1659 - Die Totengöttin
Sie denn einen Plan?«
»In der Tat. Dass wir Ihnen glauben, steht fest. Ich habe meine Erfahrungen mit dieser Gestalt gemacht und ich sage Ihnen, dass wir sie stoppen müssen. Es kommt noch etwas hinzu. Mein Kollege und ich würden gern Ihre Hilfe in Anspruch nehmen.«
Myers sagte nichts. Er schluckte nur. Die Überraschung war ihm anzusehen. Sie hatte ihm einen positiven Schub versetzt, er rang nach Worten, fand sie schließlich und meinte: »Wenn Sie das vorschlagen - ich bin einverstanden.«
»Müssen Sie noch Ihren Vorgesetzten einweihen?«
»Nein. Man weiß, wo ich mich herumtreibe. Da müssen Sie sich keine Gedanken machen.«
Suko wollte wissen, ob Myers am heutigen Morgen schon Kontakt zu seinem Freund Goldman aufgenommen hatte.
»Nein, habe ich nicht. Ich wusste auch nicht, ob es wichtig war. Ich wollte ihn nicht stören.«
»Dann sollten wir zu ihm fahren.«
»Gern. Es ist auch besser, denn kaum einer kennt den Friedhof so wie er.«
»Gut.«
Perneil Myers stand auf. Er machte einen bedrückten Eindruck. Seine Stimmung passte zu dem, was wir draußen sahen. Es war ein grauer Tag, und aus den grauen Wolken rieselten inzwischen die ersten Flocken, die nicht weiß aussahen, sondern ebenfalls grau und an Schneeregen erinnerten.
»Soll ich Adam anrufen?«
Ich winkte ab. »Das können Sie von unterwegs aus tun. Dann wissen wir ungefähr, wann wir dort sein können.«
»Klar.«
Glenda hatte auf uns gewartet. Ich sah ihren fragenden Blick, und sagte nur: »Wir sind unterwegs.«
»Auch zu Jane?«
»Das hoffe ich.« Mit dieser Antwort hatte ich nicht unrecht. Jane war entführt und versteckt worden. Da konnte ein Friedhof durchaus ein passendes Versteck sein. Perneil Myers war nicht mit dem eigenen Fahrzeug gekommen. Er nahm auf dem linken Rücksitz des Rover Platz und holte sein Handy hervor.
»Ich werde Adam mal anrufen. Ich glaube nicht, dass er im Dienst ist. Mir hat er jedenfalls gesagt, dass er den Friedhof zumindest in den nächsten beiden Tagen meiden will. Er fühlt sich in seinem Haus am sichersten.«
Der Schnee erwischte uns wie ein Vorhang, der nicht abreißen wollte. Es waren jedoch keine dicken Flocken, sondern graue weiche Fäden, die gegen die Scheibe tupften und sofort danach wieder schmolzen.
Nie hätte ich gedacht, dass sich der Fall so entwickeln würde. Aber auch als Geisterjäger muss man hin und wieder Glück haben oder sich auf einen Wink des Schicksals verlassen.
Es hatte keinen Sinn, über das Wetter zu fluchen, das nun schon seit Wochen anhielt. Kalt war es immer, die Temperaturen schwankten zwischen tiefen Minusgraden und knappen Pluswerten. Im Moment lagen wir knapp über der Frostgrenze.
»Glaubst du, John, dass der Friedhof das richtige Ziel ist?«
»Na ja, zumindest spielt er eine Rolle.«
»Das schon.«
Im Fond stieß der Kollege einen leisen Fluch aus.
Ich drehte mich zu ihm um. »Was ist los?«
Myers ließ die Hand mit dem Handy sinken und schaute ins Leere. »Es ist wie verhext. Adam meldet sich nicht.«
Ich sah es als nicht so schlimm an. »Und was ist mit seiner Frau? Er ist doch verheiratet - oder?«
»Ja. Aber Holly meldet sich auch nicht. Das schlägt mir schon auf den Magen. Er hat mir doch gesagt, dass er im Haus bleiben und sich nicht um seinen Job kümmern will. Und jetzt frage ich mich, was ihn und seine Frau nach draußen getrieben hat.«
»Ich denke, Sie wissen die Antwort.«
Der Kollege wurde blass, als er sagte: »Dann war diese Nackte möglicherweise schneller als wir…«
***
Holly Goldman konnte es noch immer nicht fassen, dass sich ihr Mann die letzte Nacht schlaflos von einer Seite auf die andere gewälzt hatte und schließlich ins Wohnzimmer gegangen war, um sich vor die Glotze zu setzen.
Sie hatte ihn immer wieder nach den Gründen gefragt und stets die gleiche Antwort erhalten, die zudem von einem Kopf schütteln begleitet war.
»Es ist besser, wenn du nichts weißt, Darling.«
Das wollte sie nicht akzeptieren. »Hat es mit dem Friedhof zu tun?«
»Das schon.«
»Grabräuber?«
Er hob nur die Schultern.
Holly war mit ihm seit knapp zwanzig Jahren verheiratet. Sie kannte ihren Mann gut genug und wusste jetzt, dass sie an einem Punkt angelangt war, an dem er nichts mehr sagen würde. Da hatte er seinen Dickkopf.
Das Frühstück nahmen sie gemeinsam ein. Da hatte Adam seiner Frau eröffnet, dass er nicht in den Betrieb gehen würde.
»Ach. Und warum nicht?«
»Das schaffe ich nicht.« Er wischte über seine Stirn. »Ich
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