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1654 - Das Versagen der Ennox

Titel: 1654 - Das Versagen der Ennox Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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wußten, wohin sie gegangen waren. Die Tanten und Onkel kehrten ja nicht zurück. Vielleicht waren sie ausgewandert. Oder gestorben. Das wußte die Namenlose nicht so genau. Jedenfalls hoffte sie nicht mehr auf Hilfe von dort. Eher würde sie nach einem anderen Lastwagen suchen.
    Sie wollte im Dämmerlicht der fremden Wohnung den Brief schreiben. Die richtigen Worte fielen ihr mit Leichtigkeit ein. Sie brachte sie auch fließend aufs Papier. Dennoch funktionierte die Sache nicht.
    Sie konnte in ihrer Erinnerung die Adresse der Eltern nicht finden. Sosehr sie sich auch bemühte, es war, als seien die Eltern gar nicht mehr vorhanden. Alle Bemühungen waren umsonst.
    Das war sehr schlimm. Aber es gab noch einen Ausweg.
    Sie mußte ein Postamt ausfindig machen. Dort würde man ihr helfen. Sie konnte den Brief dort deponieren. Und die Leute würden ihn dann schon weiterleiten und die richtigen Empfänger finden.
    Daher schrieb sie auf den Umschlag: An die Eltern der drei namenlosen Kinder.
    Sie hatte ihre Pflicht getan und legte sich wieder schlafen.
     
    *
     
    Als Shauny Target am nächsten Morgen erwachte, konnte sie sich an jede Einzelheit des Traumes erinnern. Auch das war ungewöhnlich, denn normalerweise konnte sie sich an Träume gar nicht oder nur bruchstückhaft und verschwommen erinnern.
    Sie nahm gedankenverloren ihr Frühstück zu sich. Auf dem Weg zur unteren Plattform rief sie nach Aze.
    Der Androgyn-Roboter meldete sich sogleich und versprach, in wenigen Minuten bei Station-2 zu erscheinen. Sie verabredeten einen"Zeitpunkt.
    Bevor Shauny dort ankam, fiel ihr ein, daß sie noch mit Robert Gruener über den seltsamen Staub oder Sand auf dem Boden von Station-3 sprechen wollte. Sie hatte das unter dem Eindruck des realistischen und zugleich unsinnigen Traumes ganz vergessen.
    Sie holte das nach. Die Anzeige an ihrem Gerät blinkte, und eine Schrift erschien: SCHLAFE. NUR IN DRINGENDEN FÄLLEN WECKEN.
    Shauny entschied, daß ihr Fall nicht dringend war. Vielleicht genügte es, wenn sie ihre Beobachtung Aze mitteilte. Sie wählte ihren Weg nach Verlassen des Antigravschachts so, daß sie zuerst zur Station-3 kam. Sie wollte sich vergewissern, daß sie am Vorabend nicht einer Täuschung zum Opfer gefallen war, denn sie schien doch ziemlich müde gewesen zu sein. Darauf ließ auch der seltsame Traum schließen.
    Sie öffnete das Eingangsschott. Die Beleuchtung schaltete sich ein. Auf den ersten Blick schien alles unverändert. Auch der feine Sand lag an einigen Stellen auf dem Boden. Er schien aber etwas dünner geworden zu sein, was wahrscheinlich an der Luftzirkulation des Klimasystems lag.
    An einigen Stellen erkannte sie aber noch deutlich ihre Fußabdrücke.
    Und noch etwas.
    Andere, kaum erkennbare Abdrücke.
    Sie war sich nicht sicher, ob sie die am Vorabend übersehen hatte. Oder ob sie neu waren.
    Deutlich waren die Spuren nicht, denn sie waren sehr klein, nur vielleicht zwei oder höchstens drei Zentimeter lang. Auch die Form ließ sich nicht mehr genau erkennen. Shauny erinnerten sie ein wenig an ein dreiblättriges, ganz normales Kleeblatt mit extrem schmalen Blattstreifen.
    Sie konnte sich da aber auch täuschen.
    Nachdenklich ging sie zum Ausgang.
    Plötzlich vermeinte sie, zwischen zwei Pulten einen Schatten huschen zu sehen. Sie ging zu der Stelle und suchte alles ab, aber sie fand nichts. Da sie inzwischen die mit Aze verabredete Zeit überschritten hatte, schloß sie den Raum und eilte zur Station-2, wo die Arbeit auf sie wartete.
    Shaunys Gedanken waren etwas verwirrt. Vielleicht lag alles nur an dem seltsamen Traum, sagte sie sich.
    Aze erwartete sie. Gemeinsam begannen sie zunächst mit einer optischen Inspektion und einer Überprüfung auf Vollständigkeit. Noch bevor der erste Arbeitsakt abgeschlossen war, meldete sich Robert Gruener. „Shauny", begrüßte sie der Kybernetiker. „Guten Morgen! Du hast nach mir gerufen, als ich schlief? Was gibt es?"
    „Guten Morgen, Bob. Ich weiß nicht, ob ich etwas entdeckt habe, aber ich wollte es dir auf alle Fälle mitteilen."
    Sie berichtete von ihren Beobachtungen in Station-3 vom Vortag und von heute morgen. Den vermutlichen Schatten zwischen den Bedienerpulten erwähnte sie vorsichtshalber nicht. Und natürlich sagte sie auch nichts davon, daß sie einen absonderlichen Traum in der Nacht gehabt hatte. „Hm", machte Gruener. „Sand oder Staub? Das kann ich mir überhaupt nicht erklären. Ich komme nach dem Frühstück zu dir, und wir sehen uns

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