1659 - Die Totengöttin
wühlten, der immer wieder auf den Straßen lag. Es würde auch weiterhin schneien. Für den Mittag war der Beginn angesagt worden. Suko atmete laut ein und blähte seinen Brustkorb auf. »Lilith hast du gesagt? Wohin läuft das denn? Hinein in den Horror der Urzeit?«
»Hoffentlich nicht.«
Suko blieb bei Assunga. »Und du meinst, dass die Schattenhexe aus dem Spiel ist?«
»Das denke ich. Sie geht einen anderen Weg. Ich habe noch nie gehört, dass sie etwas mit Lilith zu tun gehabt hätte. Aber die genaue Wahrheit werden wir noch finden müssen.«
»Wie Jane Collins.«
»Ja!«, sagte ich knirschend.
Selbstverständlich hatte ich mir Gedanken darüber gemacht, wo wir nach der Detektivin suchen mussten. Leider wusste ich nichts, und das ärgerte mich. Ich konnte mir zudem keinen Grund vorstellen, warum Jane gekidnappt worden war. Sollte sie in die magischen Ursprünge gezerrt werden? Wollte man sie wieder zurück in den Kreis der Hexen holen?
Das war alles möglich, musste aber von Suko und mir zurückgestellt werden, denn erst einmal mussten wir mehr über diese Malinka wissen. Sie war unsere einzige Spur. Alles andere konnten wir vergessen.
Wetterbedingt trafen wir verspätet ein. Glenda Perkins war natürlich schon da. Ich fragte mich immer wieder, wie sie es schaffte, so pünktlich zu sein. Für sie schien das Wetter kaum zu existieren. Ihr Grinsen sprach Bände, als sie uns begrüßte.
»Na, mal wieder nicht aus dem Bett gekommen? Oder gar nicht erst drin gewesen?«
»Von beidem etwas«, erwiderte ich.
Glenda sah meinem Gesicht an, dass es kein fröhlicher Morgen für uns gewesen war.
»Was ist passiert?«, wollte sie wissen.
Ich hielt mich mit einer Antwort zurück und holte mir erst mal einen frischen Kaffee. Hinter meinem Rücken tuschelten Glenda und Suko. Dann hörte ich ihre Frage.
»Stimmt es, dass Jane gekidnappt worden ist?«
Ich drehte mich um und gab acht, keinen Kaffee zu verschütten. »Ja, Glenda, es stimmt. Und wir haben keine Spur von ihr.«
Jane Collins und Glenda Perkins waren nicht die besten Freundinnen. Zwischen ihnen gab es schon seit Jahren eine gewisse Rivalität. Nun aber war Glenda blass geworden und wusste nicht, was sie mir antworten sollte. Ich trank die ersten Schlucke im Stehen und folgte Suko dann in unser gemeinsames Büro. Auch Glenda schloss sich uns an. Sie wollte wissen, ob wir keine Anhaltspunkte hatten, was sie sich kaum vorstellen konnte, aber das konnte ich nur bejahen.
»Aber wir haben einen Namen«, sagte Suko. »Malinka hieß die alte Frau, die getötet wurde. Wir müssen versuchen, etwas über sie herauszufinden. Die Fahndungsabteilung könnte sich damit beschäftigen, und auch du kannst deinen Computer anwerfen.«
»Werde ich machen. Zuvor aber muss ich euch sagen, dass ihr bald Besuch bekommen werdet.«
Ich krauste die Stirn. »Und wer soll das sein?«
»Ein Kollege von der Metropolitan Police. Er heißt Pernell Myers und hat hier schon recht früh angerufen. Ich habe ihm eine ungefähre Zeitspanne genannt, wann er hier eintreffen soll. Lange kann es nicht mehr dauern.«
»Hat er einen Grund für sein Kommen genannt?«
»Nein, hat er nicht. Ich habe ihn zwar danach gefragt, erhielt aber leider keine Antwort.«
»Okay«, sagte Suko. »Wir kümmern uns inzwischen um diese Malinka und…«
Da meldete sich das Telefon auf Glendas Schreibtisch. Sie huschte in ihr Büro zurück, während wir uns setzten. Ich tank die Tasse leer und schaute hoch, als Glenda zurückkam.
»Er ist gleich hier. Den Weg findet er allein.«
»Gut.«
Wir mussten nicht lange warten. Ein Klopfen erklang, dann betrat ein Mann in der Uniform eines Sergeants das Vorzimmer. Er hatte seine Mütze abgenommen, sodass sein Haarkranz am Hinterkopf freilag.
Er stellte sich vor, und wir schauten dabei in zwei hellwache blaue Augen. Auch wir sagten unsere Namen und baten ihn, sich zu setzen. Myers legte seine Mütze akkurat auf die Knie und sprach davon, froh zu sein, die Menschen mal kennenzulernen, von denen er schon einiges gehört hatte.
»Und was führt Sie zu uns, Kollege?«, erkundigte sich Suko.
»Das kann man nicht mit einem Satz sagen. Es ist auch mehr ein Gefühl, das mich hergetrieben hat, obwohl ich schon von diesem ungewöhnlichen Fall selbst überzeugt bin.«
»Dann fangen Sie am besten von vorn an«, schlug Suko vor.
»Gern. Wenn das nur so einfach wäre. Je mehr Distanz ich gewinne, umso stärker frage ich mich, ob ich richtig gehandelt habe. Sei's drum, ich
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