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1654 - Komm in meine Totenwelt

1654 - Komm in meine Totenwelt

Titel: 1654 - Komm in meine Totenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Er nickte nur und trank schlürfend einen Kaffee.
    Auf dem Kopf trug er eine graue Wollmütze, die er tief in die Stirn gezogen hatte. Die Hälfte seines Gesichts war von grauen Bartstoppeln bedeckt, die sich nicht entscheiden konnten, einen richtigen Bart zu bilden. Dicke, feuchte Lippen fielen auf und einige Haarsträhnen, die unterhalb des Mützenrands in die Stirn fielen. Bekleidet war er mit einem grauen Mantel, der ihm bis zu den Fußknöcheln reichte. Um den Hals hatte er einen Schal gewickelt, und neben ihm auf dem Sitz lag ein alter Rucksack.
    Er trank die Tasse leer und ließ sie sinken.
    Suko hatte sich neben ihn gesetzt, ich hockte auf dem Beifahrersitz und hatte mich umgedreht, sodass ich ihn anschauen konnte.
    »Sie sind Roger Peters«, stellte ich fest.
    »Richtig. Und Sie?«
    Wir stellten uns vor. Dabei veränderte sich der Gesichtsausdruck des Mannes.
    »Scotland Yard? Nicht schlecht. Es scheint sich wohl doch um etwas Größeres zu handeln.«
    Mir fiel seine gewählte Sprache auf. Auch der interessierte Blick war nicht zu übersehen. Wir hatten es hier mit keinem normalen Obdachlosen zu tun. Darauf sprach ich ihn an.
    »Ja, Mr. Sinclair, Sie haben einen guten Blick. Mich hat die Krise aus der Bahn geworfen. Ich hatte eine kleine Firma, die ging pleite, und auch meine Frau wollte nichts mehr von mir wissen. Sie ist einfach verschwunden und hat mich allein gelassen. So endet man dann, wenn man völlig mittellos dasteht.«
    »Und jetzt leben Sie auf der Straße«, stellte ich fest.
    Er rang sich so etwas wie ein Lächeln ab. »Sagen wir so, Mr. Sinclair, ich lebe im Freien und muss mich an den ersten Winter gewöhnen, was alles andere als ein Spaß ist.«
    »Das kann ich nachvollziehen.«
    Roger Peters hob die Schultern. »Ich habe mich durchgeschlagen und mir hier in der Scheune einen Platz zum Schlafen gesucht. Mit Einwilligung des Bauern. Ich bekam auch zu essen, und ich habe dem Sohn des Hauses den Computer wieder richtig eingestellt. Es tat dann gut, sich mal wieder in aller Ruhe duschen zu können, aber schlafen wollte ich nicht im Haus. Ich mag den Geruch der Scheune, in der es nach Stroh riecht. So habe ich mich also dort lang machen können.«
    »Und Sie haben dann diesen schrecklichen Mord gesehen, Mr. Peters. Liege ich da richtig?«
    Er senkte den Blick. »Leider.«
    »Können Sie sich an Einzelheiten erinnern?«, fragte Suko.
    »Die Frau ist mit einer Sense umgebracht worden. Das jedenfalls haben die Kollegen uns gesagt.«
    »Weil ich es sah«, bestätigte er.
    »Und haben sie Ihnen auch noch mehr gesagt?«
    »Nicht wirklich.«
    Roger Peters lehnte sich so weit wie möglich zurück. Er drehte den Kopf, und sein Gesicht nahm so etwas wie einen entrückten Ausdruck an.
    »Ich wage es kaum, über die Szene zu sprechen, weil sie einfach so unwirklich war und eher in einen Horrorfilm gehörte als in die Realität. Es war sehr schlimm, furchtbar und unbegreiflich. Da war eine Frau auf der Flucht…«
    »Vor dem Sensenmann?«
    »Ja.« Peters schloss die Augen. »Er war ihr auf der Spur. Aber er war kein Mensch, sondern der Tod.« Er nickte und öffnete seine Augen. »Der leibhaftige Tod, wie ihn sich die Menschen vorstellen. Ein großes Skelett mit einer Sense in der Hand. Die Frau hatte keine Chance. Sie wollte ins Haus fliehen, aber das schaffte sie nicht mehr. Der Tod war schneller. Ein Schlag oder ein Streich reichte aus, und sie war tot.«
    »Und das Skelett?«
    »Verschwand.«
    »Einfach so?«, fragte Suko.
    »Ja. Es schien sich in Luft aufgelöst zu haben. Ich jedenfalls habe es nicht gesehen. Aber jetzt kommt es, meine Herren. Das Skelett war nicht allein. Es kam mit einer Begleiterin.«
    Ich musste schlucken. »Eine Frau?«
    »Genau.« Er ließ sich mit dem Weitersprechen Zeit, um unsere Überraschung zu genießen. »Ich habe die Frau erst später gesehen, weil ich der schrecklichen Tat zuschauen musste. Sie tauchte plötzlich auf wie ein Geist.« Er hob die Schultern.
    »Kann sein, dass sie sogar ein Geist gewesen ist. Sie trug bei dieser Kälte nur ein langes Kleid, als wäre sie soeben von einer Party gekommen. Es war schulterfrei, aber die Frau fror nicht. Sie blieb neben der Toten stehen und hatte etwas mitgebracht. Ich habe den Gegenstand zunächst nicht erkannt, bis mir auffiel, dass es sich um ein Stundenglas handelte. Sie hielt es fest und schaute zu, wie der letzte Sand von dem oberen Gefäß in das untere rieselte. Als das Gefäß leer war, lebte auch die Frau am Boden nicht

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