Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1654 - Komm in meine Totenwelt

1654 - Komm in meine Totenwelt

Titel: 1654 - Komm in meine Totenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
wurden wir mit einer grausamen Realität konfrontiert, die wir stoppen mussten.
    In diesem Fall reagierte Suko schneller als ich. Er hatte seine Beretta gezogen und feuerte.
    Es gab nur ein Ziel für ihn, und das war das Skelett. Er konnte es auch nicht verfehlen.
    Wo die Kugel genau traf, das war für mich nicht zu sehen. Ich hoffte, dass das geweihte Silber die Gestalt vernichtete. Ob das sofort passierte oder erst Sekunden danach, das war für uns nicht zu erkennen. Zumindest brach das Skelett nicht zusammen. Es richtete sich auf, fuhr krachend herum und ließ automatisch von seinem Opfer ab, das quer über einem Sessel lag.
    Ich schoss die nächste Kugel ab. Dabei hatte ich auf den hässlichen Schädel gezielt, aber nicht getroffen, denn die Gestalt zuckte in diesem Moment zur Seite.
    Ein erstes Ziel hatten wir erreicht. Suzie Carpenter war nicht gestorben.
    Al rannte auf sie zu. Er wollte seiner Frau unbedingt zur Seite stehen. Dass er dabei in die Nähe der gefährlichen Sense geriet, darauf nahm er keine Rücksicht, und sicherlich wäre er getroffen worden, aber das Skelett reagierte völlig anders.
    Auch wir wurden davon überrascht. Es war zuerst ein Pfeifen zu hören, das schon mehr einem Heulen glich. Dann wurde das mordende Knochengerüst von einer für uns nicht zu erklärenden Kraft erfasst und bewegte sich rasend schnell um die eigene Achse.
    Aber dabei blieb es nicht, denn das Drehen verwandelte sich in einen gewaltigen Sog, der das Skelett auflöste und es vor unseren Augen verschwinden ließ. Als wäre es von der normalen Welt in eine andere verschwunden.
    Nichts blieb mehr zurück, und wir waren in den folgenden Sekunden irritiert, bis ich einen Blick nach rechts warf und dorthin schaute, wo sich die Tür befand.
    Für einen Moment zeichnete sich dort eine Gestalt ab. Die Zeit war wirklich nur kurz, aber ich sah genau, dass es sich um eine Frau handelte, die ein Stundenglas in beiden Händen hielt.
    Bekleidet war die Frau mit einem dunkelgrünen schulterfreien Kleid. Für mich passte sie nicht in die Szenerie, und doch schien sie alles an sich gerissen zu haben. Sie war eine düstere Schönheit, die mich aus Augen anblickte, in denen die schwarzen Pupillen auffielen.
    Und dann war sie weg.
    Eine kurze Drehung hatte ihr ausgereicht. Danach schaute ich gegen die leere Wand und sah von ihr nichts mehr.
    Es war der Augenblick, an dem mir klar wurde, dass ich oder wir verloren hatten.
    Diese Unperson hatte alles für sich entschieden. Sie war eine geheimnisvolle Totenfrau, die sich als Begleiter oder Leibwächter ein Skelett ausgesucht hatte.
    Ich blieb nicht stehen. Nach ein paar Schritten hatte ich den Flur erreicht. Die Haustür stand noch offen. Ein wilder Flockenwirbel fegte in das Haus. Er nahm mir die Sicht auf alles, was sich vor dem Haus abspielte. Ich bekam weder das Skelett zu Gesicht noch die Frau mit dem Stundenglas.
    Hatten wir eine Niederlage erlebt?
    Nein, dem wollte ich so nicht zustimmen. Wir hatten einen Teilsieg errungen. Und was besonders wichtig war -, Suzie Carpenter lebte noch. Der Sensenmann oder die Frau im grünen Kleid hatten sie nicht töten können, und das musste uns Mut machen.
    Suko nickte mir zu, als ich das Zimmer betrat. Seine Stirn hatte sich in Falten gelegt, die Lippen deuteten ein erleichtertes Lächeln an, und so konnte auch ich mich entspannen.
    Suzie Carpenter saß wieder in einem Sessel. Sie hatte die Finger um die Lehnen gekrallt. Ihr Atem ging heftig, und sie hatte die Augen leicht verdreht, wobei sie nach links schielte, denn dort kniete Al, der auf sie flüsternd einsprach und versuchte, sie zu beruhigen. Er streichelte immer wieder über ihre Schulter, aber Suzie gab keine Antwort. Sie starrte ins Leere, und man konnte davon ausgehen, dass sie einen Schock erlitten hatte.
    Aus Carpenters Augen sickerten Tränen, das nahm ich wahr, als ich neben ihm stand.
    »Wir haben es geschafft!«, sagte ich leise.
    »Ja, ja, das haben wir…« Er warf seiner Frau einen Blick zu. »Aber ich kann nicht mit ihr sprechen. Sie - sie - scheint ganz woanders zu sein, verstehen Sie?«
    »Das sieht man.« Ich wollte ihn beruhigen und sagte: »Keine Sorge, sie wird wieder normal werden.«
    »Meinen Sie?«
    »Bestimmt, ich schätze Ihre Frau als sehr stark ein.«
    »Ja, das ist sie.«
    Suko verließ seinen Platz am Fenster. Als er mich erreichte, klopfte er mir auf die Schultern.
    »Ich schaue mich mal draußen um. Könnte ja sein, dass sie noch in der Nähe sind. Vielleicht

Weitere Kostenlose Bücher