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1649 - Niemals sterben

1649 - Niemals sterben

Titel: 1649 - Niemals sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Angst in ihm hoch und ließ ihn zögern.
    »Los! Hol sie dir! Oder ich vergesse mich!« Der Befehl war schrill ausgestoßen worden, und Gildas Gesicht hatte sich dabei verzerrt.
    Hank kannte diese Anfälle, und er tat das, was er tun musste. Aus dem Stand warf er sich vor.
    Die Distanz zwischen ihm und der Fremden war kurz. Er würde sie immer zu packen bekommen. Der Raum war erfüllt von seinen Schreien, als er sich der Cavallo entgegenschleuderte.
    Die hatte damit gerechnet und reagierte blitzschnell. Sie lief Hank sogar entgegen und lag plötzlich in der Luft. Ihr Tritt mit dem rechten Fuß erwischte den Mann an der Brust, da halfen ihm seine halb in die Höhe gerissenen Arme auch nichts.
    Der Zusammenprall stoppte ihn nicht nur, er wurde wieder zurückgeschleudert. Und nicht nur das, er taumelte noch weiter, bis die Wand ihn stoppte. Sein Körper wurde durchgeschüttelt, er prallte mit dem Kopf gegen die Wand, dann gaben seine Knie nach. Er sackte zusammen.
    Justine kannte die Wirkung ihrer Treffer. Sie wusste, dass sie sich um Hank nicht mehr zu kümmern brauchte. Aber noch war die Blutsaugerin da.
    Die Cavallo fuhr herum und erstarrte mitten in der Bewegung, was sie gar nicht vorgehabt hatte.
    Der Platz neben der Gefesselten war leer. Gilda hatte sich aus dem Staub gemacht, das war sogar zu hören, denn ihre Stimme hallte von draußen her durch die offene Tür.
    »Wir sind noch nicht fertig miteinander, das verspreche ich dir!«
    Danach wurde es still.
    Bis die Cavallo zur Tür ging und sie zuzog.
    Ab jetzt war es ihr Spiel…
    Mit einer langsamen Bewegung drehte sie sich um und ließ ihren Blick über die Gefesselte gleiten.
    Die junge Frau hatte alles gesehen, aber sie war nicht in der Lage, es nachzuvollziehen. Weiterhin drang der Atem keuchend aus ihrem offnen Mund, und der Blick ihrer Augen war als irre zu bezeichnen.
    Justine war zwar kein normaler Mensch mehr, trotzdem wusste sie, was diese Person durchgemacht hatte. Es war wichtig, dass man ihr zunächst die Angst nahm.
    Justine ging auf sie zu. In ihrer Fesselung versuchte die Gefangene, sich zusammenzukrümmen, was sie nicht schaffte, und ihre Angst wurde nicht kleiner.
    Justine legt ihr eine Hand auf die Schulter und spürte das Zittern. Sie lächelte, ohne ihre Zähne zu zeigen. Dann sagte sie mit leiser Stimme: »Du musst keine Angst mehr haben. Es ist alles okay.«
    Die Gefangene schwieg.
    »Wie heißt du?«
    Die Frau schlug die Augen nieder, aber sie gab eine Antwort mit sehr leiser Stimme.
    »Ich heiße Marlene.«
    »Ah, ein schöner Name. Ich denke, dass du heute deinen zweiten Geburtstag feiern kannst.«
    Die Antwort musste Marlene erst verdauen, erst nach einer Weile traute sie sich, den Blick zu heben, und aus ihrem Mund drang die Frage als Flüstern.
    »Wie soll ich das verstehen?«
    »Indem ich dich so lasse, wie du bist.«
    Die Gefangene erstarrte. Danach hob sie den Kopf wieder an. »Du willst nicht mein Blut?«
    »So ist es.«
    »Aber wieso lässt du mich in Ruhe?«
    »Weil ich meine eigenen Pläne habe. Aber jetzt zu dir. Woher kommst du? Aus der Gegend hier?«
    »Ja, zwei Dörfer weiter.«
    »Und Hank hat dich geholt?«
    Sie nickte heftig. Dann flüsterte sie: »Ja, das hat er getan. Er hat mich verschleppt. Ich musste ihm gehorchen. Er - er - hat mich auch gefesselt. Er wollte seine Freundin bedienen, wie er sagte, das hat er dann auch getan.«
    »Kennst du ihn?«
    »Jetzt schon. Vorher habe ich ihn nie gesehen. Er hat immer von meinem Blut gesprochen, das seiner Freundin schmecken würde. Etwas anderes kann ich dir nicht sagen.«
    »Ja, ich weiß. Es hätte ihr sicher geschmeckt. Zum Glück ist das jetzt vorbei.« Justine lächelte. Dabei holte sie ein Messer aus ihrer Tasche. Die Klinge war noch nicht zu sehen. Durch einen Druck sprang sie aus dem Griff.
    Marlene bekam plötzlich wieder Angst und zuckte zusammen, aber Sekunden später spürte sie, dass ihre Fesseln fielen.
    »Bleib erst mal sitzen und ruh dich aus.« Justine sprach zu ihr wie eine besorgte Mutter zu ihrem Kind.
    »Gehst du jetzt?« Marlene hatte wieder Mut geschöpft.
    »Nein, noch nicht.« Ihre Augen nahmen dabei einen besonderen Glanz an.
    »Ich muss noch etwas erledigen. Kümmere dich nicht darum. Du bist außer Gefahr.«
    Die Cavallo ging davon aus, dass Gilda nicht mehr zurückkehrte. Sie musste jetzt wissen, wer die Stärkere der beiden war, und danach würde sie sich richten. Aufgeben würde sie aber nicht, das stand fest.
    Justine musste nicht weit gehen.

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