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166 - Sohn dreier Welten

166 - Sohn dreier Welten

Titel: 166 - Sohn dreier Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel und Ronald M. Hahn
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zu orientieren. Was war mit ihm geschehen? Eben noch war er zwischen Sträuchern umher gekrochen, und jetzt saß er… an einem Wagenrad? Gefesselt?
    Daa'tan erschrak. Männer kamen auf ihn zu – große, düster dreinblickende Primärrassenvertreter mit Waffen am Gürtel, Äxte zumeist. Was wollten sie von ihm? Trotzig schob er das Kinn vor.
    »Ihr dürft mir nichts tun! Das ist nicht gestattet!«, rief er und erstarrte: Seine Stimme hatte gekiekst! Das war so peinlich!
    Die Männer tauschten viel sagende Blicke. Sie grinsten sich an, und Daa'tan spürte, wie ihm heiße Röte ins Gesicht stieg.
    Wütend zerrte er an den Stricken, die seine Hände hinter dem Rücken hielten. Einer der Männer trat zu ihm.
    »Lass es, Kleiner«, sagte er kühl, packte in Daa'tans Haar und zwang seinen Kopf zurück. Er musterte den Jungen, dann ließ er los und wandte sich an die Gefährten. »Das ist kein Tuurk!«
    »Bist du sicher, Oshetta?«, fragte jemand.
    »Ja. Seht euch seine Augen an«, sagte Oshetta und fügte hinzu, während er fort ging: »Wir sollten ihn trotzdem töten. Er ist unnütz! Ich sage dem Häuptling Bescheid.«
    Daa'tan wusste nicht, wie ihm geschah. Er kannte nichts anderes als Schutz und Fürsorge, und man hatte ihm immer gesagt, dass er etwas Besonderes sei. Galt das jetzt nicht mehr?
    In seiner Not rief der Junge nach seinem einzigen Verbündeten. (Grao'sil'aana! Kannst du kommen und mir helfen?)
    Doch er erhielt keine Antwort. Stattdessen kehrte Oshetta zurück – und brachte den Häuptling mit, der Ketten aus Gold und Muscheln trug. Schweiß glänzte auf der braunen Haut, und seine Augen waren so schwarz wie das Haar, das ihm bis auf die Brust herab fiel. Wortlos beugte er sich über Daa'tan.
    »Das ist der Junge, Shii-gan«, sagte Oshetta überflüssigerweise. »Wir haben ihn erwischt, als er sich anschleichen wollte. Was sollen wir mit ihm machen?«
    Shii-gan zögerte nur einen Moment.
    Dann sagte er: »Weg mit ihm!« und ging davon.
    Oshetta zog sein Messer aus dem Gürtel und trat näher.
    Daa'tan biss die Zähne zusammen; dennoch entrang sich ihm ein Wimmern, als ihn der Mann am Kinn packte, um die Kehle freizulegen.
    »Keine Angst«, sagte Oshetta ruhig. »Das geht ganz schnell.«
    Dann setzte er die Klinge an.
    ***
    »Ga-zinga!« , fauchte Buki'pa, als sie durch die Hintertür ins Freie stürmten und geduckt über den Hof eilten. Dort lag so viel Gerümpel, dass Quart'ol zweimal hinfiel, bevor sein Gefährte ihn in einen Verschlag zog, in dem es ätzend roch.
    Dass Buki'pa diesen wüsten Fluch überhaupt kannte, war schon schlimm genug. Dass er ihn über die Lippen brachte, ohne zu ergrünen, war kaum zu fassen.
    »Jetzt reicht es endgültig, Quart'ol«, fauchte Buki'pa. Er blickte durch die Ritzen ihres von grober Hand gebauten Verstecks. Es war eine winzige Hütte, kaum hoch genug, um aufrecht zu stehen. »Wir kehren um! Sofort! Wir blasen alle weiteren Hilfsaktionen für diese Stadt ab!«
    Quart'ol brummte leise vor sich hin. Das, was sie im Inneren des Turms erlebt hatten, hatte ihn so schockiert, dass ihm die Worte fehlten.
    Heiler waren also in dieser Region immun? Er war froh, dass Buki'pa keines von Rajeeds Worten verstanden hatte: Der Spott, der sich über ihn ergossen hätte, wäre unerträglich gewesen. Da saßen sie nun, von Verrückten und Fanatikern umgeben, die aus allen Ecken schossen, ohne sich zuvor zu erkundigen, auf wessen Seite man stand.
    Nichts deutete darauf hin, dass die Heilstätte ein Angriffsziel war. Keine brüllenden Horden hatten den Turm gestürmt. Die Hintertür, durch die sie in ihrer Panik geflohen waren, stand noch immer offen, und keine Krieger ergossen sich auf den Hof, um sie zu massakrieren.
    War der arme Rajeed von einer fehlgeleiteten Salve getötet worden?
    »Die Menschen hier sind von Sinnen«, raunte Buki'pa aufgebracht. »Schau nur, dort drüben…«
    Quart'ol reckte den Hals. Als er sah, was sich am anderen Ende des Hofgeländes tat, stockte ihm der Atem.
    Da rangen einige Gestalten miteinander… Die Stimme einer Menschenfrau schrillte durch die Nacht.
    Im Sternenschein sah er eine Gestalt mit gelbem Haar, die sich mit Händen, Füßen und Zähnen gegen zwei Kerle wehrte. Doch als er aus der Hütte trat, hörte er vor sich ein Knurren.
    Buki'pa schrie, als ein spitzzahniges Gebiss nach Quart'ol schnappte. Eine Hundemutation – groß und kräftig, mit platter Schnauze und flammenden Augen! Seine Hand fuhr blitzartig unter die Kutte, um den Schockstab

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