1651 - Am Rand der Großen Leere
etwa zwei Meter hoher Kelch auf einem quadratischen, teilweise transparenten Sockel, der offenbar technisches Gerät enthielt. Um ihn herum waren zahllose Gebrauchsgegenstände wie Schalen, Pokale, Kannen, Stoffe in verschiedenen Formen, seltsam geformte Möbel, Schmuck, Waffen und eine Art Streitwagen aufgebaut, der sowohl mit Kufen als auch mit Rädern ausgestattet war. „Eine Totenkammer", mutmaßte Senta Gorgus. „Wir müssen umkehren", warnte Rhodans Syntron. „Die nächste Plusphase beginnt in zwei Stunden. Unsicherheitsfaktor: plus/minus dreißig Minuten."
„Wir unterbrechen", entschied der Unsterbliche, blickte auf sein Chronometer und war überrascht, wieviel Zeit sie gebraucht hatten, um von der Spitze der Pyramide bis zum Zentrum vorzudringen. „Wir kehren später zurück."
Senta Gorgus murrte. Sie hätte allzu gern einen Blick in den großen Kelch geworfen, doch Rhodan ließ es nicht zu. „Später", vertröstete er sie. „Jetzt haben wir keine Zeit mehr, den Kelch zu öffnen."
„Mit meiner Methode geht es ganz schnell", rief sie, während sie sich zusammen mit den anderen auf den Rückweg machte.
Rhodan ging auf den scherzhaften Ton ein, den sie angeschlagen hatte. Er wußte, daß sie nicht ernsthaft erwog, den Kelch mit Hilfe ihres Kombistrahlers aufzubrechen. „Und unter Umständen hilft dir deine Methode sogar, ganz schnell zur GEVONIA zurückzukommen", spöttelte er. „Falls in dem Kelch so etwas wie eine Bombe ist, genügt ein Schuß mit dem Energiestrahler."
Senta Gorgus lachte. „Ich denke, wir beide wissen, was drin ist", entgegnete sie, während sie neben Rhodan durch die Gänge schwebte. „Das glaube ich auch", antwortete er. „Doch sicher kann man nie sein. Ich hatte mal mit einem Volk auf einem Randplaneten der Milchstraße zu tun. Auf dem Planeten hatten schwere Kriege getobt. Als ich dort ankam, begann man damit, die Spuren des Krieges zu beseitigen, und man bestattete mit einer feierlichen Zeremonie nicht nur die Toten, sondern auch die restlichen Bomben. Niemand machte da einen Unterschied zwischen den Toten und den Bomben."
Sie erreichten die Spitze der Pyramide und kehrten durch den Energietunnel zur GEVONIA zurück. Kaum halten sich die Schieusenschotte hinter ihnen geschlossen, als Senta Gorgus auch schon den Befehl zum Rückzug gab. Die GEVONIA löste sich von ihrer bisherigen Position und entfernte sich aus der Akkretionsscheibe.
Im Hangar legten sie die SERUNS ab, und während die Männer und Frauen der GEVONIA über den Einsatz diskutierten, gingen Perry Rhodan, Henna Zarphis und die Kommandantin von BASKR-41 zur Hauptleitzentrale. Hier erfuhren sie, daß Eneaphus Avenquerius in einem gesicherten Labor mit der Untersuchung der vier Gefäße begonnen hatte. Das Labor war nur wenige Schritte von der Zentrale entfernt. „Ich möchte mit Ene reden", sagte Rhodan und forderte die Akonin und Senta Gorgus mit einer einladenden Geste auf, ihn zu begleiten. „Bis zum Beginn der Plusphase bleibt noch etwas Zeit."
Während Henna Zarphis und Perry Rhodan sich auf dem Weg zum Labor angeregt unterhielten, schwieg die Kommandantin. Nicht ein einziges Mal versuchte sie, sich an dem Gespräch zu beteiligen.
Deutlich spürte sie die Kristalle auf ihrem Körper. Sie riefen ein leichtes Druckgefühl hervor, waren jedoch nicht unangenehm.
Senta Gorgus war nachdenklich geworden. Zunächst hatten Rhodan ermahnende Worte über die Begegnung mit fremdem Kulturgut Widerstand bei ihr hervorgerufen. Sie hatte trotzig reagiert, wenngleich sie das nach außen hin nicht zu verstehen gegeben hatte.
Das hatte sich nun geändert. Immer mehr drängten sich die Gedanken an die Artefakte nach vorn, die sie mit den Pyramiden gefunden hatten, und es bedurfte keiner Worte, um deutlich zu machen, worum es sich dabei handelte.
Eneaphus Avenquerius war dabei, die vier Behälter zu untersuchen, die in seinem Labor standen. Sie befanden sich in vier Boxen aus Formenergie und waren somit hermetisch von ihrer Umwelt abgeschirmt. Er hatte sie noch nicht geöffnet, sondern nahm Messungen vor, um etwas über ihren Inhalt zu erfahren, ohne die angebrachten Siegel zu brechen. Dabei ging er mit der gebotenen Behutsamkeit vor. „Ich schlage vor, wir machen Schluß damit", sagte Senta Gorgus.
Rhodan, die Akonin und der Kommunikationswissenschaftler blickten sie überrascht an. „Was ist los?" fragte der Terraner. „Ich habe über deine Worte nachgedacht", erwiderte sie. „Immer wieder gehen sie mir durch
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