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1655 - Die »Heiligen« von London

1655 - Die »Heiligen« von London

Titel: 1655 - Die »Heiligen« von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Stirn.
    »Ja, das muss wohl so sein.«
    »Und ist es dabei geblieben?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Zwischen schauen und selbst tätig werden existiert noch ein großer Unterschied.«
    »Das ist wohl wahr.«
    »Hat Ihr Schwager diesen Graben denn übersprungen?«
    Jetzt geriet Elly Sanders in Verlegenheit. Sie wollte eine Antwort geben, fand aber die richtigen Worte nicht.
    »Sie wissen mehr - oder?«, fragte ich.
    Elly Sanders zierte sich. Zunächst hörten wir nichts von ihr. Sie bewegte nur ihre Schultern und wiegte den Kopf. Dann hatte sie die richtigen Worte gefunden.
    »Ich weiß nicht, ob es Ihnen weiter hilft. Aber es gibt da etwas, was ich erfahren konnte, was nicht meinen Ex anging, sondern eben seinen Bruder.«
    »Und was war das?«
    »Paul hat immer recht viel Geld verdient. Er war ein Experte und sah sich zudem als Wohltäter an. So hat er mit einer monatlichen Geldsumme eine bestimmte Institution unterstützt. Es ist ein Heim für Kinder und Jugendliche gewesen. Man kann auch Waisenhaus dazu sagen. Da sah sich Paul wirklich als der große Wohltäter an. Jeden Monat hat er eine Summe überwiesen.«
    Allmählich klärte sich der Nebel. »Hat er diesem Heim auch einen Besuch abgestattet?«
    »Ich denke schon.«
    »Sind dort nur Jungen untergebracht?«
    »Ja.«
    »Und wo liegt das Heim?«
    »Mitten in der Stadt. Es ist nicht aus der Welt wie so manche Internate. Es lieg in Vauxhall, nahe der South Lambert Road und auch in der Nähe des Vauxhall Parks.«
    »Wissen Sie, wer das Heim leitet? Oder welche Institution es unterstützt?«
    Sie hob die Schultern. »So genau kenne ich mich da nicht aus. Ich glaube, dass die Kirche ebenso Geld gibt wie die Stadt. Und natürlich auch die privaten Träger. Dazu gehörte ja Paul.«
    »Danke, das hat uns schon viel gebracht.«
    Elly Sander hob beide Hände. »Mehr kann ich Ihnen beim besten Willen nicht sagen. Ich mache mir schon jetzt Vorwürfe, dass ich überhaupt ausgepackt habe. Denn alles, was Sie von mir gehört haben, sind nur Vermutungen. Die Beweise fehlen mir.«
    Ich beruhigte die Frau. »Sie müssen keine Sorge haben, dass wir damit hausieren gehen. Aber wir werden uns dieses Heim einmal angehauen.«
    »Das kann ich Ihnen nicht verbieten. Und etwas sage ich Ihnen auch noch: Ich verspüre wirklich keine Trauer, aber ich werde Pauls Frau anrufen, obwohl wir uns nicht besonders verstanden haben, weil ich nicht begreifen konnte, dass sie so ein Leben führte. Da ist der Kontakt zwischen uns verloren gegangen. Mal sehen, wie sie jetzt reagiert. Ich glaube nicht, dass sie allzu traurig ist. Die Sanders-Brüder waren keine Menschen, mit denen man es aushalten konnte.«
    »Sie müssen es wissen.«
    »Und Sie suchen jetzt die oder den Täter, Mr. Sinclair?«
    »Das müssen wir.«
    »Haben Sie denn einen Verdacht?«
    »Noch nicht«, sagte Suko. »Wir stehen erst am Beginn. Aber Ihre Aussage wird uns sicher weiterhelfen.«
    »Dann wünsche ich Ihnen viel Glück.«
    »Danke, das können wir brauchen.«
    Es war alles gesagt worden. Wir verabschiedeten uns von Elly Sanders. Ihr Händedruck war fest, ihr Blick klar, und sie bat uns noch, ihr Bescheid zu geben, wenn wir den Täter gefunden hatten.
    Das versprachen wir ihr.
    Danach verließen wir den Laden und gingen zurück zu unserem Rover. Jeder hing seinen Gedanken nach und ließ sich das Gehörte noch mal durch den Kopf gehen.
    »Ich denke, John, dass wir eine wichtige Spur aufgetan haben. Deshalb ist es wichtig, dass wir uns dieses Haus mal aus der Nähe anschauen. Ein Vorteil, dass es mitten in der Stadt liegt.«
    So sah ich das auch. Ich fragte mich, ob die Mörder tatsächlich aus dem Heim kamen. Viel größer als Kinder waren sie nicht gewesen, obwohl ich mir nicht vorstellen konnte, dass Kinder zu diesen brutalen Morden fähig waren. Es sei denn, eine andere Macht hatte sie übernommen, und die war sicherlich nicht heilig…
    ***
    Von irgendwoher fielen Wassertropfen von der Decke. Jedes Aufschlagen gegen den Boden hinterließ ein bestimmtes Geräusch. Aber das Wasser sammelte sich nicht in einer Lache, es versickerte zwischen den Ritzen der alten Steine. Es war ein Keller, der für Greg und Gory zu einer zweiten Heimat geworden war. Hier fühlten sie sich wohl, hier konnten sie die Pläne schmieden, die sie irgendwann in die Tat umsetzten und eine blutige Spur hinterließen.
    Sie waren die Rächer, aber sie waren auch die Heiligen. Die Heiligen, die so gerecht waren und eine Sache ausübten, die längst fällig war.

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