165 - Das besessene Haus
mit bloßen Händen ein Loch gegraben und sich darin versteckt. Das Skelett kam jetzt direkt auf die Büsche zu, hinter denen Yvonne lag.
Die Angst lähmte sie. Es war ihr unmöglich, aufzuspringen und wegzulaufen. Er weiß, wo ich bin! dachte sie verzweifelt. Er wird mich ins Haus zurückbringen.
Mit glühenden Messern schnitt die Furcht durch ihre Brust. Es war ein entsetzliches Gefühl, verloren zu sein, und ganz besonders schlimm war es, zu wissen, was für ein grauenvolles Ende wartete.
Wieder blieb das Skelett abrupt stehen und hob den Kopf. Yvonne versuchte die Entfernung abzuschätzen. Mehr als sieben Meter waren das bestimmt nicht.
Yvonnes Herz schlug so laut, daß es der Knochenmann hören mußte. Breitbeinig stand er da. Seine grinsende Totenfratze war so widerlich, daß Yvonne von Abscheu geschüttelt wurde. Sie wußte nicht, wie sie reagieren würde, wenn er weiterging und noch näher kam.
Wahrscheinlich würde sie anfangen, wie am Spieß zu schreien. Aber nützen würde das nichts. Falls die Nachbarn, die hier nicht aneinanderklebten wie in diesen Kleinsiedlungen, ihren Schrei hören sollten, würde es höllisch lange dauern, bis sie aus ihrem Haus kamen.
Inzwischen würde das Skelett sie längst gepackt und ins Haus zurückgeschleppt haben. Genug Kraft, sich zu wehren, hatte Yvonne nicht mehr.
Ein Auto fuhr mit mäßiger Geschwindigkeit die Straße entlang. Das Gerippe vernahm das Motorengeräusch und zog sich rasch zurück, bevor das Licht der abgeblendeten Scheinwerfer es erfaßte.
Gerettet! dachte Yvonne bibbernd.
Wenigstens für den Augenblick. Ich muß diese unerwartete Çhance nützen, bevor das Skelett wiederkommt.
Sie sah den Knochenmann nicht mehr. Er hatte sich anscheinend aufgelöst. Wie ein furchtbarer Alptraum, aus dem man schweißüberströmt erwacht, war er verschwunden.
Dem Himmel sei Dank! stöhnte Yvonne im Geist.
Mühsam erhob sie sich. Ihre Knie waren wie ausgeleierte Scharniere, die Beine wollten sie nicht tragen. Wie eine Betrunkene torkelte sie davon.
»Ich muß telefonieren«, flüsterte sie blaß, »muß schnellstens telefonieren.«
***
Als der Apparat in Hoy Berrys Wohnung anschlug, drehte ich mich blitzschnell um; das Schrillen hatte mich - ich muß es gestehen - erschreckt.
Mr. Silver wiegte bedenklich den Kopf. »Du hattest schon mal bessere Nerven, mein Freund.«
»Man ist eben nur ein Mensch«, gab ich brummig zurück.
»Willst du nicht rangehen?« fragte der Ex-Dämon.
»Ist bestimmt nicht für uns.«
»Ich würde trotzdem…«
»Na schön«, sagte ich und grub den Hörer aus der Gabel. »Hallo!«
»Tony, gut, daß ich Sie noch in Berrys Wohnung erreiche!« Das war Tucker Peckinpah.
»Hoy Berry ist nicht zu Hause. Hier scheint ein Kampf stattgefunden zu haben«, berichtete ich.
»Berry hat Richardson zu seinesgleichen gemacht«, informierte mich der Industrielle.
»Ich wußte nicht, daß Sie hellsehen können, Partner.«
»Kann ich auch nicht. Tony, Sie kennen doch Peter Remicks Tochter Yvonne. Sie hat mich angerufen. Sie müssen unbedingt ins Remick-Haus.«
»Was ist geschehen?«
»Der Sohn von Remicks zukünftiger Frau - Paul Albee - machte mit Yvonne einen nächtlichen Spaziergang - und nun raten Sie, wohin.«
»Zum Remick-Haus.«
»Genau. Der Teufel muß sie geritten haben. Sie betraten das Haus und stießen auf Roy Berry und John Richardson. Paul Albee versuchte sich den Fluchtweg zu erkämpfen, unterlag den Gegnern jedoch. Sie bliesen ihm einen schwefelgelben Atem ins Gesicht, und er wurde wie sie. Dann wollten sie sich zu dritt über das Mädchen hermachen. Yvonne gelang jedoch die Flucht. Carrsitan wollte sie zurückholen. Er kann durch Wände gehen, Tony! Es grenzt an ein kleines Wunder, daß der Knöcherne Yvonne nicht entdeckte, obwohl sie gewissermaßen vor seinen Füßen lag. Fahren Sie sofort zum Remick-Haus und verhindern Sie, daß die schwefelgelbe Höllenseuche noch mehr Opfer fordert, Tony.«
»Wir sind schon unterwegs, Partner«, erwiderte ich und legte auf.
***
Wir fuhren über Paddington, das war so gut wie kein Umweg. Mr. Silver rechnete mit einer baldigen Begegnung mit Xothar, und er wollte diesem Feind mit dem Höllenschwert entgegentreten.
Shavenaar, die lebende Waffe, hatte in letzter Zeit Unabhängigkeitsgelüste erkennen lassen, deshalb hatten wir uns den Kopf darüber zerbrochen, wie wir das Schwert fester an uns binden und eventuell für die schwarze Macht unbrauchbar machen konnten.
Roxane war auf eine
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