165 - Das besessene Haus
gelernt, und noch dazu in ganz kurzer Zeit.
Sein Gehirn war ungemein aufnahmefähig, und was er einmal gelernt hatte, behielt er. »Tee, Sir?« fragte der Knirps.
»Keine schlechte Idee«, antwortete Tucker Peckinpah.
Cruv stand auf und verließ den Raum. Als er mit dem Tee zurückkam, läutete das Telefon. Der Gnom nahm so gut wie alle Anrufe entgegen.
Er schirmte den Industriellen gegen nichtige Anrufer ab. Es kamen nur jene zu Tucker Peckinpah durch, die es wert waren, alle anderen wimmelte Cruv ab.
Er stellte das Tablett ab und begab sich zum Apparat. Am anderen Ende meldete sich ein Mann Namens Peter Remick. Cruv wußte, wer das war: ein sehr guter Bekannter des Industriellen.
»Ist mein Freund Tucker da?« erkundigte sich Peter Remick.
»Ja, Sir, einen Augenblick.«
Cruv trug den Hörer des Funktelefons zu Tucker Peckinpah. »Mr. Peter Remick, Sir.«
Erfreut nahm der Industrielle den Hörer entgegen. Er riß die Zigarre aus seinem Mund, um deutlicher sprechen zu können. »Peter, altes Haus, wie geht es Ihnen?«
»Es könnte mir nicht besser gehen«, antwortete Remick. »Ich bin zwar nicht mehr der Jüngste…«
»Ach, kommen Sie, 50 ist doch noch kein Alter. Was soll ich denn sagen? Ich bin um einige Jährchen älter als Sie.«
»Aber sehr oft vitaler als ich.« Remick lachte. »Nichtsdestotrotz wandle ich wieder auf Freiersfüßen.«
»Habe ich gehört«, sagte Tucker Peckinpah. »Man sagte mir, Sie würden sich für eine attraktive Witwe namens Rhonda Albee interessieren.«
»Stimmt.«
»Und? Was ist dabei herausgekommen?«
»Rhonda sagt, daß sie mich liebt, und ich liebe sie auch. Wir werden in Kürze heiraten.«
»Das freut mich für Sie beide«, erwiderte der Industrielle ehrlich.
»So eine Ehe kann für einen Mann in reiferen Jahren ein wahrer Jungbrunnen sein«, bemerkte Peter Remick. »Eine solche Verjüngungskur kann ich Ihnen nur wärmstens empfehlen, mein Freund.«
»Mir?« Tucker Peckinpah lachte. »Ich habe diesbezüglich kein Interesse mehr.«
»Sie haben Rosalind unter tragischen Umständen verloren, das weiß ich, Tucker, aber das ist lange her.«
»Ich werde Rosalind nie vergessen. Sie war eine wunderbare Frau«, sagte Tucker Peckinpah ernst.
»Sie denken, keine andere kann sie ersetzen.«
»Das ist eine Tatsache.«
»Sie glauben wahrscheinlich auch, ihr untreu zu werden, wenn Sie sich für ein anderes weibliches Wesen interessieren, aber das stimmt nicht, Tucker. Auch ich habe meine Frau verloren. Sie wird in meinem Herzen immer ihren Platz haben. Aber sie ist nun einmal tot, und ich lebe. Ich möchte mit jemandem Freud und Leid teilen. Rhonda ist dazu bereit. Wenn ich sie heirate, sehe ich es nicht als Verrat an meiner ersten Frau an.«
»Ich glaube nicht, daß ich mich für eine zweite Ehe eignen würde«, sagte Tucker Peckinpah beharrlich. »Ich würde jede andere Frau mit Rosalind vergleichen, und einem solchen Vergleich würde sie nicht standhalten.«
»Unsere Hochzeit soll nicht das Ereignis des Jahres werden«, meinte Remick. »Eine schlichte Feier im Kreis der engsten Verwandten und Freunde, zu denen ich auch Sie zähle, Tucker, deshalb rufe ich Sie an.« Er nannte den Hochzeitstermin. »Werden Sie kommen?«
»Mit dem größten Vergnügen. Ich bedanke mich für die Einladung«, antwortete Tucker Peckinpah erfreut.
»Cruv müssen Sie selbstverständlich mitbringen.«
»Darüber wird er sich bestimmt freuen, Peter«, sagte der Industrielle und beendete das Gespräch. Er reichte dem Gnom den Hörer, paffte mehrmals an der Zigarre und eröffnete dem Kleinen sodann: »Cruv, wir sind zu Peter Remicks Hochzeit eingeladen. Das heißt, daß wir unseren Schneider aufsuchen müssen. Wir brauchen für diesen festlichen Anlaß die richtige Kleidung.«
***
Remick-Produkte galten als Qualitätsware. Schreibmaschinen, Taschenrechner, Armbanduhren, Radio-Wecker, Heimorgeln… Das Remick-Angebot war breit gefächert und brauchte die Billigimporte aus Japan nicht zu fürchten.
Ein Remick-Gerät hatte seinen Preis, und vernünftige Rechner akzeptierten ihn, weil sie wußten, daß sie auf lange Sicht gesehen damit besser fuhren.
Die Firma Remick war nicht nur in England vertreten, sondern hatte auf allen fünf Erdteilen Niederlassungen und Produktionsstätten, die streng auf Remick-Norm, das heißt, auf höchste Qualität, getrimmt waren.
Peter Remick hätte seine Tochter Yvonne jederzeit in seinem Imperium unterbringen können, aber sie wollte nicht nur Peter Remicks
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