165 - Das besessene Haus
nüchterner nicht sein konnte, das keine Phantastereien zuließ, in dem alles belegbar und berechenbar war, hatte plötzlich solche Wahnvorstellungen.
Nervös fragte sie sich, wo sich der »Körper« im Augenblick befand. Aufgewühlt suchte sie ihn im ganzen Zimmer. Da! Er bewegte die Vorhänge!
»Es kommt auf uns zu!« krächzte Yvonne. »Spürst du seine Kälte?«
Neben dem Fenster stand eine Kommode, und auf dieser stand eine Vase aus Bleikristall. Sie wurde umgestoßen, rollte zum Kommodenrand und fiel auf çlen Boden, wo sie zerschellte.
»Was sagst du dazu?« fragte Yvonne schlotternd.
»Verdammt, hier geht es wirklich nicht mit rechten Dingen zu«, quetschte Paul Albee zwischen zusammengepreßten Zähnen hervor.
»Daß du das endlich einsiehst!«
»Wir machen ’ne Fliege!« entschied Paul.
Sie drehten sich hastig um, und Paul ergriff Yvonnes Hand, damit sie nicht zurückblieb, wenn er losstürmte. Er hatte sie in diese Situation gebracht, da war es seine Pflicht, ihr wieder herauszuhelfen.
Im selben Moment knallte die Tür zu.
***
John Richardson hatte die Tür zugestoßen. Nun setzte er sich mit Roy Berry langsam in Bewegung. Grausam war sein Blick, böse und gemein.
Er grinste eisig, genau wie Berry. Yvonne wußte nicht, was mit den beiden los war, begriff aber dennoch, daß sie ihnen nach dem Leben trachteten.
»Wer sind die beiden?« fragte Paul. Albee hastig. »Kennst du sie, Yvonne?«
»Berry und Richardson.« Yvonne wich mit schleifenden Schritten zurück. »Sie haben hier gearbeitet. Irgend etwas Schreckliches muß mit ihnen geschehen sein.«
»Nichts Schreckliches.« John Richardson lachte. »Nur etwas Unbegreifliches.«
»Was wollen Sie denn von uns?« keuchte Paul Albee.
»Ihr müßt Xothar dienen.«
»Wem?« Paul Albee stellte sich vor Yvònne. Er bedeutete ihr, die Nerven zu bewahren.
»Xothar«, sagte Richardson. »Ihm gehört dieses Haus.«
»Da muß ein Irrtum vorliegen«, widersprach Paul. »Dieses Haus gehört Mr. Peter Remick!«
»Er war hier nur geduldet, damit ist es nun vorbei. Xothar ließ dieses Haus bauen. Er wird daraus einen Tempel machen, eine schwarze Stätte, und ihr werdet dabeisein, wenn er sich erhebt.«
»Darauf können wir leichten Herzens verzichten«, entgegnete Paul. »Wer immer dieser Xothar ist, er interessiert uns nicht. Sie würden gut daran tun, uns nicht am Verlassen dieses Hauses zu hindern. Ich mache Sie darauf aufmerksam, daß ich Karate und zwei weitere fernöstliche Kampftechniken beherrsche.«
»Die werden dir nichts nützen.« Roy Berry lachte rasselnd.
»Hör zu, Yvonne«, raunte Paul Albee. »Ich greife sie an, und du saust aus dem Zimmer wie ein geölter Blitz.«
Er nahm die typische Karatestellung ein, ging leicht in die Hocke und hob die Arme. »Na denn!« knurrte er. »Wer von euch möchte der erste sein?«
»Ich«, antwortete Berry und trat vor.
»Das wird dir gleich leid tun, Freundchen!« Paul nahm den Arbeiter ins Visier.
»Paul, sei vorsichtig!« stieß Yvonne in höchstem Maße beunruhigt hervor.
»Halte dich bereit«, zischte Paul Albee, und im nächsten Augenblick schnellte er vor. »Jetzt!« schrie er. »Lauf!« Gleichzeitig schlug er zu, und da sich Berry überhaupt nicht schützte, traf er ihn genau auf den Punkt.
Eigentlich hätte Berry wie vom Blitz getroffen Umfallen müssen, doch er zeigte nicht die geringste Wirkung. Er hatte die Schläge voll genommen.
Paul hatte seine ganze Kraft in diese Attacke gelegt, doch Roy Berry stand wie ein Felsen da. Grinsend fragte er: »Noch ein Versuch?«
Dazu ließ sich Paul Albee nicht zweimal auffordern. Diesmal setzte er die Füße ein. Seine Tritte trafen Berry mit ungeheurer Wucht. Ein wildgewordenes Pferd konnte nicht härter auskeilen.
Yvonne hatte auf eine Wirkung der ersten Attacke gewartet, erst dann hatte sie starten wollen. Als Berry nicht umfiel, zog sie sich wieder zurück.
Auch mit seinem zweiten Angriff hatte Paul keinen Erfolg, obwohl sich Roy Berry überhaupt nicht verteidigte. Er hatte das nicht nötig, denn er stand unter einem besonderen Schutz.
Xothar hielt seine unsichtbare Hand über ihn, bewahrte ihn vor Schaden und verlieh ihm die Kraft, die er nun Paul Albee spüren ließ.
Seine Faust schoß vor. Paul brüllte auf und krümmte sich. Weit quollen die Augen aus seinen Höhlen, und er japste röchelnd nach Luft.
»P-a-u-l!« schrie Yvonne entsetzt.
»Was willst du noch von Paul?« höhnte John Richardson. »Dein Paul ist bereits tot!«
Der
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