165 - Das besessene Haus
nächste Schlag warf Paul Albee um. Er krümmte sich und schaffte es nicht, sich zu erheben.
»Um Himmels willen!« schluchzte Yvonne. Sie preßte die Fäuste an ihre bleichen Wangen und mußte tatenlos Zusehen, was weiter geschah.
Richardsons Kopf skelettierte mit einemmal, und im nächsten Moment trug auch Berry einen Totenschädel auf den Schultern.
Schwer angeschlagen wälzte sich Paul auf den Rücken. Die Männer mit den Totenschädeln beugten sich über ihn. Yvonne konnte nicht genau sehen, was passierte.
Sie hörte nur ein aggressives Zischen und Fauchen und sah gelbe Dämpfe, die plötzlich Paul Albees Kopf umhüllten wie ein Nebelhelm. Er schlug verzweifelt um sich, bäumte sich auf, wehrte sich vergeblich.
Der furchtbare Kampf dauerte nur wenige Augenblicke. Yvonne kam es wie eine quälende Ewigkeit vor. Dann lag Paul still. Er atmete nicht mehr, mußte tot sein, erstickt!
Die gelben Schwaden krochen ihm in die Nasenlöcher und in den Mund, als würde er sie kräftig inhalieren, und kurz darauf waren sie verschwunden.
Mit schockgeweiteten Augen starrte Yvonne auf ihren »Bruder«. Ein eisiger Gefühlssturm durchtobte sie. Das hast du nun davon! schrie es in ihr. Du wolltest das Haus unbedingt betreten. Ich ahnte gleich, daß es gefährlich ist, aber du wolltest mir nicht glauben, und nun bist du tot.
Tot?
Paul bewegte sich auf einmal wieder. Er setzte sich auf und erhob sich ganz langsam, und das böse Funkeln in seinen Augen und sein grausames Grinsen verrieten ihr, daß er für sie nichts mehr tun würde.
Er gehörte jetzt zu den anderen. Wie schrecklich. Ich bin allein! dachte Yvonne verzweifelt. Allein gegen diese drei… Monster, die meinen Tod wollen, die wollen, daß ich so werde wie sie.
Paul Albee hatte sie in diese grauenvolle Situation gebracht, und er dachte nun nicht mehr daran, auch nur einen Finger für sie zu rühren.
Er sah in ihr jetzt ein Opfer!
***
Beim nächstenmal fand Frank Esslin den Weg zum Feuersee ohne Agassmeas Geleit. Kayba hatte natürlich wieder geunkt und ihm eine düstere Zukunft prophezeit, aber Agassmea war wie ein Suchtgift für den Söldner der Hölle.
Er hatte nur einmal davon probiert und kam schon nicht mehr davon los.
Die Gegend war von Kaubkatzen »verseucht«. Überall traf man sie an. Sie pirschten durch dichtes Unterholz und lauerten auf Felsen. Sie waren immer hungrig, immer bereit zu töten.
Dennoch hatte es Frank Esslin geschafft, den Feuersee unbeschadet zu erreichen. Mit glühenden Augen starrten ihm die großen Teufelsköpfe entgegen.
Es war wohl nicht ratsam, ohne Agassmea in das brennende Wasser einzutauchen. Aus den weit aufgerissenen Mäulern ergossen sich dicke brennende Wasserfontänen.
Ein ständiges Rauschen erfüllte die Luft. Frank Esslin näherte sich dem steinernen Becken und überblickte die Flammenflut. Ob er sich an diesem Zauber versuchen sollte?
Konnte auch er das brennende Wasser ungefährlich machen? Immerhin war er kein gewöhnlicher Mensch mehr, seit ihn Sastra ausgebildet hatte.
Stolz trug er den Titel Mord- Magier, und er wurde ihm gerecht, wann immer sich die Gelegenheit dazu bot Er tötete mit schwarzer Magie.
Er hob die Hände und sprach starke Formeln über das Wasser. Die Flammen reagierten darauf gereizt, schossen zischend hoch und schlugen wütend nach ihm.
Er sprang zurück und versuchte es aus sicherer Entfernung noch einmal, aber nun stand er zu weit weg, die Worte verloren auf dem Weg zum Feuersee ihre Kraft.
Jetzt mit dem Ring, dachte Frank Esslin und trat trotzig an das Becken heran. Er konzentrierte sich auf den magischen Ring und schützte seine Faust mit einem Hitzeschild.
Es gelang ihm, einzutauchen, aber einen Augenblick später fiel der Hitzeschild zusammen, und das Feuer biß schmerzhaft zu. Rasch riß er die Faust aus dem brennenden Wasser, bevor ihn die Hitze verletzen konnte.
Das helle Lachen einer Frau ließ ihn herumfahren. Er erblickte Agassmea, verführerisch schön.
»Das Feuer hört nicht auf dich, wie mir scheint«, sagte sie amüsiert. »Du siehst, ich bin zu Höherem befähigt, deshalb ist es nicht gut, mich zur Feindin zu haben.«
Er grinste unsicher. »Ich habe nicht vor, mich mit dir zu verfeinden. Ganz im Gegenteil.«
***
Zu jedem Gästezimmer gehörte auch ein eigenes Bad, das gleich daran grenzte.
Das Bad - vielleicht noch die Rettung! Yvonne wirbelte herum und rannte auf die Tür zu. »Aber Yvonne!« rief ihr Paul Albee lachend nach. »Wozu? Das nützt dir nichts!
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