166 - Medusenfluch
Agassmea sarkastisch. »Die Knie unserer Feinde werden schlottern, wenn sie uns sehen.«
»Wir werden uns rächen, Agassmea! Du dich an Höllenfaust und ich mich an Terence Pasquanell.«
»Wenn du so etwas ins Auge faßt, mußt du zuerst deine Jugend zurückgewinnen, und damit deine ursprüngliche Kraft«, sagte die Tigerfrau.
»Es gibt etliche Möglichkeiten, das zu erreichen.«
»Welche kennst du?« fragte Agassmea.
»Ich brauchte mich bisher – für meine Person – nicht damit zu befassen«, antwortete die Totenpriesterin. »Nach einem Kampf auf Leben und Tod mit seinem Sohn Morron war Mortimer Kull schwer angeschlagen, deshalb brachte ich ihn nach Haspiran, um seine Genesung zu beschleunigen. Welchen Weg kennst du?«
»Nur einen«, erwiderte die Tigerfrau. »Ich habe ihn vor langer Zeit entdeckt und weiß nicht, ob ich ihn heute noch einmal finden würde. Ich müßte es versuchen, aber…«
»Ja?« fragte Yora gespannt. »Sprich weiter, Agassmea. Wir sind aufeinander angewiesen. Eine muß der andern helfen. Die Not schweißt uns zusammen.«
Die Tigerfrau schüttelte den Kopf. »Ein solcher Versuch wäre von vornherein zum Scheitern verurteilt.«
Yora griff nach Agassmeas Schultern. »Vielleicht nicht.«
Die Tigerfrau wies auf ihr Gesicht. »Du siehst doch, daß ich blind bin. Ohne mein Augenlicht könnte ich diesen verborgenen Weg niemals finden.«
»Ich kann dir dein Sehvermögen zurückgeben!«
»Du bist zu schwach, um irgendeinen Zauber zu bewerkstelligen.«
»Es ist kein Zauber nötig«, behauptete die Totenpriestern.
»Du scheinst vergessen zu haben, was ich dir erzählte: Ich habe Terence Pasquanell die Dämonenaugen weggenommen. Ich trage sie bei mir. Du kannst sie haben.«
Agassmea atmete aufgeregt. »Wirklich? Du würdest sie mir überlassen?«
»Unter einer Bedingung.«
»Sie ist schon erfüllt«, antwortete die Tigerfrau.
»Daß du mir hilfst, meine Jugend wiederzuerlangen.«
»Einverstanden«, sagte Agassmea heiser vor Erregung.
»Gib mir die Augen, schnell, gib sie mir, damit ich endlich wieder sehen kann. Es ist schrecklich, blind zu sein.«
Die Tigerfrau vernahm ein klickendes Geräusch, als die magischen Diamanten in Yoras Hand gegeneinanderstießen.
Sie spürte die Hände der Totenpriesterin in ihrem Gesicht, spürte, wie etwas Hartes in ihre Augenhöhlen gedrückt wurde und wie dieses Harte plötzlich nicht mehr hart war.
Und dann… dann konnte sie auf einmal wieder sehen!
***
Ich durchtrennte die engen Maschen des Netzes und schuf eine Öffnung mit meinem Taschenmesser, die groß genug war, um hindurchzuschlüpfen.
Als ich endlich wieder festen Boden unter meinen Füßen hatte und die Welt nicht mehr für mich Kopf stand, atmete ich erleichtert auf.
Ich klappte die Klinge in den Griff und steckte das Taschenmesser ein. Obwohl mich Abby Vymax eben erst überlistet hatte, wünschte ich mir, daß sie noch im Haus war, denn ein zweitesmal würde ihr das nicht gelingen.
Ich fischte meinen Diamondback aus dem Leder und war entschlossen, ihn sofort zu gebrauchen, wenn ich die Hexe wiedersah. Sehr vorsichtig kehrte ich um, wachsam und voll konzentriert setzte ich meine Schritte.
Es war möglich, daß Abby ein paar Sicherungen geschaffen hatte, für den Fall, daß es mir gelang, mich aus dem magischen Netz zu befreien.
Oder vertraute sie auf die Kraft des Netzes so sehr, daß sie das nicht für nötig hielt? Es würde sich herausstellen, wie vorsichtig Abby Vymax war.
Gespannt schlich ich durch das unheimliche Hexenhaus.
Nichts passierte, aber ich blieb weiterhin mißtrauisch. Es wäre in dieser Situation ein großer Fehler gewesen, dem Frieden zu trauen, denn er konnte jeden Moment wie eine dünne Seifenblase zerplatzen.
Zunächst hatte ich die Absicht, im ganzen Haus nach Abby zu suchen, aber dann überlegte ich es mir anders. Ich konnte das Risiko erheblich verringern, wenn ich zu Hause anrief und Mr. Silver bat, hierher zu kommen. Das hätte ich besser schon längst getan.
In der Zwischenzeit konnte ich das Hexenhaus draußen, im Wagen sitzend, beobachten. Kaum war dieser Entschluß gefaßt, strebte ich der Haustür entgegen, die sich ohne weiteres öffnen ließ.
Ich bestieg meinen Rover und wählte die Nummer meines Anschlusses und wartete.
Vicky meldete sich. Da sie sich immer gleich Sorgen um mich machte, erzählte ich ihr nicht, was geschehen war.
»Alles in Ordnung?« wollte sie wissen.
»Ja, alles bestens«, antwortete ich. »Ist Mr. Silver da?«
»Er
Weitere Kostenlose Bücher