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1649 - Niemals sterben

1649 - Niemals sterben

Titel: 1649 - Niemals sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sie in das Haar griff, um den Kopf nach rechts zu biegen, damit sich die Haut auf der linken Halsseite straffte. Danach beugte sie sich noch tiefer und fragte so laut, dass es auch Justine verstand: »Du weißt, was mit dir passiert?«
    Die Gefangene fand sogar die Kraft für eine Antwort. »Bitte - bitte - ich bin…«
    »Du bist für mich da. Nur für mich, verstehst du?« Das Gesicht der Blutsaugerin zuckte. »Ich werde dich leer trinken. Ich will mir das köstliche Blut munden lassen. Ich liebe den Lebenssaft der jungen Menschen. Er sorgt dafür, dass ich am Leben bleiben kann. Niemals sterben, so heißt meine Devise. Und ich kann dir versprechen, dass es bald auch für dich gelten wird. Du wirst nicht sterben, du wirst nur in eine andere Existenz übergehen, um dann ewig zu leben. Ich bin den Gang gegangen.«
    »Nein, nein. Ich - bitte, ich will nicht.«
    Die Blutsaugerin schüttelte den Kopf. »Hier zählt nur, was ich will, und nichts anderes.«
    Justine Cavallo hatte genug gehört und auch gesehen. Sie kannte diese grausamen Spielchen, da sie auch von ihr hätten stammen können. In diesem Fall aber war alles anders.
    Einen letzten Blick warf sie noch in das Zimmer. Dann war es so weit.
    Sie verließ ihren Platz, duckte sich unter einem weiteren Fenster hinweg und erreichte nach zwei Schritten die Tür.
    Anklopfen gab es nicht.
    Sie wollte der Überraschungsgast sein. Zudem hatte die andere noch nicht wieder von einer weiteren Gefahr für sich gesprochen.
    Mit diesem Gedanken trat Justine Cavallo die Tür auf und sprang über die Schwelle.
    Sie sagte nur einen Satz, und der reichte aus.
    »Hier bin ich!«
    Nicht mal eine Sekunde später erstarrte die Szene zu völliger Bewegungslosigkeit.
    Hank, der im Hintergrund stand, sah aus wie ein Tölpel.
    Die Blutsaugerin hatte sich nach vorn gebeugt und ihr Gesicht mit dem weit geöffneten Mund dicht an den Hals des Opfers gebracht. Es war nicht zu erkennen, ob sie zugebissen hatte oder nicht. Das war auch nicht wichtig, denn ihr Kopf zuckte in die Höhe, und die Blutsaugerin fuhr auf der Stelle herum.
    Justine stand in der Tür. Die andere konnte gar nicht an ihr vorbeischauen. Das Licht von der Decke hatte ihrem grauen Gesicht einen gelblichen Schein gegeben. Die Zähne wirkten wie Messerspitzen. Weit waren die Augen aufgerissen, ebenso der Mund, und jetzt war zu erkennen, dass ihre Lippen zitterten.
    »Also doch«, brachte sie hervor und vermischte die Worte mit einem Gurgeln.
    »Was meinst du damit?«
    »Ich habe dich gespürt. Ich habe dich gerochen. Ich wusste, dass da noch jemand ist.«
    »Stimmt.« Die Cavallo lächelte und präsentierte ebenfalls ihr Gebiss.
    »Und jetzt?«
    »Eine von uns ist zu viel auf dieser Welt…«
    »Klar. Wie bei den Highlandern.«
    Die andere streckte Justine ihren rechten Arm entgegen. »Und das bist du, verdammt.«
    »Meinst du?«
    »Bestimmt.«
    »Und wie heißt du?«
    »Gilda.«
    »Ein schöner Name. Hat auch Mallmann ihn gekannt?«
    »Und ob er ihn gekannt hat«, flüsterte Gilda. »Er hat mich zu dem gemacht, was ich jetzt bin. Er war für mich so etwas wie ein Geliebter.«
    »Du hast es richtig gesagt: er war. Jetzt ist er vernichtet. Zwei Handgranaten haben ihn zerrissen. Du kannst nicht mehr auf ihn zählen.«
    Gilda trat mit dem rechten Fuß auf.
    Ihre rechte Hand krallte sich in das dunkle Haar der Gefesselten. »Das brauche ich auch nicht. Ich werde meinen eigenen Weg gehen. Ich habe nichts gegen dich, aber das Blut hier wirst du nicht bekommen.«
    Justine blieb gelassen. Sie hob die Schultern. Sie fürchtete sich vor nichts, und das bewies sie jetzt auch.
    »Lass sie los!«
    »Nein. Du wirst das Blut nicht bekommen!«
    Justine fing an zu lachen, bevor sie sagte: »Wer hat denn gesagt, dass ich ihr Blut haben will? Ich bin nicht ihretwegen gekommen, sondern nur deinetwegen. Bevor ich dich vernichte, muss ich dir sagen, dass ich Mallmann gehasst habe. Und das, was er hinterlassen hat, das hasse ich ebenfalls bis aufs Blut.«
    »Versuche es!«
    »Genau das werde ich!« Justine ging einen Schritt vor, dann den zweiten.
    Das war für Gilda zu viel. Sie drehte den Kopf und schrie dabei einen Satz.
    »Schaff sie mir vom Leib, Hank!«
    Er war ihr Helfer. Er war ihr Lakai. Er hatte sich unter ihrem Schutz immer sicher gefühlt, weil er sie als Kraft im Hintergrund wusste. Doch jetzt war er unsicher. Das Auftreten dieser anderen Blutsaugerin war zu überraschend für ihn gekommen. Er wollte reagieren, doch plötzlich schoss die

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