1654 - Komm in meine Totenwelt
nicht das Skelett, aber möglicherweise die Frau.«
»Tu das.«
Als er das Zimmer verlassen hatte, ging ich auch.
Das gefiel Al Carpenter nicht. Er wollte mich zurückhalten, und ich beruhigte ihn sehr schnell.
»Keine Sorge, ich hole Ihrer Frau nur ein Glas Wasser. Das könnte Wunder wirken.«
»Danke, ja.«
Meine Gedanken drehten sich um den unheilvollen Vorgang. Hier hatte eine starke Magie das Zepter übernommen, wobei ich nicht nur das Skelett meinte, auch die Frau war mir suspekt. Sie musste die Person sein, die Suzie Carpenter in ihren Träumen erschienen war. Und jetzt gab es sie real. Das war ein Problem, das für uns nicht so leicht zu lösen war.
Ich kehrte mit dem Wasser zurück in den Wohnraum.
Suzie Carpenter saß noch immer im Sessel, aber sie sah jetzt anders aus. Sie hatte nicht nur ihre Haltung verändert, auch der Schock, der sie in seinen Klauen gehalten hatte, war fast verschwunden. Dankbar nahm sie das Glas entgegen, das Al ihr reichte.
Sie musste es mit beiden Händen halten, um kein Wasser zu verschütten.
Wenn uns jemand weiterhelfen konnte, dann war sie es. Denn von Suko erfuhren wir nichts. Er kehrte zurück. Schnee lag auf seiner Kleidung und schmolz langsam weg.
»Sorry, aber unsere Freunde haben uns verlassen.«
Enttäuscht war ich nicht. Damit hatte ich gerechnet.
Aber wir würden nicht aufgeben, denn jetzt war nur eine Person wichtig.
Suzie Carpenter.
Wenn uns jemand helfen konnte, dann sie, und ich hoffte, dass ich mich nicht geirrt hatte…
***
Den Schock des Erlebten hatte sie zwar noch nicht völlig überwunden, aber es ging ihr besser, und sie war schließlich so weit, dass sie einige Fragen würde beantworten können.
Al hatte auch nichts dagegen, dass ich damit anfing. Er redete ihr zu, dass sie Suko und mir Vertrauen schenken sollte, was sie durch ein Nicken bestätigte.
Dann sprach sie davon, wie sie sich gefühlt und mit dem Leben abgeschlossen hatte, wobei sie ihre Hände von den Sessellehnen löste und sie zu Fäusten schloss.
Wir ließen sie reden. Sie brauchte das, um das Erlebte zu verarbeiten.
Al Carpenter hatte sich auf die Lehne gesetzt und streichelte immer wieder über ihr Haar.
Danach stellte ich die erste Frage und wollte wissen, wie die Frau mit dem Stundenglas und das Skelett ins Haus gekommen waren.
Die Antwort erfolgte prompt.
»Sie waren plötzlich da. Auf einmal standen sie hier. Ich habe sie weder gehört noch gesehen. Das kann ich nicht fassen und…«
»Aber Sie kannten die Frau.«
Da ich sie unterbrochen hatte, musste sie erst nachdenken.
»Ja, die kannte ich.«
»Und?«
Sie hob die Schultern. »Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll. Ich habe sie schon gesehen, aber nicht so wie jetzt, sondern in meinen Träumen. Da ist sie erschienen, und sie hatte immer dieses Skelett dabei.«
»Was wollte sie denn?«
Suzie Carpenter senkte den Kopf. »Das ist ganz einfach. Sie wollte, dass ich ihr folge. Ich sollte in ihre Totenwelt kommen. Ja, das hat sie verlangt. Und wenn ich mich weigern würde, wäre es mit mir vorbei. Dann würde ich getötet werden. Das hat sie mir hier gesagt. Ich habe erlebt, dass sie richtig sprechen kann. In Träumen habe ich sie zwar auch gehört, jedoch nicht so. Aber sie hat mir ihren Namen gesagt. Ich weiß jetzt, dass sie Rebecca heißt.«
Der Name sagte mir in diesem Fall nichts. Das Gleiche galt auch für Suko und Al Carpenter, denn beide hoben die Schultern.
»Es war also die Gestalt, die in Ihren Träumen erschienen ist?«
»Ja, mit dem Skelett. Es ist so etwas wie ihr Leibwächter, glaube ich.«
Die nächste Frage stellte Suko. »Haben Sie denn über einen Grund nachgedacht, weshalb gerade Sie ausgesucht worden sind?«
»Ja, das habe ich.« Sie hob die Schultern an. »Aber ich habe nichts herausgefunden. Das ist es ja. Ich - ich - bin mir keiner Schuld bewusst. Tut mir leid.«
Sie machte auf uns wirklich einen grundehrlichen Eindruck, und auch ihr Mann kannte keine Lösung. Er schüttelte den Kopf und sagte mit leiser Stimme: »Ich kenne auch keinen Grund, beim besten Willen nicht.«
»Wie bei Mara King«, sagte ich.
»Genau.«
Plötzlich zuckte Suzie Carpenters Kopf hoch. Durch die geweiteten Augen erhielt ihr Gesicht einen anderen Ausdruck. Zugleich machte sie auf uns einen unsicheren Eindruck.
»Was haben Sie gesagt?«, flüsterte sie.
»Was meinen Sie?«
»Den Namen.«
Den sprach Al aus, da er schneller war als ich. »Mara King, hat Mr. Sinclair gesagt.«
Es war keine
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