euch passiert?«
    »Wie kommst du darauf?«
    Der Mann lachte leicht verlegen. »Nimm es mir nicht übel, aber in der letzten Zeit hat sich dein Mann schon verändert. Er ist ruhiger geworden, stiller als sonst. Das ist zumindest mir aufgefallen. Dir auch?«
    »Nein.«
    »War auch nur eine Frage.«
    »Und ich bedanke mich für deine Auskünfte.« Martine gab Voltaire das Handy zurück. Auf ihrer Stirn lagen kleine Schweißperlen, die Lippen zuckten.
    »Sind Sie jetzt zufrieden?«
    »Nein, nicht ganz.«
    »Was fehlt denn noch?«
    »Das ist ganz einfach. Wir haben mitgehört. Jetzt frage ich Sie, ob Sie wissen, wo sich dieses im Moment stillgelegte Baugelände befindet.«
    »Das weiß ich.«
    »Und wo?«
    Sie verengte die Augen. »Ich kann es Ihnen sofort sagen, aber es gibt eine Bedingung.«
    Ganz schön abgebrüht, dachte ich.
    »Welche?«, fragte Voltaire.
    »Dass ich mit Ihnen fahre!«
    Jetzt war es heraus, und der Kommissar wusste zunächst nicht, wie er sich verhalten sollte. Schaute man in sein Gesicht, so konnte man davon ausgehen, dass er alles andere als begeistert war. Aber hatte auch eine harte Nuss vor sich, dachte noch mal kurz nach und stimmte schließlich zu.
    »Danke.«
    »Und wo müssen wir hin?«
    Martine Duras zeigte ein Lächeln, das nicht eben fröhlich aussah. »Das sage ich Ihnen, wenn wir im Wagen sitzen. Ich möchte nicht, dass Sie mich plötzlich allein lassen.«
    »Ja«, flüsterte Voltaire, der sich leicht überrumpelt fühlte. »Sie haben gewonnen.«
    »Ich ziehe mir nur eben etwas an.« Nach diesen Worten drängte sie sich an uns vorbei und verschwand aus der Küche.
    Der Kommissar stand da wie ein begossener Pudel und sagte nichts. Bei Suko sah ich, dass er die Schultern anhob.
    Ich klopfte Voltaire auf die Schulter. »Mach dir nichts draus. Vielleicht ist es ganz gut, wenn Martine mit von der Partie ist. Wer weiß, wie sich ihr Mann verhält.«
    »Stimmt auch wieder, John. Er ist trotz allem ein zehnfacher Mörder, das dürfen wir nicht vergessen…«
    ***
    Die Baustelle lag im Süden von Paris, nicht weit von der Metro-Haltestelle St. Jacques entfernt. Hier hatten mal alte Fabrikgebäude gestanden, in denen Maschinenteile und Motoren hergestellt worden waren, aber diese Firma hatte wegen der starken Konkurrenz aufgeben müssen. Die Bauten und Hallen waren abgerissen worden, um auf dem großen Grundstück ein neues Haus zu bauen.
    Es sollte ein regelrechter Klotz werden, in dem zahlreiche Firmen ihre Büros einrichten sollten, denn hier war es nicht so teuer wie im Kern von Paris. Da konnten die Mieten noch bezahlt werden.
    Leider war im Moment Baustopp, weil einem der Investoren das Geld ausgegangen war. Die Wirtschaftskrise war eben wie ein Krake, der seine Arme überall hin ausstreckte. Dennoch wurde das Gelände in der Dunkelheit bewacht, denn Maschinen und Baustoffe waren nicht abtransportiert worden.
    Jetzt schlief der Bau, der aussah wie ein gigantisches Modell aus Stahlträgern, Beton, Decken und einigen Treppen. Im Prinzip war er noch immer ein Skelett.
    Marc Duras hatte sich in den Wagen gesetzt und war losgefahren. Sein Partner wusste Bescheid und würde die Stellung im Büro halten. Die Fahrt zum Ziel war Duras vorgekommen wie eine Traumreise. Er war mit seinen Gedanken ganz woanders gewesen, denn er wusste, dass ihn die Geister aus der Vergangenheit verfolgten.
    Geister - Tote -

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